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Würzburg/München
Nach Uniper-Pleite: Kauft der Freistaat Bayern die Wasserkraftwerke am Main zurück?
Soll der Freistaat Bayern die ab 1994 privatisierten Main-Kraftwerke zurückkaufen? Die Chance scheint nach der Uniper-Pleite da. Was spricht für die Verstaatlichung und was dagegen?
Nach der Pleite von Uniper sind die Wasserkraftwerke am Main an den Bund gefallen – darunter das Wasserkraftwerk Untere Mainmühle mitten in Würzburg. Soll der Freistaat die Kraftwerke nun kaufen?
Foto: Christoph Weiss | Nach der Pleite von Uniper sind die Wasserkraftwerke am Main an den Bund gefallen – darunter das Wasserkraftwerk Untere Mainmühle mitten in Würzburg. Soll der Freistaat die Kraftwerke nun kaufen?
Henry Stern       -  Obermeier/ Henry Stern
Henry Stern
 |  aktualisiert: 15.07.2024 10:24 Uhr

Sollen die Wasserkraftwerke am Main wieder zurück in den Besitz des Freistaat Bayern? Die Chance dazu scheint jedenfalls gegeben, seitdem der Bund das Energieunternehmen Uniper wegen Milliarden-Verlusten im Gasgeschäft im letzten Jahre fast komplett übernehmen musste.

Denn zu Uniper gehört auch die "Kraftwerkgruppe Main" mit insgesamt 37 Laufwasser-Kraftwerken, davon 28 in Unterfranken - etwa die Untere Mainmühle in Würzburg oder die Kraftwerke in Knetzgau, Schweinfurt, Volkach, Kitzingen, Marktbreit, Randersacker, Erlabrunn, Rothenfels oder Lengfurt (siehe Grafik).

Die Main-Kraftwerke von Uniper erzeugen jährlich Strom für 247.000 Privathaushalte

0,7 Milliarden Kilowattstunden Strom erzeugen die Mainkraftwerke laut Betreiber pro Jahr – rechnerisch ausreichend für 247.000 Privathaushalte. In ganz Bayern betreibt Uniper 97 Wasserkraftwerke etwa auch am Lech und der Donau. Insgesamt erzeugen diese Anlagen rund sechs Prozent des bayerischen Strombedarfs.

Nach Uniper-Pleite: Kauft der Freistaat Bayern die Wasserkraftwerke am Main zurück?

In Zeiten unsicherer Energieversorgung mit Öl und Gas ist die Wasserkraft zweifellos ein wichtiger Baustein der Energieversorgung in Unterfranken wie in ganz Bayern. "Wasserkraft ist die erneuerbare Sicherheitsenergie", findet gar Ludwig Hartmann, Fraktionschef der Grünen im Landtag.

Hartmann fordert die Staatsregierung deshalb auf, sich beim Bund um die Übernahme der Uniper-Wasserkraftwerke zu bemühen. "Der Bund wird die Anlagen nicht dauerhaft behalten", glaubt er. Bevor aber private oder gar ausländische Investoren zuschlagen, müsse die Söder-Regierung "einen Weg finden, dass diese Anlagen in den Besitz des Freistaats zurückgehen".

Unter Edmund Stoiber wurden die Kraftwerke privatisiert

Denn bis Mitte der 1990er-Jahre waren die Wasserkraftwerke im Besitz des staatlichen Bayernwerks. Ab 1994 wurden das Bayernwerk und damit auch die Kraftwerke unter Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) privatisiert. Bis 2016 war E.ON der Betreiber, bevor dort das Energiegeschäft einschließlich der Wasserkraft in Uniper ausgelagert und abgespalten wurde.

Die Untere Mainmühle an der Alten Mainbrücke in Würzburg gehört zu den 28 Wasserkraftwerken, die der vom Bund übernommene Energieversorger Uniper bislang am Main in Unterfranken betreibt.
Foto: Thomas Obermeier | Die Untere Mainmühle an der Alten Mainbrücke in Würzburg gehört zu den 28 Wasserkraftwerken, die der vom Bund übernommene Energieversorger Uniper bislang am Main in Unterfranken betreibt.

