Juristisch ist die Sache ausgestanden: Die beiden Augsburger CSU-Politiker Bernd Kränzle und Rolf von Hohenhau haben ihre Klage gegen eine 68-jährige Leserbriefschreiberin aus dem Augsburger Stadtteil Kriegshaber zurückgezogen. Die politische Aufarbeitung des Vorgangs, der bundesweit Schlagzeilen macht, dauert an.
Ministerpräsident und CSU-Parteichef Horst Seehofer hat sich der Sache angenommen. Und Seehofer ist stinksauer auf die Parteifreunde in Augsburg. Das sagt er auch deutlich. Am Rande der Landtagssitzung diese Woche in München ließ Seehofer seiner Wut über die Akteure im kleinsten CSU-Bezirksverband freien Lauf. Die CSU solle „eine moderne, frische, liberale und bevölkerungsnahe Partei“ sein. Darüber rede er immer wieder, auch mit den Augsburger CSU-Politikern: „Ich frage mich, hören die überhaupt zu?“ Dann sagte er, was in Anbetracht der jahrelangen Turbulenzen in der Augsburger CSU durchaus als Drohung verstanden werden kann: „Ich kümmere mich um diese Geschichte, da können Sie sich drauf verlassen.“
Die Vorgeschichte ist schnell erzählt: Johanna Holm, früheres CSU-Mitglied, hatte in einem Leserbrief geäußert, dass Landtagsabgeordneter Bernd Kränzle mit seinen Verbündeten, Kreischef Rolf von Hohenhau und Bezirkschef Johannes Hintersberger, den scheidenden Bundestagsabgeordneten Christian Ruck (CSU) „aus dem Feld gekickt“ habe. An Rucks Stelle wird im September der Augsburger Ordnungsreferent Volker Ullrich antreten.
Holms Äußerung gilt in politischen Kreisen als nachvollziehbar. Kränzle und von Hohenhau gingen zunächst gegen die Frau juristisch vor. Johanna Holm ließ sich aber nicht unter Druck setzen und machte die Sache öffentlich. Die „Augsburger Allgemeine“ berichtete in ihrem Lokalteil. Die Empörung der Bürger war groß. Auch überregionale Medien griffen das Thema auf und machten die Augsburger CSU-Politiker zur Lachnummer. Sie ruderten zurück.
Vor allem Bezirkschef Hintersberger gerät einmal mehr unter Druck. Er stellt sich nächsten Mittwoch beim Parteitag zur Wiederwahl. Augsburgs Oberbürgermeister Kurt Gribl, der bei Seehofer volle Rückendeckung genießt, gehört nicht unbedingt zu Hintersbergers engsten politischen Freunden. Zwei Lager stehen sich in der Partei gegenüber.