Der Forschungsreaktor FRM II in Garching bei München ist wegen erhöhter radioaktiver Werte zeitweise abgeschaltet worden. Der Reaktor sei am 9. November „vorsorglich und geplant“ heruntergefahren worden, nachdem an einem Filter auffällige Werte des radioaktiven Isotops C14 festgestellt worden seien, bestätigte eine Sprecherin der Forschungseinrichtung der Technischen Universität München (TUM) am Freitag entsprechende Berichte von Medien und Umweltschützern. Die Werte, die an Abluftfiltern gemessen wurden, seien um etwa 50 Prozent gegenüber dem üblichen Betrieb erhöht gewesen.
Keine Gesundheitsgefahr
„Wir haben keine Grenzwerte überschritten“, betonte die TUM-Sprecherin. Es habe keine Gesundheitsgefahr bestanden. Grund für die auffälligen Werte sei eine Änderung bei Reinigungsvorgängen innerhalb des Reaktors gewesen. Diese Abläufe seien inzwischen geändert worden, sodass keine weiteren erhöhten Werte zu erwarten seien. Am 6. Dezember sei der Reaktor wieder angefahren worden. Auch eine Sprecherin des bayerischen Umweltministeriums betonte: „Es bestand zu keinem Zeitpunkt eine Gefahr für Mensch und Natur.“
Von der Opposition im Bayerischen Landtag und von Umweltschützern hagelte es heftige Kritik. Grüne und SPD verlangten eine umfassende Klärung des Vorfalls. SPD-Energiesprecher Ludwig Wörner sagte: „Wir wollen endgültige Aufklärung darüber, welche Mängel und Schwächen zur Abschaltung des Reaktors geführt haben.“ Der energiepolitische Sprecher der Grünen, Ludwig Hartmann, sagte, der Fall erschüttere das Vertrauen in die Kompetenz des Reaktorbetreibers. „Das reiht sich in eine lange Geschichte von Vertuschungen ein.“ Laut TUM stand eine Meldung über den Vorfall auf der Homepage und wanderte mit dem Wiederanfahren ins Online-Archiv. Jedoch wurde keine Pressemitteilung versandt.
Im Frühjahr 2011 hatte es Debatten um mögliche Rostablagerungen an dem Forschungsreaktor gegeben. Umweltschützer und Landtags-Grüne warfen der Technischen Universität damals eine Vertuschung von Rostschäden vor. Die wies dies zurück und sprach von wenige Millionstel Millimeter dicken eisenhaltigen Belägen. Untersuchungen hätten ergeben, dass die Beläge als sicherheitstechnisch unbedeutend einzustufen seien.
Forschungsreaktor ist umstritten
In Garching bei München werden unter anderem für medizinische Zwecke Radioisotope zur Tumordiagnose hergestellt. Der FRM II ist umstritten, weil er mit hochangereichertem – und damit auch atomwaffentauglichem – Uran betrieben wird.