"Diese Privatisierung war ein Fehler", den die CSU nun "im Interesse der Zukunft" korrigieren könne, findet Hartmann. Denn "kritische Infrastruktur darf nicht von Privatunternehmen und reiner Gewinnmaximierung geprägt sein". Nur im staatlichen Besitz könnten die Kraftwerke zudem Energiegewinnung, Hochwasserschutz, Niedrigwassermanagement und Naturschutz garantieren, glaubt der Grüne. Das mit den Kraftwerken verdiente Geld fließe dann zudem "nicht länger in Konzernkassen, sondern kommt auch den Ufergemeinden zugute, die damit Spielplätze, Radwege oder kommunale Schwimmbäder finanzieren können".

Kann es der Staat wirklich besser, als private Betreiber, fragt die CSU im Landtag

Höchste Zeit also für ein bayerisches Kaufangebot bei Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP)? Bei der CSU im Landtag ist man skeptisch. Man müsse zuvor doch erstmal die Fakten kennen, findet etwa die CSU-Abgeordnete Kerstin Schreyer: "Was kostet das Ganze? Und kann es der Staat wirklich besser als diejenigen, die es jetzt machen?"

Auch das Wasserkraftwerk Knetzgau (Lkr. Haßberge) gehört zur 'Kraftwerksgruppe Main' von Uniper und könnte möglicherweise vom Freistaat Bayern übernommen werden. (Archivbild)
Foto: René Ruprecht | Auch das Wasserkraftwerk Knetzgau (Lkr. Haßberge) gehört zur "Kraftwerksgruppe Main" von Uniper und könnte möglicherweise vom Freistaat Bayern übernommen werden. (Archivbild)

Die Grünen stellten zudem "eine hypothetische Frage", kritisiert der Hofer CSU-Abgeordnete Alexander König: "Weil zumindest uns eine solche Zerschlagung von Uniper, ein solches Verkaufsangebot seitens des Bundes nicht bekannt ist." Vielleicht aber "wissen die Grünen ja Dinge, die wir nicht wissen", argwöhnt König.

Die FDP warnt gar vehement vor einer staatlichen Übernahme: Die Milliarden-Summe, die der Freistaat für den Kauf aufwenden müsste, würde über höhere Strompreise auf private Kunden und Unternehmen umgelegt, warnt der Abgeordnete Albert Duin. Zudem sei der Staat mitnichten "der bessere Unternehmer".

Umweltminister Glauber: Stehe Gewehr bei Fuß für Kaufverhandlungen mit dem Bund 

Bedenken, die Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) offensichtlich nicht teilt: Wasserkraft sei "Heimatenergie", erklärt er im Landtag – weshalb der Freistaat "beim Zugriff" auf die Uniper-Kraftwerke "eine zentrale Rolle" spielen müsse.

Allein schon für den Hochwasserschutz müsse die Steuerung der Anlagen etwa am Main "in einer zentralen Hand liegen", fordert er. Notwendig sei zudem "ein gemeinwohlorientierter Ansatz".

Bislang aber habe sich die Ampel-Regierung im Bund noch nicht zu einem möglichen Verkauf geäußert. Deshalb liege der Ball aktuell noch in Berlin, findet Glauber: "Wir stehen Gewehr bei Fuß, um mit dem Freistaat in solche Verhandlungen einzutreten."

 
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  • K. W.
    Energiesicherheit zählt zu den originären Aufgaben des Staates und ist eine grundlegende Voraussetzung für die wirtschaftliche und soziale Entwicklung eines Landes. Der Staat muss eine sichere, erschwingliche und nachhaltige Energieversorgung gewährleisten und innovative Strategien ergreifen, um Herausforderungen wie Abhängigkeit von importierten Energieressourcen und Umweltschutz zu bewältigen. Nur so kann eine nachhaltige und gerechte Entwicklung für alle Bürgerinnen und Bürger gewährleistet werden. Also kann der Rückkauf der Wasserkraftwerke durchaus positiv sein und ein möglicher Ansatz, um Energiesicherheit und eine nachhaltige Energieversorgung zu gewährleisten. Es hängt jedoch von vielen Faktoren ab, wie zum Beispiel der Qualität der Wasserkraftwerke, den Kosten des Rückkaufs und der Fähigkeit des Staates, sie effektiv zu verwalten.
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  • H. H.
    Komplett intransparent -

