Am Beckenrand stehen, Kaffee trinken und sich mit den Gästen unterhalten. So stellen sich einige den Beruf eines Schwimmmeisters vor. Jedoch muss ein Bademeister, wie er umgangssprachlich genannt wird, weitaus mehr beherrschen, als nur den Überblick über die Becken zu haben. Die Ausbildung umfasst unter anderem technische, chemische und medizinische Inhalte. Zum Start in die Freibadsaison werden solche Fachkräfte vermehrt gesucht – aber die Bewerbungen bleiben oft aus.
Etwa 2500 Stellen in Deutschland seien unbesetzt, schätzt der Bundesverband Deutscher Schwimmmeister (BDS). Etwa 400 Städte und Kommunen benötigen bundesweit ab sofort ausgebildete Fachkräfte. Davon liegen rund 50 in Bayern. An die 170 Kommunen suchen nach Lehrlingen. Auch den unterfränkischen Bädern ist das Problem bekannt. Seit vielen Jahren mangelt es an Fachangestellten für den Bäderbetrieb – so die offizielle Bezeichnung.
„Gerade zum Saisonstart ist es immer wieder ein Problem“, weiß Peter Buchner, Betriebsleiter des Hallenfreibads Miltenberg und des Erftalbads in Bürgstadt. Personelle Engpässe gebe es in beiden Bädern nicht. Jedoch sei eine Lehrlingsstelle, die seit drei Monaten ausgeschrieben ist, noch nicht besetzt. „Bis jetzt hat sich noch kein einziger gemeldet“, sagt Buchner. Bisher wurden in den zwei Betrieben 14 Fachkräfte ausgebildet, nur fünf sind in dem Job heute noch tätig.
Im Aqua-Sole in Kitzingen werden zwei Schwimmmeister gesucht – ab sofort. Den Mangel bekommen auch das Freibad in Thüngersheim (Lkr. Würzburg) und das Wonnemar in Marktheidenfeld (Lkr. Main-Spessart) zu spüren. Hier ist jeweils eine Stelle zu vergeben. Eine Fachkraft in Thüngersheim werde seit Januar gesucht, die Bewerbungen blieben allerdings aus, erzählt Melanie Leist von der Gemeinde. Bis vor kurzem noch auf der Suche war das Terrassenfreibad in Bad Kissingen. Nun konnten zwei Posten besetzt werden.
Eine Azubistelle hingegen blieb offen. Im Freibad in Bischofsheim (Lkr. Rhön-Grabfeld) bestehe zwar kein „klassischer Bedarf“, aber eine Teilzeitkraft werde gesucht, teilt Kämmerer Joachim Dierolf mit.
Für Badegäste bedeutet Freibad: sauberes Wasser, planschen und in der Sonne baden. Für Schwimmmeister heißt es Wochenend- und Schichtarbeit, kein Urlaub im Sommer und hohe technische Anforderungen. „Es ist ein Beruf, der häufig unterschätzt wird. Dabei ist er sehr vielfältig“, meint Verena Dambach, Chefin des Kitzinger Aqua-Sole.
„Wenn man den Job ernst nimmt, hat man gut zu tun“, weiß auch Detlev Buchholz aus eigener Erfahrung. Er ist Schwimmmeister im Karlstadter Freibad (Lkr. Main-Spessart). An Spitzentagen kommen bis zu 2600 Besucher ins Bad. „Wenn man in der Verantwortung steht, ist man permanent unter Strom“, sagt Buchholz. Der 56-Jährige muss unter anderem Wasserproben auswerten und die Wasseraufbereitungsanlagen im Untergrund des Bades bedienen. Hinzu kommen neue Herausforderungen wie die Flüchtlingssituation. Viele Flüchtlinge könnten nur schlecht oder gar nicht schwimmen. Auch generell nehme die Zahl der Nichtschwimmer zu, betont Buchholz. Dadurch käme es häufiger zu Rettungseinsätzen im Freibad.
Ein weiterer Grund für den Fachkräftemangel ist die Bezahlung. Sie habe sich dem gestiegenen Arbeitspensum nicht genügend angepasst, kritisiert BDS-Präsident Peter Harzheim. Ein Einsteiger verdient rund 2000 Euro brutto im Monat, ein Meister bis zu 3200 Euro.
Bei 14 Freibädern hat die Redaktion in der Region exemplarisch nachgefragt. Davon sind bis auf das Aqua-Sole in Kitzingen, das Wonnemar in Marktheidenfeld und das Freibad in Thüngersheim momentan keine Betriebe auf der Suche nach Fachkräften. Aber nicht nur sie werden benötigt, der Bedarf an Rettungsschwimmern ist ebenfalls jede Saison hoch.
Im Sport- und Freizeitbad Silvana in Schweinfurt werden im Sommer zusätzlich bis zu acht Rettungsschwimmer benötigt. Regulär sind es vier Stellen. Auch das Würzburger Nautiland und Dallenbergbad sowie das Freibad in Volkach (Lkr. Kitzingen) sind auf der Suche. „Genug Rettungsschwimmer zu finden, ist jedes Jahr aufs Neue eine Herausforderung“, so Philipp Spensberger, Abteilungsleiter Bäderbetrieb in Schweinfurt. Mit Informationen von dpa
Beheizt baden im Mai
Um die 16 Grad am 1. Mai in Unterfranken sind nicht unbedingt bestes Badewetter. Trotzdem ließen sich die ersten Bahnen draußen ziehen. Etwa in Karlstadt (Lkr. Main-Spessart), wo das Freibad über Abwärme des benachbarten Zementwerks beheizt wird, auf 25 bis 27 Grad. Das Freibad ist im Mai und September von 9 bis 19 Uhr und von Juni bis August täglich von 8 bis 20 Uhr geöffnet. Das Triamare in Bad Neustadt (Lkr. Rhön-Grabfeld) hat von Mai bis September täglich von 9 bis 21 Uhr geöffnet. Hier wird das Freibadwasser solarbeheizt, am Sonntag waren aber nicht mehr als 12 Grad drin.