
Es gibt diesen Scherz in Bayern, dass Ministerpräsident nur werden kann, wessen Nachname mit einem S beginnt: Strauß, Streibl, Stoiber, Seehofer – und bald Söder. Seit ein paar Jahren scheint sich noch so eine Tradition zu etablieren: Die First Lady im Freistaat, die Frau des Ministerpräsidenten, heißt Karin.
Ob Karin Baumüller-Söder eher der Typ warmherzige Landesmutter sein wird, so wie es Karin Stoiber war? Ob sie ihre öffentlichen Auftritte sparsam dosieren wird, so wie es Karin Seehofer getan hat? Ob sie sich – wie beide – in sozialen Projekten engagieren wird?
Seine Anzüge kauft sie ihm nicht
Bisher hat die 45-Jährige ihren Mann begleitet, wenn es nötig war: in Abendrobe auf den Grünen Hügel von Bayreuth, im Kostüm beim Sommerempfang des Landtags, in Rock und Blazer bei der Taufe eines Kreuzfahrtschiffs auf dem Starnberger See. In solchen Momenten hält Markus Söder seine Karin fest im Arm und drückt ihr demonstrativ einen Kuss auf die Wange.
Eine schutzbedürftige Frau an der Seite des starken Mannes? Weit gefehlt, sagen Beobachter. Sie sprechen von einer „klugen, sensiblen und liebenswerten Frau“, die ihm auf Augenhöhe begegnet. Und, so viel hat Söder selbst mal verraten, seine Anzüge kauft sie ihm nicht.
Bei den extravaganten Fastnachts-Auftritten von Söder in Veitshöchheim jedenfalls spielt seine Ehefrau eine nicht unwichtige Rolle. Gab er den Kiss-Frontmann, schlüpfte sie ins Glitzerkleid samt Lederhandschuhen. Mimte er Mahatma Gandhi, stand sie als Inderin an seiner Seite. War er Homer Simpson, war sie die Marge samt blauer Monstermähne. Immer ein Hingucker, die beiden. Ob sie von Anfang an ein Paar auf Augenhöhe waren, der Sohn eines Maurermeisters und die Tochter eines vermögenden Nürnberger Unternehmers?
In der Firma ist sie fürs Personal zuständig
So mancher hat sich über Söders Privatleben das Maul zerrissen. Erst recht, weil nach der Liaison mit einer Sonnenstudio-Angestellten im Dezember 1998 Tochter Gloria zur Welt kam – er aber ein Jahr später Karin Baumüller heiratete. Gemeinsam haben sie drei Kinder, 17, 13 und zehn Jahre alt. Vormittags, wenn die Töchter und der Sohn in der Schule sind, arbeitet sie in der Firma ihres im Oktober gestorbenen Vaters. Die Baumüller Gruppe in Nürnberg hat 1800 Mitarbeiter, fertigt elektrische Automatisierungs- und Antriebssysteme. Die 45-Jährige ist neben ihrem Bruder Gesellschafterin und vor allem für Personalfragen zuständig.
In ein paar Monaten hat sie einen Job mehr. First Lady im Freistaat, dafür gibt es keine Stellenbeschreibung, keine Handlungsanweisung. Vielleicht denkt Karin Baumüller-Söder auch an Veitshöchheim – als ihr Mann als Edmund Stoiber ging. Und sie gab seine Karin. Foto: dpa