    ich möchte nicht wissen, wieviel Steuergelder da schon reingepumpt wurden und erst recht nicht, was das dann alles kosten soll. In den Rachen geschmissen wird das Geld jedes Mal den gleichen Nimmersatten, die damit (am Ende noch gegen unsere Währung) zocken, und zahlen sollen es jedes Mal die Normalbürger/innen mit einer Steuer- und Abgabenquote von 30 - 50 %, während die Erträge aus Kapitalvermögen mit ca. 25 % besteuert werden, und dann müssen wir uns auch noch anhören, das wäre eine unerträgliche Neiddebatte.

    Konfiszieren und in ein öffentlich-rechtliches Unternehmen mit größtmöglicher Transparenz einbringen!!

    Weiterführende Infos - siehe hier:
    https://steuermythen.de/mythen/mythos-5/
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  • R. E.
    In diesem Thema steckt unser deutsches Energie-Dilemma. Wir haben über Jahrzehnte oligopolistische Vermarktungsstrukturen aufgebaut. Diese führten bisher z. T. auch zu einem starken Preiskampf bei Strom und Gas (und (Mineral-) Öl). Meines Erachtens brauchen wir wieder dezentrale Versorgungsstrukturen, so auch beim durch Wasserkraft erzeugten Strom. Allerdings steht dagegen eine Energie-Infrastruktur, die eben an andere Voraussetzungen gebunden war und wohl ist. Die politischen Maßnahmen laufen aber eher in eine zentralistische Richtung.
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  • A. M.
    Wasserkraft durch diese Fischzerstückelungsanlagen ist ein Verbrechen an der Natur! Pleite gehen lassen, Strom aus Windkraft und Solar. Der Beitrag der Wasserkraftwerke ist eh nur marginal...
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  • A. S.
    So ist es - totaler Unsinn die Teile in der heutigen Zeit.
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  • M. G.
    Der Grund für eine Staustufe ist ja nicht allein die Stromgewinnung. Damit wird außerdem das Hochwasser gesteuert. Auch die Schifffahrt auf dem Main wäre ohne schlecht möglich. Oder sollen die Waren, die mit Schiffen transportiert werden auch noch auf die Straße?
    Übrigens haben Staustufen heutzutage Fischtreppen.
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  • R. W.
    Nachdem man bei Windrädern den Mindestabstand de facto mehr als halbiert hat (von 10H auf 4H), könnte man doch auch die Zahl der Wasserkraftwerke verdoppeln, indem man zwischen zwei bestehenden noch ein zusätzliches in die Mitte rein setzt.
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  • D. E.
    So einfach ist das nicht. Wasserkraft wird schon seit Jahrzehnten genutzt und ist ziemlich ausgereizt. Was möglich ist durch Modernisierung

    https://www.umweltbundesamt.de/themen/wasser/fluesse/nutzung-belastungen/nutzung-von-fluessen-wasserkraft
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  • R. H.
    Der Krieg zeigt uns, dass Energieerzeugung wieder mehr in öffentliche Hand gehört!

    Ja "Private" können das auch, diese haben aber NUR wirtschaftliche Interessen und die Belange des Volkes interessieren an der Börse und in den Vorstandszimmern niemanden!

    In Österreich werden seit Jahren, wie z. B. in Salzburg, neue Wasserkraftwerke gebaut, obwohl diese eine Amortisationszeit von mehr als 30 Jahren haben. In einem privaten Unternehmen in der BRD ging so was nicht, da die Geschäftsführer an ihren Verträgen mit Laufzeiten von 4 - 6 Jahren gemessen werden. Ein Erfolg nach dreißig Jahren, oder gare ein Ökologischer Gewinn interessiert da nicht.

    Ich sehe es auch als dringendste Staatsaufgabe weitere Wasserkraftwerke zu planen und zu bauen! Diese habe als Stauseekraftwerke auch inzwischen weitere ökologische Vorteile (Kleinklima, Wasserspeicher etc.).
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  • M. F.
    Mir fällt kein zwingender Grund für eine Verstaatlichung der Wasserkraftwerke ein. Die Kraftwerke produzieren seit fadt 30 Jahren in privter Hand solide Strom. Warum ein System ohne Not umkrempeln, das läuft?

