In der Energiewende steht Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) vor einem schweren Kampf: allein gegen fast alle. 14 Bundesländer halten nichts von seiner Forderung, den Bau neuer Gaskraftwerke zu subventionieren, wie eine dpa-Umfrage in den Landeshauptstädten und Stadtstaaten ergeben hat. Hessen als fünfzehntes Bundesland bleibt in der Debatte neutral. Deutschland hat 16 Bundesländer.
Die Zuschüsse für Gaskraftwerke spielen in Seehofers Überlegungen eine zentrale Rolle: Die Produktion von Gasstrom in Bayern könnte zumindest eine der geplanten Höchstspannungstrassen aus Nord- und Ostdeutschland nach Bayern überflüssig machen – im Idealfall sogar beide. Scheitert Seehofer mit seinen Forderungen in Berlin, muss er in Bayern mit wütendem Protest der Trassengegner rechnen.
Der Brandenburger Ministerpräsident Dietmar Woidke wählt Worte von bayerischer Deutlichkeit: „Die Vorstellung von Herrn Seehofer, dass die Verbraucherinnen und Verbraucher auch noch den Bau überflüssiger bayerischer Gaskraftwerke finanzieren sollen, ist völlig indiskutabel“, sagt der SPD-Politiker. „Mit mir wird es keine Zustimmung für eine solche Lex Bayern geben.“
In mehreren Landeshauptstädten ist von „Kleinstaaterei“ die Rede. Die Energiewende sehe nach und nach die Umstellung auf erneuerbare Energien vor, sagt Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD). „Gaskraftwerke auf der Basis hoher Subventionen passen dazu nicht.“ Seehofer hatte zwischenzeitlich angedeutet, Nordrhein-Westfalen könnte zum Verbündeten werden. Dafür gibt es wenig Anzeichen. „Niemand in Nordrhein-Westfalen – aber auch darüber hinaus – hegt dafür irgendwelche Sympathien“, sagt Wirtschaftsminister Garrelt Duin (SPD): „Seehofer allein zu Haus.“
Und in Schleswig-Holstein argumentiert Ministerpräsident Thorsten Albig (SPD), dass Bayern auf Stromleitungen angewiesen sei: „Der Strom aus norddeutschen Windmühlen hält Bayern am Laufen.“ Das grün-rot regierte Baden-Württemberg wirft Seehofer vor, mit seiner Forderung süddeutschen Interessen zu schaden: „Das bedeutet nicht nur für Deutschland, sondern für ganz Süddeutschland höhere Strompreise zulasten der Verbraucher“, sagt Regierungssprecher Rudi Hoogvliet in Stuttgart. Das ist deswegen von Bedeutung, weil Bayern und Baden-Württemberg ähnliche Interessen und eine vergleichbare Ausgangslage haben. Beide Bundesländer sind industrielle Kraftzentren, und beide sind überdurchschnittlich von Atomstrom abhängig.
Unerfreulich für Seehofer: Der Wirtschaftsbeirat Bayern – geleitet von CSU-Parteifreund Otto Wiesheu – teilt die außerbayerischen Bedenken. Denn nach Berechnungen des Wirtschaftsbeirats müsste ein Gaskraftwerk mit 3,5 Cent pro erzeugter Kilowattstunde subventioniert werden, um rentabel arbeiten zu können. Die dem Freistaat nach der Abschaltung des letzten Atomkraftwerks Ende 2022 drohende „Stromlücke“ wird sich nach derzeitigen Schätzungen auf etwa 25 Milliarden Kilowattstunden belaufen. Wollte Bayern auf neue Trassen komplett verzichten und diese 25 Milliarden Kilowattstunden mit Hilfe von Gas erzeugen, könnte das die Steuerzahler somit knapp 900 Millionen Euro kosten, sofern man von den Berechnungen des Wirtschaftsbeirats ausgeht.
Wiesheu und sein sehr CSU-nahes Gremium schlagen deswegen Alarm: Der Verzicht auf neue Leitungen und der Bau von Gaskraftwerken könnten dazu führen, dass der Strom in Bayern um bis zu 30 Prozent teurer wäre als in Norddeutschland, warnt der Wirtschaftsbeirat in einem Positionspapier. Ganz abgesehen davon würde die Abhängigkeit von Russland steigen.
In der Vergangenheit hat Seehofer mehrfach bewiesen, dass er CSU-Forderungen nach jahrelangem Kampf auch gegen sehr große Widerstände durchsetzen kann. Dazu zählen das Betreuungsgeld und die Pkw-Maut. Doch in beiden Fällen waren weder andere Bundesländer noch das gesamtdeutsche nationale Interesse berührt. Und außerdem hatte Seehofer bei beiden Themen viele Jahre Zeit. All dies ist bei der Energiewende anders.
