Der Fall eines Hilfspflegers, der in der Nähe von München einen 87-Jährigen mit Insulin getötet haben soll, weitet sich offenbar aus. Bis Mittwoch gingen bei der Münchner Polizei 26 Hinweise aus der Bevölkerung ein – darunter Informationen zu acht Orten, an denen sich der Mann aufgehalten oder gearbeitet haben soll. Dazu gehören auch Kitzingen in Unterfranken und Forchheim in Oberfranken. Der 36-jährige Pfleger sitzt in München in Untersuchungshaft. Es wird untersucht, ob er bundesweit für Todesfälle von ihm gepflegter Menschen verantwortlich sein könnte.
Der Pole war als ungelernte Pflegehilfskraft ab 2008 im Ausland aktiv - mal in England, immer öfter auch in Deutschland. Der Kontakt zu den Pflegebedürftigen und ihren Familien kam über ein Geflecht von Vermittlungsagenturen zustande.
Patientenschützer fordern amtsärztliche Leichenschau
Der Fall weckt Erinnerungen an den zu lebenslanger Haft verurteilten Patientenmörder Niels Högel. Er soll für die größte Mordserie in der deutschen Nachkriegsgeschichte verantwortlich sein - mehr als 100 schwer kranke Menschen soll der Ex-Krankenpfleger an den Kliniken Delmenhorst und Oldenburg zwischen 2000 und 2005 getötet haben.
Die Deutsche Stiftung Patientenschutz forderte eine amtsärztliche Leichenschau für alle verstorbenen Pflegebedürftigen. „Nirgendwo ist es so einfach zu morden, wie in der Pflege“, sagte Vorstand Eugen Brysch. Denn Sterben komme bei Pflegebedürftigen nicht unerwartet. „Es ist alarmierend, wenn ein Drittel aller Totenscheine schwerwiegende Fehler aufweist. Deshalb sind die Bundesländer aufgefordert, amtsärztliche Leichenschauen bei allen Pflegebedürftigen verbindlich vorzuschreiben.“