    Denken denn die Grünen und FW, dass der Freistaat unendlich Geld hat?
    Die Millionen oder eher Millarden für den vorgeschlagenenen Rückkauf der Wasserkraft von Uniper fehlen dann als Investitionsmittel an anderer Stelle, wo sie viel dringender gebraucht werden, etwas beim Ausbau des ÖPNV.

    Daher ein ganz klares lohnt sich nicht!
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  • J. H.
    Was hat das Ganze mit Freien Wählern oder Grünen zu tun?

    Unser Sonnenkönig Markus möchte doch Wasserkraft massiv ausbauen, ja er wirft sogar den anderen Parteien vor, Wasserkraft würde aus ideologischen Gründen ausgeschlossen sein! (was natürlich Blödsinn ist)

    Siehe:

    https://twitter.com/Markus_Soeder/status/1510946337696669705

    Aber halt! Das war ja schon im April letzten Jahres. Da hat sich die Meinung von Söder bestimmt schon wieder 52 mal geändert.

    Jetzt kommen Sie daher und jammern, der Freistaat hätte kein Geld!

    Soll ich mal in die Zukunft blicken? Folgendes wird passieren:

    Söder / CSU wird die Wasserkraft ausbauen, das kostet eine Menge Geld und dann kommen Sie und andere Leute aus Ihrer "Ideologie" Blase, und werden sagen, die Grünen sind schuld.

    Genauso wirds kommen.
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  • M. F.
    Sie haben offenbar nichts von meinem Kommentar verstanden.

    Die Grünen und FW wollen bestehende Wasserkraftwerke, die sich in Privatbesitz befinden und seit jeher verlässlich Strom produzieren (können Sie in den Bilanzen des Länderarbeitskreises Energie nachsehen), kaufen, was erheblich Kapital des Freistaats binden würde, was für die Stromerzeugung keinerlei Vorteil bringt (es wird danach nicht mehr und nicht weniger Strom aus Wassser produziert). Das zum Kauf aufgebrachte Geld fehlt dann aber anderswo.

    Söder hingegen setzt auf einen Ausbau der Wasserkraft durch private Firmen, etwa die österreichische Verbund AG. Dafür braucht es grds. kein Kapital des Freistaats und die Stromerzeugung aus Wasser wird ausgebaut.

    Jetzt verstanden?
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  • K. S.
    So, vielleicht wissen einige doch noch das die Mainkraftwerke der Rhein-Main-Donau AG gehört haben. Anteilsnehmer an der RMD war mit 2/3 der Bund, 1/3 war dem Freistaat Bayern zugeordnet. Also alles in öffentlicher Hand, genau so ging es mit den Stromversorgungsunternehmen. Ab 1996 wurden die Unternehmen Privatisiert und es ging stetig Bergab ! Heute, nach dem die Privaten Pleite sind denkt man wieder über eine Verstaatlichung nach . Somit würde ja auch der Staat im Energiemarkt wieder tätig werden !
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  • M. F.
    Ob es der Staat besser kann? Naja, am Beispiel der Bahn sieht man, dass es private Unternehmen nicht wirklich besser machen. Kostendeckung reicht doch aus. Infrastruktur gehört allen also auch in öffentliche Hand.
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  • G. W.
    Klar wäre es sinnvoll, Infrastruktur in staatlichem Eigentum zu wissen... aber wenn die bayerische Staatspartei dauernd mault, daß die 'pösen Grünen' alles verstaatlichen wollen, dann wird das wohl nix.
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  • P. K.
    Warum kaufen?
    Uniper wurde mit Steuergeldern gerettet, die Steuern zahlen wir und somit gehört Uniper uns. Bei uns sind nämlich wir der Staat.
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  • J. K.
    Es wäre zu wünschen dass der Freistaat Bayern die Wasserkraftwerke zurückkauft, denn es gibt gute Gründe basics wie Wasser, Strom und Trinkwasser in öffentlicher Hand zu belassen oder zurückzuführen.
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