Leni ist unglaublich stolz auf ihre große Schwester. Die Neunjährige war dabei an jenem Abend, als Patrizia aus München ihre Mama Katja in der oberfränkischen Heimat anrief. „Mit offenem Mund stand Mama da. Sie sagte erst nichts und dann ,Oh… mein… Gott!“ In diesem Moment erfuhr die Mutter das Erhoffte, das Erträumte, das Unglaubliche. Dass ihre 22-jährige Tochter von den Lesern des Männermagazins „Playboy“ zur „Playmate des Jahres“ gewählt worden war. Am Telefon flossen einige Freudentränen – und Leni strahlte vor Glück.
„Dieser Tag, dieser Moment war einfach unbeschreiblich“, sagt Patrizia. „Ich kann es noch heute kaum fassen.“ Die Playboy-Redaktion hatte das amtierende „Wies?n-Playmate“ unmittelbar nach einem Shooting auf Mallorca zu einer vermeintlichen Grillparty eingeladen. „Ich dachte mir nichts dabei, weil ich zu vielen von ihnen freundschaftliche Kontakte pflege.“ Auch, als sie „mal eben schnell“ Chefredakteur Florian Boitin in seinem Büro abholen sollte, ahnte sie noch nichts. „Und plötzlich waren alle da und haben gejubelt und ,Glückwunsch!‘ geschrien. Das war ein Schock. Ein positiver Schock!“
„Playmate-des-Jahres“-Pokal
Grillwürstchen und Bier gab es an diesem Abend keine mehr. Dafür aber den „Playmate des Jahres“-Pokal. Der ist mittlerweile ebenso heimgekehrt in den „Gottesgarten am Obermain“ wie Patrizia selbst, die eigentlich alle nur „Patzi“ nennen. Nach Jahren der Ausbildung in München und dem „Abenteuer Playmate Oktober“ ist sie wieder zurück in Schwabthal. „Die Leute bei Playboy sind für mich mittlerweile wie eine Familie“, sagt die Blondine. Ihre wahre Familie aber lebt in Oberfranken – und deshalb war von Anfang an klar, dass sie zurückkommen würde.
Ihre Familienmitglieder hat die kecke 22-Jährige an dem Tag ihres größten Erfolgs erst einmal richtig auf die Schippe genommen. Statt gleich mit der Sensation herauszurücken, postete sie in die WhatsApp-Familiengruppe ein Foto mit sich, einem Grillhandschuh und einem Markengrill, versehen mit den Worten: „Ich habe einen Grill gewonnen.“ Auf die Ernüchterung folgte überschwängliche Freude, als „Patzi“ den Jux auflöste.
Seit einigen Monaten leitet die lebenslustige Hotelfachfrau und Köchin den Service im elterlichen Landgasthof und hat die Veranstaltungsplanung übernommen. Sie hat sich bewusst gegen eine große Modelkarriere oder tägliche Partys mit der High Society der Landeshauptstadt entschieden. Angebote für Reality-Shows bekannter Sender lehnt sie nacheinander ab. „Ihr werdet mich niemals im Dschungel-Camp, bei Big Brother oder beim Bachelor sehen“, verspricht sie. Sich selbst, ihren Fans, ihrer Familie. „Ich will weiter authentisch und ehrlich bleiben. Ich bleibe ich.“
„Ihr werdet mich niemals im Dschungelcamp oder beim Bachelor sehen“
Im Landgasthof ist sie nur Patrizia Dinkel. Die Auszeichnung „Playmate des Jahres“ hat im Restaurant keine Relevanz. „Playmate ist das eine, mein Job hier das andere“, sagt sie. Für ihren Job, ihr Team und ihren Gasthof läuft sie sich dann auch gerne mal die Hacken ab. „Einen Kilometerzähler habe ich zwar nicht“, sagt sie und lacht, „doch ist für mich dieser Job das beste Fitnessstudio. Jeder in meinem Team könnte von der Figur her ein Top-Model sein.“
Ab und an kommen Gäste, die sie erkennen. Dann ist es auch kein Problem, dass ein Selfie als Erinnerung geschossen wird. Die Nachbarn freuen sich sehr für die nun wohl bekannteste „Schwodlerin“. Wenn jemand die Nase rümpft, dass die 22-Jährige für ein Männermagazin blank gezogen hat, so ist das für sie auch kein Problem. „Ich bin selbstbewusst genug, um mit dieser Kritik umgehen zu können“, sagt sie. Zumal das positive Feedback überwiegt.
Die Schwester ist stolz
Natürlich, bodenständig und nahbar bleiben: Das ist für das „Playmate des Jahres“ oberstes Ziel. „Ich bin und bleibe ein ganz normales Mädchen, will kein Barbie- und kein Modepüppchen sein“, betont die Blondine. Privat tauscht sie auch gerne mal das sexy Kleid mit der schlabbrigen Jogginghose oder verzichtet auf Make-up und Haarspray. Und sie hat sich vorgenommen, nicht nur die Promi-Events zu besuchen, zu denen sie natürlich geladen wird, sondern auch weiterhin mit Freunden zu Feuerwehrfest, Musikfest oder Korbmarkt zu gehen. Die Heimat ist ihr eine Herzensangelegenheit.
„Ich finde es so cool, dass die Heimat so hinter mir steht“, freut sie sich. „Ich bin mir und der Heimat immer treu geblieben. Dahaam is eben dahaam!“ Dazu gehört auch, dass Patrizia ein ums andere Mal die Champagner-Gesellschaft düpierte, wenn sie lieber ein Bier statt Schampus orderte. Und ihr breites Fränkisch tat sein Übriges. Das aber macht sie auch so sympathisch.
Aufmerksam hat die 14-jährige Schwester Amelie den Ausführungen gelauscht, ja, geradezu an den Lippen der großen Schwester geklebt. „Für mich ist Patrizia ein großes Vorbild, weil sie so mutig war und das gemacht hat“, erklärt sie. „Ich bin so stolz!“
Stolz ist auch Papa Christian auf seine „Patzi“. Auf ihre Offenheit, ihr Selbstbewusstsein, ihre Erfolge, aber vor allem auf die Art und Weise, wie sie die Serviceleitung im Landgasthof übernommen hat. „München und das Playmatesein haben mich reifen lassen“, findet die 22-Jährige. Ihren „Playmate des Jahres“-Pokal präsentiert sie übrigens nicht im Restaurant, sondern hat sie sich in ihre Wohnung gestellt. „Ich hoffe ja, dass mein Bruder Luis mir dafür noch ein kleines Podest baut“: Patrizia lächelt. Klar wird der 17-Jährige das machen. In der Familie Dinkel hält man bekanntlich zusammen.