
Die meisten Menschen würden sich freuen, wenn sie auf ein paar Tüten Chips sitzen blieben, weil diese beim letzten Besuch doch nicht mehr geknabbert wurden. Wenn es allerdings 3,5 Tonnen frittierte Kartoffeln sind und man gar nicht weiß, wem sie gehören, dann sieht die Welt schon anders aus. So erging es einem Spediteur in Dachau. Seine Freude hielt sich in Grenzen – er erstattete Anzeige.
Der Lagerinhaber bekam Ende November von einem unbekannten Mann eine E-Mail, dass dieser die Chips für ein paar Tage in Dachau zwischenlagern möchte, teilte die Polizei mit. Gesagt, getan. Die 924 Kisten voller Chips rollten mit einem Lastwagen heran. Das Problem: Sie wurden nicht mehr abgeholt. Seitdem ist der Besitzer spurlos verschwunden. "Der Mann hat sich bei mir nicht mehr gemeldet", sagt der Lagerinhaber. Das einzige, was ihm jetzt noch übrig blieb: Anzeige bei der Polizei erstatten.
Unbekannter nutze falsche E-Mail-Adresse für Zwischenlagerung der Chips
Jetzt könnte man meinen, durch den Schriftverkehr an die Identität des Unbekannten zu kommen – weit gefehlt. Denn das Phantom verwendete eine E-Mail-Adresse, die der der Chips-Firma, ähnelte. Aber warum holt der Besitzer seine Kisten nicht mehr ab? Schmecken ihm die Chips doch nicht mehr so gut? Sind ihm die Versuchungen, die es jetzt zur Weihnachtszeit gibt, zu viel geworden und er wollte zu den vielen Plätzchen nicht auch noch fettige Chips essen? Oder sind vielleicht gar keine Kartoffelscheiben in den Kisten, sondern Drogen? Zumindest die letzte Frage kann die Polizei verneinen. Die anderen scheinen noch unklar, denn nach Auskunft eines Beamten stecken sie noch mitten in den Ermittlungen und schließen nicht aus, dass es sich bei dem Vorfall um einen Betrug handeln könnte.
Die Frage aller Fragen, was man mit 3,5 Tonnen Chips, die auf ihren Besitzer warten, macht, blieb zunächst offen. Vor allem mit dem Wissen, dass sie schon am 9. Januar 2023 ablaufen. Es ist also Eile geboten. Der Lagerinhaber fürchtete schon, dass er die frittierten Kartoffeln entsorgen müsse, wenn sich der Besitzer nicht melde. Die Polizei sah das Ganze pragmatisch und scherzte: "Die Snacks für die Silvesterparty könnten somit gesichert sein".
Lebensmittelretter holen die 33 Paletten Chips in Dachau ab
Nach vielen ungewissen Tagen herrscht jetzt Gewissheit: Lebensmittelretter holen die 33 Paletten am Freitag ab und ersparen ihnen so den Schredder. Für die Chips gibt es also ein Happy End. Für den Lagerinhaber bisher allerdings nicht, denn solange der Unbekannte nicht gefunden ist, bleibt er wohl auf den Kosten für die Einlagerung sitzen.