
Der Normalfall ist das nicht. Wer in Bayern Minister werden will, der muss sich üblicherweise erst mal als Abgeordneter bewähren, Arbeitskreise und Ausschüsse leiten oder in der Fraktion Aufgaben übernehmen. Der 47-jährige CSU-Politiker Winfried Bausback aus Aschaffenburg, der dem Landtag erst seit 2008 angehört, hat es schon zu Beginn seiner zweiten Wahlperiode vom einfachen Abgeordneten zum Justizminister gebracht. Er ist der Senkrechtstarter im neuen Kabinett Seehofer.
Seine überraschende Berufung wurde durch einige Umstände begünstigt. Ministerpräsident Horst Seehofer wollte nach dem Ausscheiden der FDP aus dem Landtag wieder jedem CSU-Bezirk zumindest einen Ministerposten zukommen lassen. Unterfranken war bisher nur mit Innenstaatssekretär Gerhard Eck in der Regierung vertreten. Außerdem war von Anfang an klar, dass die schwäbische CSU-Politikerin Beate Merk das Justizministerium nach zehn Jahren abgeben wird.
Ein Zufall ist es dennoch nicht, dass Seehofer sich für Bausback entschieden hat. Der 47-Jährige ist Professor der Rechte. Er hat in Würzburg studiert, für seine Doktorarbeit (Thema: „Verfassungsrechtliche Grenzen des Wahlrechts zum Deutschen Bundestag“) die Bestnote „summa cum laude“ erhalten und im Jahr 2002 das Habilitationsverfahren mit der Lehrbefugnis für Öffentliches Recht, Europarecht und Völkerrecht abgeschlossen. Im April 2008 ernannte ihn die Bergische Universität Wuppertal zum Universitätsprofessor auf Lebenszeit. Seit er Abgeordneter ist, ruht die Professur.
Im Landtag genießt Bausback hohe Anerkennung – auch bei der Opposition. Er gilt zwar als stramm konservativ und kann auch, wie der SPD-Rechtsexperte Franz Schindler sagt, „ein bisserl wadlbeißerisch“ sein. SPD-Fraktionschef Markus Rinderspacher aber bescheinigte ihm gestern in der Plenardebatte: „Sie haben seriöse Arbeit geleistet.“
Das hat Bausback auch als Minister vor. Kurz nach seiner Vereidigung machte er sich auf nach Herrenchiemsee zum Treffen der bayerischen Gerichtspräsidenten. Der Termin ist spannend. Die Präsidenten reden über das Erscheinungsbild der Justiz, das im Fall Mollath arg gelitten hat. Der frisch gebackene Minister will erst einmal zuhören. Er sagte vorher nur so viel: „Es ist wichtig, dass das Vertrauen in die Justiz erhalten bleibt und wächst. Dazu gehört auch, dass die Kommunikationsstruktur verbessert wird.“ Ansonsten hält er sich mit politischen Äußerungen noch zurück.
Bausback ist verheiratet und hat drei Kinder. Neben der Juristerei gilt eine weitere Leidenschaft der Philosophie.