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München
Stadtrat will Konzert verhindern – Roger Waters schaltet Anwälte ein
Der Münchner Stadtrat will das Konzert von Pink-Floyd-Mitbegründer Roger Waters in der Münchner Olympiahalle im Mai verhindern. Der Sänger will das aber nicht hinnehmen.
Roger Waters       -  Pink-Floyd-Musiker Roger Waters ist wegen seiner politischen Äußerungen umstritten.
Foto: Onni Ojala/Lehtikuva, dpa | Pink-Floyd-Musiker Roger Waters ist wegen seiner politischen Äußerungen umstritten.
Svenja Moller
 |  aktualisiert: 11.03.2024 12:52 Uhr

Pink-Floyd-Mitbegründer Roger Waters ließ bei Konzerten einen Ballon in Form eines Schweins mir Abbildungen des Davidsterns in die Luft steigen und verglich in einem Interview mit CounterPunch die Politik Isreals im Umgang mit den Palästinensern direkt mit dem Holocaust. Zudem sagte er, es habe einen Völkermord an der russischen Minderheit in der Ukraine gegeben, das Land werde von Faschisten regiert. Diese und weitere Aktionen des Sängers führten dazu, dass in Frankfurt am Main und Köln seine Konzerte unter politischem Beschuss stehen und Absagen gefordert werden.*

Stadtrat will Konzert von Roger Waters in München verhindern

Am 21. Mai soll Roger Waters in der Münchner Olympiahalle auftreten. Doch das will der Stadtrat nun verhindern. Der Sänger schüre immer wieder antisemitische Ressentiments und trete mit verschwörungsideologischen Äußerungen etwa auch in Bezug auf den russischen Angriffskrieg in der Ukraine in Erscheinung, auch bei seinen Konzerten, begründete die Regierungskoalition aus SPD, Volt, Grünen und Rosa Liste am Montag ihre Forderung. Auch die Fraktionen von CSU und Freien Wählern sind dafür, die Verträge für den Auftritt zu kündigen.

Die Fraktionen kritisieren unter anderem, dass sich Waters des antisemitischen Narrativs einer "ungemein mächtigen, jüdischen Lobby" bediene und das Existenzrecht Israels infrage stelle. Neuerdings verbreite er Verschwörungsideologien, die den brutalen russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine relativieren und rechtfertigen. Er nutze seine Konzerte oft als Bühne für seine politische Propaganda.

Reiter soll Absage des Konzerts von Roger Waters fordern

Der Wirtschaftsausschuss der Stadt München will am Dienstag über eine mögliche Absage beraten. Im Entscheidungsvorschlag des Referats heißt es, Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) solle die Geschäftsführung der OlympiaparkMünchen GmbH anweisen, das geplante Konzert abzusagen. Doch die Entscheidung sei auf die Vollversammlung am 22. März vertagt worden, sagte ein Referatssprecher. Ein Grund dürfte die komplizierte Rechtslage sein. Sie erschwert die Kündigung von Verträgen für Auftritte in kommunalen Räumen. Vor der Plenumssitzung solle sich nun die Regierung von Oberbayern mit der Prüfung der Rechtmäßigkeit des Beschlusses befassen, so der Sprecher.

Sollte das Konzert nicht abgesagt werden können, fordern SPD und Grüne, am Tag des Konzerts Zeichen zu setzen – etwa mit Flaggen Israels und der Ukraine, einer Beleuchtung des Olympiaturms oder dem Verteilen von Informationsblättern. Mit einem Rechtsgutachten solle zudem für die Zukunft geklärt werden, wie Auftritte von Künstlerinnen und Künstlern verhindert werden können, die mit Antisemitismus, Verschwörungsmythen oder einem Bezug zur Reichsbürgerszene auffallen.

Fünf Konzerte von Roger Waters im Mai in Deutschland geplant

Roger Waters hat im Mai fünf Konzerte in Deutschland geplant. Auch in Hamburg wurde bereits über eine Absage des Konzerts nachgedacht. Weil die Barclays Arena, in der die Veranstaltung am 7. Mai stattfinden soll, nicht der Stadt gehört, es eine Absage nicht ohne weiteres möglich, sagte die Hamburger Kulturbehörde auf Anfrage des NDR. Der Betreiber, die Anschutz Entertainment Group, teilte mit, dass sie den vertraglichen Verpflichtungen nachkommen will, so der NDR.

Roger Waters will Konzert-Absagen nicht hinnehmen

Roger Waters will gerichtlich gegen die geplanten Absagen seiner Konzerte vorgehen. Waters sei der Ansicht, "dass dieser eklatante Versuch, ihn zum Schweigen zu bringen, ernsthafte und weitreichende Folgen für Künstler und Aktivisten in der ganzen Welt haben könnte, wenn er nicht angefochten wird", teilte das Management des Sängers laut n.tv mit. Die Konzert-Absagen seien "verfassungswidrig" und "ungerechtfertigt". (mit dpa)

*Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Fassung des Artikels hatten wir geschrieben, „dass Frankfurt am Main und Köln seine Konzerte verhindert haben.“ Das traf nicht zu und wurde daher korrigiert. In Frankfurt haben die Gesellschafter der für die Vermietung der Halle zuständigen Messe Frankfurt, die Stadt Frankfurt und das Land Hessen, eine Absage des Auftritts beschlossen; die Messe soll den Vertrag mit dem Konzertveranstalter auflösen. In Köln forderten die Ratsfraktionen von CDU, SPD, Grünen, FDP und Volt eine Absage des Konzerts. In München hat der Wirtschaftsausschuss am 14. März eine Entscheidung in die nächste Vollversammlung des Stadtrates am 22. März vertagt. Roger Waters hat angekündigt, gegen geplante Konzertabsagen gerichtlich vorzugehen. Für alle geplanten Konzerte können derzeit Tickets erworben werden.

 
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