Viele Frauen, die in Unterfrankens Frauenhäusern auf Zuflucht hoffen, finden dort keinen Platz. Auf eine Frau, die im Frauenhaus Unterschlupf findet, kommen etwa im Frauenhaus der Würzburger Arbeiterwohlfahrt zwei Frauen, die wegen Platzmangels weggeschickt oder vertröstet werden müssen.
„Extrem belastende Erfahrung“
„Das ist extrem belastend für diese Frauen, die oft jahrelang Gewalt erlebt haben und sich gerade durchgerungen haben, aus dieser Situation auszubrechen“, sagt Brita Richl, die das Würzburger Frauenhaus der Arbeiterwohlfahrt leitet. Dort hat sie im vergangenen Jahr 31 Frauen mit ihren 43 Kindern aufnehmen können. 57 Frauen samt ihren Kindern musste sie aber abweisen. Ihr Frauenhaus hat eben nur sechs Plätze für Frauen und sechs weitere für Kinder. Richl: „Wir brauchen mehr Geld, mehr Personal – und mehr Plätze.“
Mit diesem Forderung steht Richl nicht alleine. Einen Mehrbedarf an Frauenhausplätzen sieht auch Franziska Boes, die in Würzburg ein Frauenhaus in der Trägerschaft des Sozialdienstes Katholischer Frauen leitet. Dort gibt es ebenfalls sechs Frauenplätze und sechs Kinderplätze.
Erst nach Jahren prügelnden Ehemann verlassen
Boes spricht davon, dass Gewalt gegen Frauen in allen Schichten der Gesellschaft vorkomme und schildert den – recht typischen – Fall einer Frau, deren Ehe am Anfang glücklich schien, dann aber kippte, als ihr eifersüchtiger Ehemann ihr das Training im Fitness-Studio verbot, den Kontakt mit Freundinnen erschwerte und begann, sie zu schlagen.
Diese Frau habe „Angst vor Stigmatisierung“ gehabt, so Boes, sie habe sich deshalb niemandem anvertraut und sich immer mehr zurückgezogen. Boes berichtet, dass die Gewalt in dieser Ehe immer weiter zugenommen habe und über Jahre anhielt. Noch schlimmer wurde die Situation, als der Ehemann arbeitslos wurde und viel trank. Boes: „Erst als der Mann sie eines Abends so heftig schlug, dass sie Angst um ihr Leben hatte, rief die Frau am nächsten Morgen bei uns an“. Viele Frauen erzählen Boes solche Geschichten – zu viele. Boes musste im vergangenen Jahr 104 Frauen abweisen – Frauen, deren Gewalterfahrungen nicht minder schlimm sind als im berichteten Fall.
SPD für 35 Prozent mehr Plätze in Frauenhäusern
Dass das unterfränkische Angebot bei weitem nicht reicht, sagt auch der SPD-Landtagsabgeordnete Volkmar Halbleib (Ochsenfurt) mit Blick auf die insgesamt 35 Frauenplätze und 41 Kinderplätze in Unterfrankens vier Frauenhäusern. Neben Würzburg bieten noch Aschaffenburg (zuletzt 52 Aufnahmen und 89 Ablehnungen) und Schweinfurt (zuletzt 56 Aufnahmen, 59 Ablehnungen) solche Einrichtungen an. Halbleib, der sich schon seit Jahren für eine Verbesserung der finanziellen Ausstattung der Frauenhäuser einsetzt, kritisiert deren „erbärmlich niedrige Grundfinanzierung“ und spricht sich für eine Verdopplung des Landeszuschusses von aktuell 2,5 Millionen Euro aus.
Die Wahrscheinlichkeit, dass diese Finanzforderung Realität wird, ist klein: Ein Dringlichkeitsantrag des SPD-Landtagsfraktion, der auf Basis einer Bedarfsstudie der Universität Erlangen eine umfassende Verbesserung des Hilfssystems für gewaltbetroffene Frauen und Kinder propagierte, wurde erst im Mai im Landtag abgeschmettert – mit den Stimmen der CSU.
Gefordert hatte die SPD unter anderem den Ausbau der Frauenhausplätze um 35 Prozent, eine Erhöhung des Personals der Frauenhäuser und die Festschreibung einer von Land und Kommunen gemeinsam getragenen, bayernweit einheitlichen Finanzierung von Frauenhäusern, Fachberatungsstellen und Interventionsstellen.
CSU will neue Studie abwarten
Für die CSU hatte im Mai der unterfränkische Abgeordnete Steffen Vogel (Hassberge) gegen die Annahme des Dringlichkeitsantrags plädiert. Begründet hatte Vogel dies damit, dass den Frauenhäusern erst im Januar 2017 eine 20-prozentige Personalkostenförderung zugesagt worden sei. Auch verwies er auf eine geplante Bedarfsermittlungsstudie. Seine Fraktion halte es für richtig, diesen Bericht abzuwarten.
In Deutschland haben die Frauen von den Ämtern her eine viel bessere Versorgung als in anderen Ländern ausgen. Skandinavien.
