Bayern will härter gegen Kriminelle aus Osteuropa vorgehen. Innenminister Joachim Herrmann (CSU) kündigte in der Zeitung „Die Welt“ für 2014 mehr verdachtsunabhängige Personenkontrollen im tschechischen Grenzgebiet an. Ein Ministeriumssprecher bestätigte die Pläne am Mittwoch.
„Gerade international agierende Banden und reisende Tätergruppierungen nutzen auch in Bayern die Freiheit des zusammenwachsenden Europas zunehmend für ihre kriminellen Machenschaften“, sagte Herrmann der „Welt“. Der CSU-Politiker kündigte an, die Bekämpfung der „grenzüberschreitenden Kriminalität“ im neuen Jahr zu einem Schwerpunkt der Polizeiarbeit zu machen.
„Wir werden alles tun, um international agierenden Kriminellen und Schleuserbanden das Handwerk zu legen“, sagte Herrmann. Dafür sollen die Bundespolizei, der Zoll und die tschechische Polizei enger zusammenarbeiten. Die Kriminalität im deutsch-polnischen und deutsch-tschechischen Grenzgebiet ist den Angaben zufolge in den vergangenen Jahren stark angestiegen.
Nach Herrmanns Angaben hat beispielsweise die oft aus Tschechien eingeführte, extrem gefährliche Designer-Droge Crystal Meth den Rauschgiftmarkt hierzulande mittlerweile „überschwemmt“. Vor allem Bayern und Sachsen verzeichneten extrem hohe Steigerungsraten.
2012 wurden in Bayern nach Angaben des Innenministeriums insgesamt 14,3 Kilogramm Crystal sichergestellt. Das sind 22 Prozent mehr als noch 2011. Bis Anfang Dezember 2013 betrug die sichergestellte Crystal-Menge bereits über 34 Kilogramm. Das ist ein Anstieg von mehr als 200 Prozent.
Sorge machen dem Minister auch illegale Einwanderer, die oft mit Schlepperbanden nach Deutschland kommen. „Auch hier gab es in Bayern bis Ende November 2013 im Vergleich zu 2012 eine deutliche Steigerung von knapp 40 Prozent auf 18 854 Fälle“, heißt es aus dem Ministerium.
Auch beim Wohnungseinbruch gab es nach Ministeriumsangaben in den vergangenen Jahren deutliche Steigerungsraten.
Innenminister Herrmann will sein Konzept zur stärkeren Bekämpfung der Grenzkriminalität am kommenden Freitag in Schwandorf in der Oberpfalz vorstellen.
Modedroge aus dem Labor
Wie Ecstasy ist Crystal ein künstlich hergestelltes Aufputschmittel aus der Gruppe der Amphetamine. Gängige Abkürzungen in der Szene sind „C“, „Meth“, „Ice“, „Crank“ oder „Ruppe“. Die synthetische Droge (Methylamphetaminhydrochlorid) wird meist in Privatlabors produziert, häufig in Tschechien. Die bayerische und sächsische Grenzregion zählt deshalb verstärkt zu den Umschlag- und Konsumorten. Crystal wird geraucht, geschnupft, geschluckt oder gespritzt. Es macht schnell süchtig. Deutlich länger als zum Beispiel bei Kokain erleben Konsumenten ein stärkeres Selbstwertgefühl, gesteigertes Mitteilungsbedürfnis und sexuelles Verlangen. Hunger und Durst werden weniger wahrgenommen, das Schlafbedürfnis sinkt. Lässt die Wirkung nach, kann es zu Erschöpfung, Gereiztheit und Depressionen kommen. Dauer-Konsumenten von Crystal wirken ausgezehrt und haben oft Zahnschäden und zerstörte Nasenschleimhäute. Da Crystal die Nervenzellen schädigt, können Gedächtnisprobleme oder Psychosen Folgeschäden sein. Das Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte Methylamphetamin wurde unter anderem von Soldaten im Zweiten Weltkrieg eingenommen, um Angst zu unterdrücken und die Konzentration zu erhöhen. Text: lby