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BAYREUTH
Obduktionsergebnis nach Beziehungsdrama in Bayreuth
Drei Tote in Bayreuth: Vermutlich aus Eifersucht hat in Bayreuth ein 41-Jähriger seine Ex-Freundin, deren Vater und sich selbst erschossen. Am Tag danach rätseln die Ermittler, wie es zu der Tat kommen konnte.
Drei Tote und ein Verletzter nach Schüssen in Bayreuth       -  Tatort Bayreuth: Beamte der Spurensicherung messen nach der nächtlichen Bluttat Distanzen.
Foto: Nicolas Armer, dpa | Tatort Bayreuth: Beamte der Spurensicherung messen nach der nächtlichen Bluttat Distanzen.
reda
 |  aktualisiert: 07.11.2019 22:08 Uhr

Am Morgen nach der schrecklichen Bluttat ist in der idyllischen Wohngegend wieder etwas Ruhe eingekehrt. Es ist eine beschauliche Wohngegend unweit der berühmten barocken Parkanlage Eremitage. Spurensicherung und Rechtsmediziner haben ihre Arbeit beendet, nur ab und zu fährt noch ein Streifenwagen durch den beschaulichen Stadtteil St. Johannis östlich von Bayreuth. Auf der Straße stehen Nachbarn im Regen und diskutieren über das Geschehene.

„Ich habe gedacht, es ist doch noch gar kein Silvester. Aber es hat geklungen wie bei Böllern und Krachern“. Mit diesen Worten beschreibt ein Nachbar, der in einem Reihenhaus im Waldsteinring im Bayreuther Stadtteil St. Johannis wohnt, am Montag die schrecklichen Ereignisse der zurückliegenden Nacht. Gerade mal vier Häuser entfernt verloren drei Menschen ihr Leben, ein Mann wurde schwer verletzt.

Wie sich inzwischen herausgestellt hat, hatte ein 41-jähriger Mann aus dem Landkreis Bayreuth gegen 21.30 Uhr auf offener Straße mit seiner Pistole auf eine Frau und zwei Männer gefeuert. Die Frau war seine Ex-Freundin, eine 33-Jährige aus der Stadt Bayreuth, die bei ihren Eltern zu Besuch war. Bei den beiden Männern handelte es sich um den 65-jährigen Vater der Frau und den neuen Freund der Frau, einen 32-Jährigen aus dem Landkreis Bayreuth. Vater und Tochter wurden durch die Schüsse tödlich getroffen und starben in der Nähe ihres Hauses auf der Straße. Der 32-Jährige flüchtete in eine Seitengasse, wurde aber aus größerer Entfernung ins Gesicht getroffen. Ihn fanden Polizeibeamte schwer verletzt. Der Täter richtete auf einem naheliegenden Parkplatz die Waffe gegen sich selbst und erschoss sich.

Was anfänglich nur ein Verdacht war, bestätigte sich am Montag im Laufe des Tages sehr schnell: Der Todesschütze handelte mit großer Sicherheit aus Eifersucht. Wie der „Nordbayerische Kurier“ (Bayreuth) berichtet, hatten sich nämlich der 41-Jährige und die Frau erst vor zwei Wochen getrennt. Das Blatt berichtete weiter, der Täter stamme aus der Fränkischen Schweiz, sei geschieden und habe aus dieser Ehe Kinder.

Nun sei er erneut verlassen worden. Der Täter schoss mit einer Pistole der Marke „Ceska“. Sie konnte dem Täter eindeutig zugeordnet werden. Der Täter ist Jäger. Er habe die Waffe legal besessen, so die Polizei.

Er habe etliche Schüsse gehört, berichtet der Nachbar am Tag nach der Tat. Er sei auf die Straße gelaufen und in Richtung jenes Platzes gegangen, wo sich die Tragödie abspielte. „Ich sah zwei leblose Körper auf dem Anwohnerparkplatz“, so der Mann weiter. Schon bald sei ein Großaufgebot an Polizei dagewesen und habe die gesamte Straße abgeriegelt. „Wir wurden aufgefordert, wieder in unsere Häuser zu gehen.“ Die Polizei sei sich zu jenem Zeitpunkt nicht sicher gewesen, was mit dem Schützen sei. Den am Sonntag getöteten 65-Jährigen, einen Angestellten, der kurz vor der Rente stand, habe er gekannt. Auch die 33-Jährige, die noch eine Schwester habe. Die ganze Familie sei „völlig normal“ gewesen, so der Nachbar weiter.

Die Straße, in der die tödlichen Schüsse fielen, sei eine sehr ruhige Wohngegend, erzählt eine weitere Anwohnerin. Ganz normale Menschen lebten in den Reihenhäusern am Rande der Wagnerstadt. Sie habe am Sonntagabend mit ihrem Mann Fernsehen geschaut. Von den Schüssen habe sie nichts gehört, sagt sie.

