Ein wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern angeklagter Pater des oberbayerischen Klosters Ettal hat sämtliche Vorwürfe gegen ihn zurückgewiesen. „Alle mir zur Last gelegten Vorwürfe sind unzutreffend“, sagte der 44-Jährige zu Beginn seines Prozesses am Donnerstag vor dem Landgericht München. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Ordensgeistlichen sexuellen Missbrauch von zwei Internatsschülern und versuchten sexuellen Missbrauch von zwei weiteren Buben vor. Der Priester soll zwischen 2001 und 2005 wiederholt Schülern in die Unterhose gefasst haben.
Der 44-Jährige räumte vor der Jugendkammer lediglich ein, Kinder an Bauch und Rücken gestreichelt zu haben. Der Angeklagte war 1995 ins Kloster eingetreten. Seit dem Schuljahr 2001/2002 beschäftigte ihn die Ordensgemeinschaft als Präfekt, wie die Erzieher in Internaten auch heißen. In seinem Präfektenzimmer und im Schlafraum einer Berghütte soll er einen 13-Jährigen im Herbst 2001 minutenlang unter der Unterhose gestreichelt haben. Das Opfer stellte sich schlafend. Im Schuljahr 2004/2005 soll der Angeklagte das freundschaftliche Verhältnis zu einem Schüler der 7. Klasse ausgenutzt haben, um sich mindestens 20 Mal an dem 14-Jährigen zu vergreifen. Auch zwei weiteren Schülern – einer gerade einmal zwölf Jahre alt – kam der Pater wohl zu nahe. Als seine Hand auch bei ihnen Richtung Unterhose wanderte, wehrten sich die Schüler jedoch, der Geistliche ließ laut Anklage von ihnen ab. Die Staatsanwaltschaft spricht von sexuell motivierten Übergriffen, sieht in den beiden Fällen aber nur versuchten sexuellen Missbrauch.
Das Erzbistum München-Freising hatte nach Bekanntwerden von jahrzehntelangem sexuellem Missbrauch und Misshandlungen im Kloster Ettal 2010 einen Sonderermittler eingesetzt. Der Anwalt listete Verfehlungen von rund 15 Mönchen an mehr als 100 Schülern auf. Die meisten Fälle waren bereits verjährt. Zwei Ordensleute kamen mit Bewährungsstrafen davon. Das Kloster entschädigte 70 Opfer mit 700 000 Euro.