Der Deutsche Alpenverein (DAV) sieht keine Zukunft für den reinen Pistenskitourismus in den bayerischen Alpen: „Es wird wärmer in den Bergen und viele Skigebiete bleiben grün“, findet DAV-Experte Hanspeter Mair. Viele Tourismusorte reagierten darauf „mit dem Bau von Speicherseen und Schneekanonen auf Teufel komm raus“, kritisiert Mair: „Doch wir glauben, dass das keine nachhaltigen Investitionen sind.“
Erst Ende November hatte der Verband Deutscher Seilbahnen (VDS) eine Studie vorgestellt, laut der der Klimawandel nichts an der Wirtschaftlichkeit von Beschneiungsanlagen in bayerischen Skigebieten ändert. „Ich kann diese Studie nicht nachvollziehen, sie scheint allen aktuellen Klimaprognosen zu widersprechen“, entgegnet Mair.
Der DAV hält auf mittlere Sicht in Bayern nur noch die Skigebiete in Garmisch-Partenkirchen und Oberstdorf für rentabel. Denn nicht nur der Klimawandel setze den bayerischen Skiorten zu, warnt der Alpenverein. Der Pistenski-Tourismus sei längst ein gesättigter Markt: „Immer stärker technisierte Skigebiete befinden sich deshalb in einem harten Verdrängungswettbewerb um eine stagnierende Zielgruppe.“
Bayerns Skiorte könnten aber nur verlieren, „wenn sie mit den nahe gelegenen Skigebieten in Österreich oder der Schweiz um Größe, Schneesicherheit und technische Ausstattung konkurrieren möchten“, glaubt DAV-Mann Mair. Stattdessen gelte es, auf die eigenen Stärken zu setzen: die spezielle Landschaft und die kulturellen Besonderheiten der jeweiligen Regionen in Bayern.
„Wir dürfen nicht den Kopf in den Schnee stecken. Wir müssen aber jetzt handeln, nicht in zwanzig Jahren“, wirbt Mair: „Wir brauchen jetzt Alternativen zum klassischen Skitourismus, damit die Fallhöhe für die Tourismusorte nicht so hoch ist.“
Vor allem das boomende Tourenskifahren, aber auch Schneeschuhgehen sowie das Winterwandern könnten für viele Orte in den bayerischen Alpen eine Alternative für nachhaltigen Wintertourismus sein, glaubt der Alpenverein. Allein in Süddeutschland gibt es laut DAV mehr als 300 000 Tourenskifahrer und 150 000 Schneeschuhwanderer.
„Die Ski- und Schneeschuhtouren müssen allerdings umweltfreundlich sein“, bekräftigt DAV-Mann Manfred Scheuermann. Der Bergsportverein hat deshalb rund 500 Skitouren in Bayern auf ihre Naturverträglichkeit geprüft, Schutz- und Schongebiete in speziellen DAV-Karten ausgewiesen, sowie neue Informations- und Warnschilder aufgestellt. Unter „alpenvereinaktiv.com“ können geprüfte Touren auch digital abgerufen werden.
Die Zusammenarbeit vor Ort funktioniere aber noch nicht überall, klagt der DAV – auch was die inzwischen legale Nutzung von Skipisten durch Tourengeher betrifft. Zudem würden viele Tourengeher Stopptafeln an Schutzgebieten schlicht ignorieren, klagt der Alpenverein. Die Freiheit in den Bergen könnte so aber ein jähes Ende finden, warnt der DAV: „Wenn es nicht freiwillig funktioniert, dann wird es schon bald mehr behördliche Betretungsverbote geben.“