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Unterallgäu
Akkus & Co. auf Wertstoffhöfen: Das Brandrisiko in den Anlagen steigt
Die Brandgefahr auf Wertstoffhöfen und in Recyclinganlagen wächst: Und zwar durch Akkus und Batterien, die in immer mehr Gegenständen verbaut sind.
Andreas Berger
 |  aktualisiert: 18.04.2024 02:46 Uhr

Die Brandgefahr auf Wertstoffhöfen und in Recyclingbetrieben steigt. Sie geht von Akkus aus, mit denen bestimmte Geräte betrieben werden. Und davon gibt es immer mehr, wie das Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU) sagt - vom Saugroboter bis zur Jacke mit Elektrofunktionen. Weil das Thema brisant ist, hatte das LfU jetzt zu einer Fachtagung nach Augsburg eingeladen. Was also ist das Problem mit dem modernen Müll? Fragen und Antworten:

Welcher Schrott ist gefährlich? "Die Brandgefahr geht in der Regel nicht vom Elektroschrott selbst, sondern von Lithium-Ionen-Akkus und Lithium-Ionen-Batterien aus", sagt Matthias Baur von der Abfallwirtschaft Unterallgäu. Sie sind zum Beispiel in Saugrobotern verbaut, in Akku-Bohrmaschinen, Einweg-E-Zigaretten und Kleidung mit elektrischen Funktionen, sagt Christian Leonhartsberger vom Zweckverband für Abfallwirtschaft Kempten (ZAK). So gibt es etwa Jacken mit eingebauten Heizelementen und dazugehörigen Akkus.

Was ist das Problem? Solche Akkus und Batterien "werden seit einigen Jahren vermehrt in Elektrogeräten verbaut", sagt Baur. So landen auch immer mehr davon auf den Wertstoffhöfen, damit steige die Gefahr. "Die Akkus und Batterien sind normalerweise durch ihr Gehäuse oder das Gehäuse des Elektrogeräts vor Außeneinflüssen geschützt", sagt Baur. Gefährlich werde es aber, wenn sie großer Hitze oder "großen mechanischen Belastungen" ausgesetzt werden, beispielsweise indem sie hinfallen. Und beim LfU heißt es: "Bei falscher Handhabung oder Entsorgung im Restmüll kann eine Lithium-Batterie für Nutzer und Entsorger gefährlich werden: Es sind Brände für die gesamte Sammel- und Entsorgungsphase dokumentiert, sowohl im Haushalt, am Wertstoffhof, in Müllfahrzeugen als auch in Recyclinganlagen. Hat sich ein Brand durch Lithium-Ionen-Akkus erst einmal entwickelt, ist dieser nur schwer wieder zu löschen."

Hat es bereits gebrannt? In den vergangenen zehn Jahren hat es laut LfU 1400 Brände in Wertstoffhöfen und Recyclingbetrieben in Deutschland gegeben. Jedes Mal betrug die Schadenshöhe mindestens 200.000 Euro. "Eine Vielzahl an rechtzeitig gelöschten Entstehungsbränden ist hierbei gar nicht erfasst." Im Allgäu halten sich die Fälle noch in Grenzen. Im Ostallgäu gab es bisher zwei Containerbrände, sagt Benjamin Schäling vom Landratsamt, das für die Wertstoffhöfe im Landkreis zuständig ist. Größere Schäden seien nicht entstanden, die Ursache habe in beiden Fällen aber auch nicht endgültig geklärt werden können. Ein falsch entsorgter Akku habe einmal ein Feuer auf dem Gelände des Kemptener Müllheizkraftwerkes ausgelöst, sagt ZAK-Sprecher Leonhartsberger. Die Anlage sei dabei nicht beschädigt worden.

Wie wirkt sich die Gefahr auf Wertstoffhöfe und Recyclinganlagen aus? Etwa finanziell. Laut LfU ist das Risiko von Bränden mittlerweile so hoch, dass Versicherungen für Entsorgungsbetriebe sehr teuer sind. "Diese Entwicklung können wir bestätigen", sagt Schäling.

Worauf sollten Verbraucher bei der Entsorgung achten? Akkus und Batterien dürfen nicht in den Restmüll oder in andere Mülltonnen geworfen und nicht zum Sperrmüll gelegt werden, sagt Leonhartsberger. "Dort können sie beim Pressen oder Zerkleinern im Müllfahrzeug oder den Verwertungsanlagen zerstört werden und in Brand geraten." Außerdem müsse man Akkus, die nicht fest verbaut sind, vom Gerät trennen, bevor sie entsorgt werden, sagt Schäling. Gesetzlich seien die Verbraucher auch verpflichtet, Elektro-Geräte getrennt vom restlichen Müll zu entsorgen, sagt Matthias Baur. Dazu "zählen alle Gegenstände mit elektronischen Bauteilen, also auch Turnschuhe mit Leuchtelektronik, Kinderspielzeug oder der beleuchtete Globus. Nur so können enthaltene Rohstoffe wiedergewonnen und gegebenenfalls schadstoffhaltige Bauteile umweltverträglich beseitigt werden". Der ZAK startet laut Leonhartsberger heuer eine Kampagne, mit der Verbraucher über die Gefahren von Akkus aufgeklärt werden sollen.

Was macht der Wertstoffhof mit solchen Akkus und Geräten? Batterien und Akkus werden in Sammelbehälter gesteckt. Werde ein beschädigter Akku abgegeben, kommt er in ein Metallgefäß. Außerdem werden laut Leonhartsberger die Pole der Akkus abgeklebt, "dass keine Spannung bei nicht entleerten Akkus erzeugt werden kann". Geräte mit festverbauten Akkus werden ebenfalls in speziellen Behältnissen gesammelt.

Was fordern die Entsorger? Unter anderem, dass Elektrogeräte so gebaut werden, dass sie langlebig und leicht zu reparieren sind. Zudem sollten Hersteller solcher Produkte an den Entsorgungskosten beteiligt werden, da diese wegen der wachsenden Anforderungen steigen.

 
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