Der Bayerische Landtag erhöht den Druck auf das Schweinfurter Museum Georg Schäfer, sich mit möglicher NS-Raubkunst in den eigenen Beständen zu beschäftigten.
Alle vier Parteien im Maximilianeum einigten sich nach zähem Ringen um Formulierungen darauf, künftige staatliche Förderung für private Museen in Bayern von „erkennbaren Bemühungen“ der betroffenen Häuser abhängig machen zu wollen, sich mit der Herkunft ihrer Kunstwerke ernsthaft zu beschäftigen. Der Antrag muss im Landtag noch offiziell beschlossen werden.
Es sei allen Beteiligten bewusst, dass es dabei neben dem Buchheim-Museum in Oberbayern vor allem um das Museum Georg Schäfer gehe, sagte die Grünen-Abgeordnete Verena Osgyan, deren Fraktion das Papier initiiert hatte. Schließlich habe sich das Schweinfurter Haus bisher am hartnäckigsten der Geschichtsaufarbeitung verweigert.
Anders, als staatliche Museen sind private Sammlungen juristisch nicht an die sogenannte „Washingtoner Erklärung“ von 1999 gebunden, in der sich Deutschland verpflichtet hat, NS-Raubkunst zu identifizieren und den rechtmäßigen Besitzern zurückzugeben. Im Landtag sieht man allerdings eine starke moralische Verpflichtung der betroffenen Häuser – vor allem, wenn die privaten Sammlungen durch öffentliche Mittel massiv unterstützt werden.
„In Schweinfurt hat der Freistaat Bayern nicht nur das Museumsgebäude hingestellt, er fördert das Haus ja auch weiter“, erklärt Osgyan. Deshalb sei es Abgeordneten aller Landtagsfraktionen „sauer aufgestoßen, dass dort bislang nicht einmal der gute Wille zur Provenienzforschung erkennbar ist.“
Spätestens seit dem Fall Gurlitt könne es sich das Land Bayern aber nicht mehr leisten, dass in einem von ihm finanzierten Museum Kunstwerke unter NS-Raubkunstverdacht ausgestellt werden: „Es fällt schon auf den Freistaat zurück, wie und wo wir unser Geld investieren“, glaubt Osgyan.
Nach einer Expertise der Provenienzforscherin Monika Tatzkow stehen im Museum Schäfer zumindest 25 Kunstwerke unter Raubkunst-Verdacht. „Es ist schade, dass der Landtag nun so nachdrücklich unterwegs sein muss“, findet deshalb der Würzburger CSU-Abgeordnete Oliver Jörg. Eigentlich müsse ein Museum vom Rang der Sammlung Schäfer selbst Interesse an Aufklärung haben: „Eine solche Überprüfung gehört zur Hauptagenda aller Häuser, die fragliche Bestände haben“, fordert Jörg.
„Auch private Sammlungen müssen sich mit ihrer Geschichte auseinandersetzen“, verlangt auch der Freie-Wähler-MdL Michael Piazolo. Zumal die staatliche Landesstelle für nicht-staatliche Museen mit befristet beschäftigten Provenienzforschern bereits ab Herbst aktiv auf betroffene Häuser zugehen will – eine Arbeit die wohl aber nur dann gelingen kann, wenn auch die Museen mitziehen.
Zumindest im Kunstausschuss des Landtags scheint man deshalb einig, in dieser Frage nicht lockerlassen zu wollen. Wer sich verweigere, Klarheit zu schaffen, könne nicht mehr auf die schützende Hand des Freistaats hoffen, sagt der Würzburger SPD-MdL Georg Rosenthal: „Es wird jetzt allseits anerkannt, dass der Staat, wenn er Förderung auslobt, auch Erwartungen daran knüpfen darf.“