Der persönliche Auftritt des CSU-Generalsekretärs vor der Presse sollte gestern wohl die peinliche Debatte über seinen tschechischen Doktortitel endgültig aus der Welt schaffen. Doch so ganz geglückt ist Andreas Scheuer das vermutlich nicht. Als die Fragen kritischer wurden, brach sein Sprecher – angeblich wegen eines dringenden Termins – die Pressekonferenz ab.
Manchmal sagt die Dramaturgie der Ereignisse mehr aus als das, was gesagt wird. Gestern lief es bei der CSU so: Eine Stunde vor der obligatorischen Pressekonferenz des Parteichefs um 14 Uhr lud die CSU noch schnell zu einer eigenen Pressekonferenz des Generalsekretärs um 13.30 Uhr ein. Scheuer kam, um über „die Faktenlage in eigener Sache zu informieren“. Er erläuterte noch einmal die Vorgeschichte seiner Promotion an der Prager Karls-Universität (2001 bis 2004), zu der er sich nach seinem Studium der Politikwissenschaft in Passau entschlossen hatte. Er berichtete über die „mediale Aufmerksamkeit“ und die staatsanwaltschaftlichen Prüfungen, denen er sich danach zu stellen hatte. Er betonte erneut, dass er den Titel „Dr.“ nur dort geführt habe, wo er dies durfte – in Bayern und Berlin. Und er wiederholte, dass er künftig darauf verzichte, als „Dr. Andreas Scheuer“ aufzutreten.
Angelegenheit isoliert erklären
In der Sache selbst gab es nur eine Neuigkeit: Scheuer sagte, er wolle die Uni in Prag bitten, den erneut im Raum stehenden Plagiatsverdacht zu prüfen. Fast zeitgleich sagte ein Sprecher der Uni der Nachrichtenagentur dpa: „Herr Scheuer muss darum nicht bitten, denn wir haben mit den Vorbereitungen bereits am Freitag begonnen.“
Als Scheuer nach gut zehn Minuten das Weite suchte, saß CSU-Chef Horst Seehofer schon draußen im Foyer. Die beiden hätten auch – was bei dieser regelmäßigen Konferenz nach dem CSU-Vorstand nicht ungewöhnlich ist – gemeinsam auftreten können. Wollte Seehofer seinem „General“ nicht zur Seite stehen?
Der CSU-Chef wies diesen Verdacht zurück. „Ich habe ihm gesagt, ich halte es für sinnvoll, wenn Du Deine Angelegenheiten isoliert den Journalisten erklärst und begründest und für Fragen zur Verfügung stehst“, sagte Seehofer und fügte hinzu: „Da stehen jetzt keine Überlegungen dahinter.“
In der Sitzung am Vormittag habe es kein kritisches Wort gegeben. Der CSU-Vorstand stehe zum Umgang Scheuers mit der Sache. „Mein Generalsekretär hat auch meine totale Unterstützung“, sagte Seehofer. Er gab sich altersmilde: „Jeden könnte man fertig machen, wenn man streng wäre, jeden.“ Zur Prüfung des Plagiatsverdachts durch die Uni Prag erklärte er: „Jetzt haben wir ein sauberes Verfahren. Das kann man im Ernst nicht kritisieren. Das warten wir ab.“
SPD-Politiker sieht kein Problem
Betroffen von der Debatte ist auch der SPD-Bundestagsneuling Karl-Heinz Brunner (Illertissen). Er hat im slowakischen Bratislava nach seinem Studium einen „kleinen Dr.“ erworben.
Brunner sieht jedoch keine Probleme mit seinem Titel und will ihn weiter führen. „Im politischen Bereich“ verwende er ihn jedoch nicht, betonte er gegenüber unserer Zeitung. Das gilt zwar für seine eigene Internet-Seite und seine eigenen Veröffentlichungen. Die Bundestagsverwaltung bezeichnet ihn jedoch als „Dr. Brunner“.