Manche Sätze klingen so abtörnend wie „Last Christmas“. „Zwischen uns liegt jede Nacht mindestens ein Kind!“, ist beispielsweise so einer. Junge Eltern kennen das Problem, das auch die BR-Serie „Servus Baby“ schnell deutlich macht: Bei den vier Münchner Freundinnen Lou (Josephine Ehlert), Mel (Genija Rykova), Eve (Teresa Rizos) und Tati (Xenia Tiling) geht es in der inzwischen dritten Staffel nicht mehr ums Erwachsenwerden, sondern ums Erwachsensein. Familienalltag und Karriere, statt Dating und Abenteuer. Und klar wird auch: In jedem Anfang muss nicht zwangsläufig ein Zauber liegen.
Das Gefühlschaos der jungen Münchnerinnen wird mit vier neuen Folgen von „Servus Baby“ fortgesetzt. 2019 wurde die von Regisseurin Natalie Spinell entworfene Serie mit dem Bayerischen Fernsehpreis ausgezeichnet. Ursprünglich sollte „Urban Divas“, so der Arbeitstitel, ja ein Kurzfilm werden – „mein Abschluss an der Filmhochschule in München“, erklärt die Autorin und Regisseurin. Die Vielschichtigkeit der Thematik habe aber nicht in die Form eines Kurzfilms gepasst. Dies führte erst zu einem Serienpiloten als Abschlussfilm und schließlich zur Miniserie. „Darin begleiten wir die vier befreundeten Protagonistinnen dabei, unter Zeitdruck den Richtigen zu finden“, sagt Spinell. Ob die damit verbundenen Träume der Realität tatsächlich stand- halten können?
Bei "Servus Baby" halten neue Lebensphasen Überraschungen bereit
In der aktuellen Staffel hält die Vorweihnachtszeit für Lou, Mel, Eve und Tati auf dem Weg in ihre neuen Lebensphasen einige Überraschungen bereit: „erotische Vulkane“, ungebetene Mütter, kleine Knirpse, doppelte Vaterschaften und eine Ex-Frau am Rande des Nervenzusammenbruchs torpedieren vermeintliche Familienkonzepte. Spinell sagt: „In den neuen Folgen werden diese Realitäten dann durch den Fleischwolf immer neuer Alternativen gedreht, die durch alte Gewohnheiten, neue Sehnsüchte, familiäre Zwänge oder biologische Schranken befeuert sind.“ Gedreht wurde übrigens im vergangenen Jahr, wo wegen der Corona-Pandemie beispielsweise ein eigener Weihnachtsmarkt im Münchner Glockenbachviertel aufgebaut werden musste. Und die Regisseurin lässt die vier Frauen nun in ihren Dreißigern landen – auf der Suche nach … ja, wonach eigentlich?
Während Lou nach der Geburt ihres Kindes mit ihrem eingeschlafenen Liebesleben kämpft, wünschen sich Eve und ihr Basti nichts sehnlicher als Nachwuchs. Das will aber nicht klappen. Und die erfolgreiche Ärztin Mel versucht, neben ihrer Karriere die verkrachte Beziehung zu ihrer Mutter geradezubiegen. Fehlt nur noch Tati, die sich im Strudel einer chaotischen Patchwork-Familie gefangen sieht.
Jede Folge von "Servus Baby" begleitet eine der vier Frauen
Jede der Folgen begleitet eine der Frauen. Spinell verzichtet diesmal ein wenig auf das Tempo der ersten Staffeln, die noch mehr mit gewitzten Dialogen und teils slapstikartigen Einlagen glänzten. Dafür werden die Charaktere nun deutlicher erkennbar und es kommt so etwas wie Tiefe in die Serie. Damit ist „Servus Baby“ auch mehr als nur der bayerische Abklatsch des weltweiten US-Serienerfolgs „Sex and the City“. Die Story bleibt nämlich nicht an der Hochglanz-Oberfläche kleben, sondern lässt das Publikum recht tief in die Geschichten eintauchen. „Zwar ist die dritte Staffel damit ernster geraten, aber nichtsdestotrotz sehr sehenswert“, heißt es bei der Deutschen Presse-Agentur. Dem ist nichts hinzuzufügen.
Info: Die die neuen Folgen sind bereits in der ARD-Mediathek zu sehen. Außerdem werden alle vier Folgen am Stück am 17. Dezember ab 22.15 Uhr im Bayerischen Rundfunk gezeigt.