Dieses Problem kann man verdeutlichen anhand der gerade sich zuspitzenden Situation der Hebammen. Schwangere müssen auch hier immer wieder abgewiesen werden! D.h. dann allerdings NICHT, dass die Frau mit Wehen vor die Tür gesetzt wird und ihr Kind im nächsten Hinterhof zur Welt bringt: man muss für unmittelbare Weiterversorgung und alternativen Entbindungsort sorgen.
Das ist der Unterschied zu dem Popanz mit den"Frauenhäusern" - die dienen nur der Verantwortungsflucht und oftmals dem Helfersyndrom!
Fakt ist, dass es seit langen Jahren völlig selbstverständlich geworden ist, Frauen dahingehend zu "beraten", sich von ihrem Partner affektiv zu "trennen". Den Nachweis von "Gewalt" braucht es dafür nicht, schon gar keinen dem Suff verfallenen Prügler. Es braucht nur kataloghafte Klischees und irgeneine "Unzufriedenheit". Der "Täter" nach dieser Lesart ist in jedem dynamischen Paarkonflikt immer allein der Mann.
Berücksichtigt werden hierbei weder die Folgen für gemeinsame Kinder noch die zerstörerische Wirkung auf ganze Biographien. Hauptsache, wieder ein "Gewaltfall" für die Bilanz, die eigenen Vorurteile bestätigt und ein gratifizierendes Schulterklopfen wegen der ach so "wertvollen" Arbeit.
Es reicht!!
interessiert in Bayern die CSU doch nur wenn Ausländer die Täter sind um die übliche Fremdenhetze zu betreiben.
Ein reiches Bundesland wie Bayern könnte es sich aber auch leisten genügend Plätze für betroffene Frauen bereit zu stellen. Das Problem der fehlenden Plätze in Frauenhäusern existiert doch bayernweit.
Aber mit Geld für Frauenhäuser lassen sich im Wahlkampf - speziell im katholischen Bayern - halt keine Stimmen gewinnen.
(MP von 06.06.2017)
Stichwort "Fremdenhetze":
Dann ist es also erstunken und erlogen, dass die Zahl der Frauen mit Migrationshintergrund, die in Frauenhäusern Schutz suchen seit 2 Jahren sprunghaft angestiegen ist.....
Ist nicht dieser Faktor wesentlich für die aktuelle Überlastung der Frauenhäuser?!
Gleichwohl: es muss offenbar mehr für Frauen in Not getan werden - Hautfarbe und Herkunft dürfen keine Rolle spielen!
Jetzt haben Sie mich wirklich erwischt und Sie haben natürlich Recht damit, dass in diesem Wahlkampf vieles, was angesprochen gehörte unter den Teppich gekehrt wurde. Aber, dass nur das Thema Flüchtlinge hoch kochte, lag an den blauen(=braunen) Parteigängern, die damit die Aufmerksamkeit auf sich lenken und von Ihrem radikal marktwirtschaftlichen Programm ablenken konnten. Denn dieses Programm würde für die meisten Menschen die Alltagsprobleme verschärfen und nur eine kleine Minderheit der Reichen würde davon profitieren.
Wer diese Truppe wählt sorgt somit auch dafür, dass die wirklich wichtigen Themen auch in der nächsten Legislaturperiode nicht wirklich beachtet werden. Denn um von ihrer eigentlichen Unfähigkeit, Politik zu gestalten, abzulenken, wird die blau(braune) Partei versuchen das Thema Asyl und Zuwanderung am köcheln zu halten.
Warum gibt es nicht die Möglichkeit wegen der Dringlichkeit genauso schnell Notunterkünfte zu schaffen wie es in manch anderen Fällen innerhalb von Tagen möglich ist?
Meine Mutter ist mit mir vor meinem Vater "geflohen" als ich fünf Jahre alt war - aber nicht wegen Gewalt, sondern weil sie ein neues Leben mit "neuem" Mann, meinem (mich infolge munter prügelnden) Stiefvater anfangen wollte. Es ging um VerantwortungsFLUCHT! Um Vermeidung jedweder Kommunikation und Erklärung! Und genau diese Rolle erfüllen hier regelhaft die Frauenhäuser, dort wo eben noch kein nächster Lover wartet, der schon dafür sorgt, dass der entsorgte Partner "weg" bleibt und auch seine Kinder verliert.
Um das "Kindeswohl", wie Sie hier suggerieren wollen, geht es hier am allerwenigsten. Im Gegenteil: hier geht es oft genug im Ergebnis auch um psychische Kindesmisshandlung: Kinder, die instrumentalisiert und manipuliert werden, Projektionsfläche für Mütter.
Die Unterkunft wird vom Staat-Kommune bezahlt, oder ist das Personal zu teuer?
Am Ende sind diese Frauen tatsächlich überversorgt.
Das wäre ein Skandal !
Wer im Frauenhaus Unterkunft gefunden hat wird übrigens bevorzugt bei der Wohnungsvergabe, bekommt dann die Wohnung voll eingerichtet: von der Kaffeetasse über den Staubsauger, die Waschmaschine bis hin zu allen nötigen Möbeln. Auch wieder umsonst für die Frauen und Kinder denn auch dies bezahlen wir alle.