Wind und Sonne hier bei und sind halt mal - so wünschenswert es auch wäre - langfristig zu unzuverlässig also muss man den Strom aus dem Norden irgendwie in den Süden bringen.
Ich glaube Seehofer könnte sich mit diesen Stromtrassen sogar anfreunden, wenn sie ihm nicht so sehr um die Ohren gehauen werden würden. Gas will man nicht, Kohle auch nicht und Atom schon gar nicht. Wind und Sonne allein gehen auch nicht, also was bleibt denn dann noch übrig???
Und mal davon abgesehen: Ein 80 Meter hoher Strommast ist bei weitem ein weniger gravierender Einschnitt in die Natur als ein 200 Meter hohes Windrad. An neuralgischen und kritischen Punkten kann man Stromleitungen im Gegensatz zu Windrädern auch unterirdisch verlegen – wenn man nur will!
Lieber eine "Starkstromtrasse" in 800 Metern als eine Windmühle in 2000 Metern Entfernung.
Ich tausche meine nahegelegenen 12 Windmühlen gerne gegen eine Stromtrasse aus.
Stromtrassen sind auch nicht mal halb so hoch.
Genau diese Gaskraftwerke samt ihrer hohen Subventionen werden wir aber brauchen, wenn unsere AKWs abgeschaltet sind. Es wird halt noch ein paar Jahre dauern, bis die Grünen Ideologen das auch verstanden haben. Die technischen Grundlagen dafür könnten sie heute schon nachlesen: http://www.vernunftkraft.de
Alternativ könnten wir natürlich auch den Strom aus (mehr oder weniger unsicheren AKWs) von Frankreich und Tschechien beziehen, wie wir es heute schon tun, wenn kein Wind weht und nachts die Sonne nicht scheint.
Abgesehen davon, Wasserstoff kann man in Brennstoffzellen direkt zu Stromerzeugung benutzen. Das ist zwar nicht ganz billig, auf dauer aber billiger als eine Abhängigkeit von Putin und seinen Kameraden.
Sie werden, wenn Sie das lesen und verstanden haben, wissen, warum das von Ihnen Geschriebene nicht möglich ist.
Windkraft - wird Zeit das diese häßlichen ineffektiven Spargel "gesprengt" werden.
Windkraft - Nein Danke! (Wo gibts solche Aufkleber?)
Da wären die Politiker gefordert. Die, der Drehhofer voran, machen aber lleber in Populismus. Zwei mickrige Stromleitungen sind angeblich nicht notwendig. Tatsächlich würden sie eventuell ein paar Stimmen bei der nächsten Wahl kosten, das geht gar nicht.
Was meinen Sie, was Europas Sanktionen gegenüber Russland wert sind, wenn Herr Putin oder wer-auch-immer uns dafür einfach den Gashahn abdrehen kann?
Zum Zwecke kurzfristiger Wahlerfolge hat Herr Seehofer offenbar die Disziplin "Weitblick" in die Rumpelkammer verbannt. Das kann man tun, wenn man selber die Taktik "nach mir die Sintflut" verfolgt, aber für die, die nach der Sintflut kommen, macht das das Leben nicht gerade leichter. Ich bin nur mal gespannt, wie sich die Nach-Seehofer-CSU aus der Sache rausredet, wenn es wirklich knirscht. Oder glaubt man auch in diesen Kreisen so ähnlich wie anscheinend die griechische Regierung, wenn man erstmal gewählt sei, werde man sich schon irgendwie (bis zum Eintritt der Altersruhegelder) durchwursteln?
Menno!
Das Problem ist aber , daß die Dinger bekannterweise relativ träge "agieren".
Und weil wir ja Alle immermehr Windräder und PV für die Stromwende wollen;-)
und weil diese "Stromerzeuger" höchstvolatil sind ( Flatterstrom/Zappelstrom)
bräuchten wir halt was Zuverlässiges was dann auch im Minutenbereich ....
sagen wir mal "wieder Ruhe reinbringen könnte".
Die "German Energiewende".
Ist ja schön wenn Sie Ihrerseits an solche Märchen glauben. Dann kann man Ihnen vermutlich auch das Ding mit den Sterntalern erzählen, die einem einfach in den Schoß fallen?
OK. Windräder und PV werden es also nicht reißen. Was dann? Kalte Kernfusion? Nullpunktsenergie? Statt immer nur zu erzählen wie es Ihrer Meinung nach nicht geht, erzählen Sie uns und insbesondere mir doch mal wie es definitiv und wirklich gehen wird. (Und bitte vertun auch Sie sich dabei nicht mit den Größenordnungen und den Einheiten für Leistung und Arbeit/ Energie
Das wär wenigstens mal was Neues.
Solang glaub ich unbeirrt: nix ist beständiger als der Wandel oder: Stillstand ist Rückschritt. Nochmal: