Der große Auftritt ist garantiert mit diesem doch recht ausladenden Prachtteil eines Hutes aus feinstem roten Leder auf hellblauem Sisalgewebe – ein schlichtes rotes Seidenkleid dazu, roter Lippenstift, passende Handtasche, perfekt! Nein, Kopfbedeckungen sind nicht aus der Mode, auch dies zeigt die Ausstellung „Hauptsache – Hüte, Hauben, Hip-Hop-Caps“ im Bayerischen Nationalmuseum. Aktuelle Kreationen, etwa der Münchner Hutmacherinnen Nicki Marquard und Christine Halbig sowie der Augsburgerin Doris Limmer, werden ebenso präsentiert wie viele historische Modelle.
Etwa 250 verschiedene Kopfbedeckungen laden in München zum Schauen und Staunen ein
Etwa 250 Exemplare – von der kostbaren Mitra über zarte Hauben, zünftige Jägerhüte, elegante Zylinder, sportliche Schirmmützen bis hin zu coolen Caps und aktuellen Kreationen im mutigen Mix aus Farben und Materialien – demonstrieren nicht nur die lange Tradition von Kopfbedeckungen und ihren kulturgeschichtlichen Wandel. An ihnen lässt sich auch eindrucksvoll sehen, dass jeder seit jeher mit dem, was er auf dem Kopf trägt, auch kommuniziert. Und das nicht nur, wenn eine Dame im 17. Jahrhundert erhobenen Hauptes mit einer von zart klingelnden Kupferplättchen übersäten, sogenannten Flinderhaube einherschreitet. Auch Anna Billmann aus dem Allgäu trägt ihre Schirmhaube sichtlich stolz auf einem Gemälde. Und die Damen, die im 18. Jahrhundert zu einem aus cremefarbenem Seidentaft gearbeiteten Modell mit üppigen Schleifen griffen, dessen Form sich später als „Pamela-Hut“ etablierte, brachten damit vor allem zum Ausdruck, dass sie wussten, was gerade angesagt war in ihren Kreisen.
Doch Kopfbedeckungen können noch viel mehr. Mit ihnen kann man nicht nur zur Faschingszeit schnell mal in andere Rollen schlüpfen, auch eine andere Seite von sich lässt sich mit ihnen ausleben: So war Ludwig I. zwar als König für seine Sparsamkeit bekannt und soll, wie man im empfehlenswerten Audio-Guide erfährt, über Jahrzehnte den gleichen, immer wieder geflickten Morgenrock getragen haben. Als Kronprinz aber habe er sein Faible für die neueste Hutmode ausgelebt und wollte der Nachwelt wohl auch als modischer Herrscher in Erinnerung bleiben, vermachte er doch dem Bayerischen Nationalmuseum rund 45 Kopfbedeckungen: Schirmmützen, Barette und eine Reihe von Zylindern, wovon etliches zu sehen ist.
Dass man mit dem, was man sich auf den Kopf setzt, nicht nur en vogue sein, sondern bisweilen auch Protest ausdrücken will, ist auch nichts Neues. Doch ein besonders plüschiger Protest ist Modemacher Franco Moschino gelungen: Er platzierte auf seinem Teddyhut 14 Bärchen und wollte sich damit offenbar über die Modeindustrie lustig machen. Ein Hingucker, wenn auch kein tragbarer.
Tragbar, aber aus Tierschutzgründen völlig untragbar sind Hüte aus dem beginnenden 20. Jahrhundert mit echten Federn oder ganzen Vögeln. Dass Tierbestände weltweit für die Modeindustrie dezimiert oder ganz ausgerottet wurden, auch darauf wird – zu Recht – in der Ausstellung hingewiesen. Und man erfährt im Übrigen auch, dass eine Designerin wie Mildred Blount, die die Hüte des Kinoerfolgs „Vom Winde verweht“ geschaffen hat, weil sie Afroamerikanerin war, nie so bekannt wurde. Dabei war gerade auch sie eine Könnerin für den großen Auftritt. Und für den Auftritt mit Hut will die Schau natürlich Mut machen.
Information: Die Ausstellung „Hauptsache – Hüte. Hauben. Hip-Hop-Caps“ ist noch bis 30. April in München im Bayerischen Nationalmuseum zu sehen. Geöffnet Dienstag bis Sonntag.