Dass 650 Lehrkräfte auf eine Parole brav mit einer anderen Parole antworten, ist ungewöhnlich, aber nicht ausgeschlossen. Dies zeigte sich am Freitag bei der Landesdelegiertenkonferenz des Bayerischen Lehrerinnen- und Lehrerverbands (BLLV) in Würzburg. „Bildung kann’s“, kam vom Rednerpult – und die Antwort tönte im Chor aus dem Saal: „Wir können Bildung!“
Bayerns Lehrkräfte, die durch neue Unterrichtsmethoden während der Pandemie und viele Zusatzaufgaben durch die Zuwanderung stark belastet waren und sind, bestärkten sich also selbst. Zumindest an diesem Freitag wäre das nicht nötig gewesen: Lob und eine Extraportion Dank für das große Engagement der bayerischen Lehrerinnen und Lehrer kamen im Wahlkampfjahr von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) höchstselbst.
A13 für Grund- und Mittelschullehrer soll schneller kommen als geplant
„Wertschätzung muss sich in Geld abbilden“, sagte Söder unter dem Applaus der Delegierten. Er bezog sich dabei auf die langjährige Forderung des BLLV nach einer Heraufstufung der Eingangsbesoldung für Grund- und Mittelschullehrkräfte von der Tarifstufe A12 auf A13. Bis zu 7000 Euro mehr im Jahr kann diese Anpassung an die Gehälter von Realschul- und Gymnasiallehrkräften bedeuten. Die sukzessive Erhöhung in mehreren Schritten und über mehrere Jahre ist bereits beschlossene Sache. Markus Söder legte aber noch eine Schippe drauf: „Ich verspreche Ihnen eine schnellere Aufstockung auf A13 als bisher geplant“, erklärte Söder. Details nannte er nicht. Wer erwartet hatte, dass aufgrund reichlich unkonkreter Ankündigungen sich der lang angestaute Zorn der Lehrkräfte entladen würde, sah sich getäuscht.
Dass Bayerns Schulen 400 dringend benötigte Verwaltungskräfte bekommen, ist ebenfalls schon beschlossen. Auch auf die Forderung des Lehrerverbands, Lehrkräfte zu entlasten und ihnen „mehr Zeit für Pädagogik“ zu lassen, ging Söder am Freitag ein und versprach: „Ich mache Ihnen das Angebot für ein gemeinsames Konzept, Schule in den nächsten Jahren besser zu machen.“ Das klingt gut im Wahlkampf– wie viel davon in Zeiten des Personalmangels wahr wird, steht in den Sternen.
BLLV: "Den Einheitslehrer wollen wir nicht"
Wieso Pädagogen und Pädagoginnen entlastet werden müssen, erklärte BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann, die in Würzburg mit mehr als 90 Prozent der Stimmen wiedergewählt wurde. Wenn das Personal so knapp sei, dass „man es mit dem Lasso einfangen muss“, sei es unumgänglich, die Vielzahl von Zusatzaufgaben, die den Schulen aufgedrückt würden, zu reduzieren.
Dabei nannte sie die Module „Verkehrserziehung“ oder „Ernährung“, die nicht unbedingt Kernaufgaben der Schule seien. „Es vergeht kein Monat, wo nicht jemand ein zusätzliches Fach in der Schule installieren will, Fächer wie ‘Lebenspraxis’, ‘Achtsamkeit’ oder ‘Finanzwesen’ etwa“, sagte Fleischmann. Dass aber „weniger Menschen mehr Aufgaben erledigen“ sollten, das gehe nicht, so die BLLV-Präsidentin. Ihre neue Forderung: „Das Lehrerbild muss sich ändern.“ Einer stark vereinheitlichten Ausbildung von Lehrkräften unterschiedlicher Schularten, wie sie derzeit in Deutschland angesichts des Lehrermangels heiß diskutiert wird, erteilte Fleischmann für Bayern aber eine klare Absage: „Den Einheitslehrer wollen wir nicht.“
Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler), gestand ein, dass es nicht genug Lehramtsbewerber in Bayern gebe, die beide bayerischen Staatsexamina hätten, sodass man auf Quereinsteiger zurückgreifen müsse. Piazolo bestätigte auch, dass „Dienstunfähigkeiten“ unter Lehrern zugenommen hätten und erklärte, man dürfe als engagierter Lehrer „nicht übers Limit gehen“. (mit sari)