
45 Guinea-Paviane leben aktuell im Tiergarten Nürnberg – zu viele, wie Tiergartendirektor Dag Encke erklärte. Die Anlage ist nur für 25 ausgelegt. Künftig sollen einzelne Tiere der Gruppe aus Gründen des Artenschutzes und des Populationsmanagements getötet werden. Die Paviangruppe sei zu groß und zu inhomogen geworden. Es entstünden Probleme mit dem Genpool und mit den sozialen Strukturen, erläuterte Encke.
Paviane sollen getötet werden: Tiergarten Nürnberg begründet Entscheidung
"Da der Platz jedoch begrenzt ist, ergibt sich daraus, dass nicht jedes Tier in der Gruppe bleiben kann", heißt es in einer Pressemitteilung des Tiergartens. Eine Erweiterung der Kapazitäten würde das Problem nur für kurze Zeit lösen. Man habe versucht, das Wachstum der Gruppe durch eine zeitweise Verhütung einzelner Weibchen zu reduzieren, doch der gewünschte Effekt sei nicht eingetreten. Denn die Weibchen würden dauerhaft fruchtbar bleiben.
Zudem sei es nicht gelungen, mehrere Paviane an andere Halter abzugeben. Für den Tiergarten würden dafür nur Einrichtungen infrage kommen, in denen die Tiere eingebunden in eine soziale Gruppe leben können. Seit 2011 hätten zwei Zoos insgesamt 16 Tiere in ihren Bestand übernommen.
Auch eine Auswilderung sei nicht möglich. In den Herkunftsgebieten gibt es laut dem Tiergarten keine geeigneten Areale, auf denen man Paviane ansiedeln könnte und in denen sie sicher leben könnten. "Nach zahlreichen Beratungen auch mit externen Experten ist die Tierschutzkommission zu dem Schluss gekommen, dass auch bei Guinea-Pavianen die Tötung eine vernünftige Lösung sein kann", so der Tiergarten Nürnberg.
Tiergarten Nürnberg will Paviane töten und Diskurs anstoßen
Der Tiergarten schickte eine Vorlage an den Umweltausschuss des Nürnberger Stadtrates. Encke will die Problematik dort in der übernächsten Woche erläutern und einen gesellschaftlichen Diskurs anstoßen. "Im Artenschutz befinden wir uns in einem menschengemachten Dilemma, das uns allen Entscheidungen abverlangt, die sich nicht gut anfühlen", so Encke.
Nach Angaben des Tiergartendirektors wird die Tötung zum Populationsmanagement und das Verfüttern an andere Zootiere bereits mit Huftieren wie Ziegen, Schafen und Rindern, aber auch etwa mit Kängurus praktiziert. Für Primaten wäre es zumindest in Nürnberg Neuland. Der Deutsche Tierschutzbund hält das Töten nur als letzten Ausweg für einen gangbaren Weg. (mit dpa)