Klaus Strobel kennt hier jeden Hausbesitzer persönlich, seit 30 Jahren fährt der Postangestellte in dem Viertel Pakete und Briefe aus. Auch an der Tür der weißen Doppelhaushälfte hat er schon unzählige Male geklingelt und mit dem Getöteten und seiner Frau auch immer wieder einen Plausch gehalten. „Eine ganz liebe Familie“, sagt Strobel und schüttelt mit dem Kopf. Den mutmaßlichen Täter kannte Strobel nicht, genauso wenig den neuen Freund der Getöteten. „Von Streit oder Stress habe ich nichts mitbekommen.“

Medienvertreter geben sich am Montag am Tatort die Klinke in die Hand. Gerüchte machen die Runde. Vor knapp zwei Wochen sollen sich der Täter, der Jäger war, und die 33-Jährige getrennt haben. Beide sollen ein gemeinsames Kind gehabt haben. Die Polizei kann diese Spekulationen nicht bestätigen. „Aktuell sind die Ermittler noch mit Hausdurchsuchungen und Vernehmungen im Umfeld der Beteiligten beschäftigt. Auch die Tatwaffe wird noch genau untersucht. „Das wird alles noch länger dauern“, sagt Polizeisprecher Jürgen Stadter.

Am Montagnachmittag teilten Daniel Götz von der Staatsanwaltschaft Bayreuth und Stadter bei einer Pressekonferenz nähere Einzelheiten zum Ablauf der Tat mit. Der Ablauf sei klar. Andere Personen als die Opfer und der Täter seien an dem Geschehen nicht beteiligt gewesen, so Stadter. Die Leichen, so die Staatsanwaltschaft, seien zur Rechtsmedizin nach Erlangen gebracht worden. Dort werden sie obduziert. Mit Ergebnissen sei erst innerhalb einiger Tage zu rechnen.

Für Daniel Götz von der Staatsanwaltschaft ist noch nicht ganz klar, wie viele Schüsse der Täter insgesamt abgegeben hat und wie viele Schüsse mit der Waffe ohne Zwischenladung abgegeben werden können. Zeugen sprächen von sieben bis acht Schüssen, sagt er. Spezialisten des Landeskriminalamtes hätten noch in der Tatnacht die „Ceska“ untersucht.

Klaus Strobel quält die Frage nach dem Warum. Seine Gedanken sind bei den Hinterbliebenen. Kurz bevor er wieder in sein Postauto steigt, spricht Strobel das aus, was wohl viele an diesem 21. Dezember denken. „So etwas Schreckliches drei Tage vor Weihnachten. Das ist einfach nur traurig.“

Aktualisierung vom Dienstag: Die Obduktion ist bereits am Montag abgeschlossen worden. Das teilte die oberfränkische Polizei am Dienstag mit. Dabei bestätigten sich der vermutete Tatablauf. Hinweise auf eine körperliche Auseinandersetzung im Vorfeld habe es nicht gegeben. Das Ergebnis einer chemisch-toxikologischen Untersuchung bei dem Schützen steht noch aus, ebenso die Untersuchungen der sichergestellten Waffe und der von ihr getroffenen Fahrzeuge.
 


Die Tatnacht

21.30 Uhr: Notruf bei der Polizei, Nachbarn haben Schüsse gehört. 22 Uhr: Die Polizei riegelt den Tatort weiträumig ab. Sie findet eine Schusswaffe – und ein noch lebendes Opfer. Es kommt sofort in die Klinik. Es besteht nach Polizeiangaben keine akute Lebensgefahr. 23 Uhr: Die Experten der Spurensicherung bauen ein Zelt über den Opfern auf. 23.30 Uhr: Die Feuerwehr kommt mit einem Spezialfahrzeug: Mit einem Lichtmasten wird der Tatort taghell ausgeleuchtet. Rechtsmediziner und Spurensicherung sind vor Ort.

0.30 Uhr: Die Spurensicherung nimmt sich das Auto des vermeintlichen Täters vor, ein alter Audi, silbergrau. 2 Uhr: Noch immer wechseln sich die Experten der Spurensicherung am Auto ab. 2.38 Uhr: Die Polizei sucht den Boden des Tatorts ab. Die Straßenlaternen reichen offenbar nicht aus, sie sucht auch mit Taschenlampen. 3 Uhr: Der ADAC kommt und transportiert das Auto des Täters ab. 3.49 Uhr: Der Leichenwagen kommt, die Särge werden aufgeladen und um 4.28 Uhr abtransportiert. 4.09 Uhr: Die Polizisten bauen das Zelt ab. 4.22 Uhr: Nochmals vermessen die Polizisten den Tatort, auch die nähere Umgebung. 4.38 Uhr: Ein Wagen der Feuerwehr kommt. Er soll den Tatort säubern. Text: NK

Drei Tote und ein Verletzter nach Schüssen in Bayreuth       -  Das Beziehungsdrama geschah in dem Bayreuther Stadtteil St. Johannis. Polizeibeamte begutachteten auch am Tag nach der Tat den Tatort.
Foto: A4488/_Nicolas Armer (dpa) | Das Beziehungsdrama geschah in dem Bayreuther Stadtteil St. Johannis. Polizeibeamte begutachteten auch am Tag nach der Tat den Tatort.
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