An den todkranken Bub wird sich Thomas Bihler ein Leben lang erinnern. Dessen letzter Wunsch war es, zu fliegen. Bihler, Vorsitzender des Flughafenvereins München, ermöglichte einen Flug nach Hamburg mit Besuch im Cockpit und sorgte so für strahlende Kinderaugen. Drei Tage später starb der Bub. Anderen Menschen zu helfen oder ihnen eine Freude machen, ist für den Landsberger ein Lebensinhalt. Für sein außergewöhnliches, ehrenamtliches Engagement erhält er jetzt die Silberdistel unserer Zeitung.
Thomas Bihler hat viel zu erzählen. Der gebürtige Landsberger wechselte nach seiner Bundeswehrzeit in den Personenschutz. In Bonn war der heute 61-Jährige unter anderem für die Sicherheit von Bundeskanzler Helmut Kohl, Verteidigungsminister Gerhard Stoltenberg und Manfred Wörner zuständig. Bihlers Leidenschaft fürs Fliegen führte ihn 1992 nach München. Der neue Flughafen faszinierte ihn. Auch dort war und ist er im Bereich Sicherheit tätig, aktuell als Leiter operative Dienste. Nächstes Jahr will er in den Ruhestand gehen.
Ein 78 Meter langer Fleckenteppich als Startschuss für weitere Hilfsaktionen
Schnell führte Bihlers Weg in den Aufsichtsrat. Mittlerweile ist er Stellvertreter des Aufsichtsratsvorsitzenden, des bayerischen Finanzministers Albert Füracker. Sein ehrenamtlicher Einsatz für Menschen in Not begann 1996. Thomas Bihler engagierte sich im eben gegründeten Flughafenverein und hatte mit anderen die Idee für eine besondere Benefizaktion für eine Behinderteneinrichtung in der Nachbarschaft. 78 Personen sollten in 78 Stunden einen 78 Meter langen Fleckenteppich weben, der dann am 78 Meter hohen Tower des Münchner Flughafens befestigt wurde. „Die Aktion war ein voller Erfolg“, erzählt Bihler.
Der Fleckenteppich war der Startschuss für viele weitere Hilfsaktionen, die den Landsberger in Krisengebiete auf der ganzen Welt führten. Der Flughafenverein unterstützte dabei vorwiegend Senioren- und Kinderheime, die von Flutkatastrophen, Erdbeben, Kriegen oder Hungersnöten betroffen waren. Zuletzt war der 61-Jährige Ende Februar nach dem verheerenden Erdbeben in der Türkei im Grenzgebiet zu Syrien. Er selbst erlebte ein Nachbeben der Stärke 6,4. „Diese Nacht werde ich nie vergessen“, sagt er heute. Im Schlafanzug rannte er aus dem Hotelzimmer und musste die Nacht bei eisigen Temperaturen im Auto verbringen.
Väter, die mit bloßen Händen in den Trümmern nach ihren Kindern suchen
Doch viel mehr in Erinnerung bleibt Bihler das Leid der Menschen in der Türkei. In einem völlig zerstörten Stadtviertel seien über 1500 Kinder gestorben. Für jedes sei ein Luftballon aufgehängt worden. „Das lässt einem keine Ruhe.“ Auch der Blick in ängstliche Kinderaugen. Von Mädchen und Buben, die ihre Familie verloren haben. Oder die Verzweiflung von Vätern, die mit bloßen Händen in den Trümmern nach ihren Kindern suchen. Der Flughafenverein hilft ihnen schnell und unbürokratisch. Meist werde vor Ort gekauft, was benötigt wird: Wasser, Kleidung, Spielzeug.
„Helfen tut gut“, sagt Thomas Bihler. Seine beiden mittlerweile erwachsenen Töchter sind ebenfalls sozial engagiert. Leid gebe es nicht nur im Ausland. Wer mit offenen Augen durch eine Stadt wie Landsberg gehe, sehe es auch hier. Und so kommt es vor, dass der 61-Jährige einem Bedürftigen einen Geldschein zusteckt. Kraft tankt Tobias Bihler in der Natur und beim Fliegen. „Wer hilft, der darf auch Feiern“, ist seine Devise. Und so engagiert er sich auch im Landsberger Faschingsverein Licaria. Aber auch die Gespräche mit Freunden helfen, das Erlebte zu verarbeiten. Etwa seine Fahrten in die Ukraine. Zweimal war er dort, lieferte Medikamente für ein Kinderheim. Auf dem Rückweg nahm er eine Frau mit drei Kindern im Auto mit und brachte sie nach München.
Das ist die Silberdistel unserer Zeitung:
Auszeichnung: Mit der Silberdistel ehrt unsere Redaktion seit vielen Jahren Menschen aus der Region für ihr besonderes, bürgerschaftliches Engagement.
Handwerk: Der Preis besteht aus einer Urkunde und einer kunstvoll in Silber gearbeiteten Distelblüte, die eigens in der „Alten Silberschmiede“ in Augsburg angefertigt wurde.
Vorschläge: Jede Leserin, jeder Leser kann Vorschläge für unsere Auszeichnung machen. Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner finden sich in unseren Lokalredaktionen.