Es ist erst wenige Monate her, da sagte Claudia Paganini im Gespräch mit unserer Redaktion: "Hier entsteht etwas Neues mit einer großen Eigendynamik." Die Medienethik-Professorin sagte auch: "Eine Verteufelung bringt nichts, weil das kein Problem löst." Seitdem ist die Entwicklung weiter fortgeschritten und die – bange – Frage, die sich viele stellen, lautet: Übernimmt jetzt die KI?
Es ist eine der zahlreichen Fragen, wenn es um die Auswirkungen der künstlichen Intelligenz auf Medien und Gesellschaft geht. Claudia Paganini von der Hochschule für Philosophie München wird sie zu beantworten versuchen – als Podiumsteilnehmerin der diesjährigen Augsburger Mediengespräche. Mit ihr diskutieren am 6. November im Goldenen Saal des Augsburger Rathauses: Elisabeth André, Professorin und Lehrstuhlinhaberin für Menschzentrierte Künstliche Intelligenz an der Universität Augsburg, Florian Nuxoll, Lehrer am Geschwister-Scholl-Gymnasium in Tübingen und Podcaster ("Doppelstunde"), Thorsten Schmiege, Präsident der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM), sowie Peter Müller, Chefredakteur der Augsburger Allgemeinen.
Medien testen Einsatz von KI
Über die Frage, ob oder was genau künstliche Intelligenz übernehmen soll und kann, wird derzeit auch in Medienhäusern und der gesamten Medienbranche gesprochen, erst kürzlich beim Branchentreff "Medientage München". Für Medien, ihre Nutzer und Kunden bietet der technologische Fortschritt Chancen und Vorteile: Angebote lassen sich etwa besser personalisieren und so auf das jeweilige Informationsbedürfnis zuschneiden. Was Inhalte angeht, sind sich Medienvertreter einig: Nicht alles, was KI kann, sollte gemacht werden. Dies gelte in besonderer Weise für hochwertigen Journalismus als Stütze unserer Demokratie.
Viele Redaktionen loten momentan aus, wie sich KI sinnvoll einsetzen lässt. Der öffentlich-rechtliche Sender ZDF will sie beispielsweise verstärkt bei der Untertitelung von Liveschalten einsetzen oder im Bereich der Gebärdensprache. KI, die auf dem Prinzip des maschinellen Lernens basiert, kann (Daten-)Recherchen unterstützen. Wozu sie offenbar (noch) nicht imstande ist: Rezepte so umwandeln, dass sie Vegetarier und Veganer nachkochen können. Damit habe man auf brigitte.de experimentiert, es habe jedoch nicht funktioniert, sagte eine Managerin von Gruner + Jahr in München.
Fake-Video mit einem Nachrichtenmoderator deutet auf Risiken hin
Auf der anderen Seite stehen die Risiken. Kürzlich kursierte ein Video, in dem "heute journal"-Moderator Christian Sievers vor einer Studiokulisse zu sehen war. Er wirbt darin für eine "KI-gestützte Anlage-Plattform", mit der man "mit minimalen Investitionen große Geldsummen" verdienen könne. Eine Fälschung, generiert von künstlicher Intelligenz. Sievers zeigte sich schockiert und schrieb auf X: "Der Typ sieht aus wie ich, klingt (fast) wie ich. Aber ich bin es nicht wirklich … Echt nicht." Auf Nachfrage sagte er: Noch sei die Fälschung zu erkennen gewesen, "aber für die Zukunft läuft mir ein Schauer über den Rücken". Der kann einem auch über den Rücken laufen bei dem Satz des Digitalexperten Richard Gutjahr, der die "Augsburger Mediengespräche 2023" moderieren wird: "Gehen wir davon aus, dass sich die Intelligenz der Maschinen von nun an alle sechs Monate verdoppelt, wäre das ein Wettlauf, den die Menschheit verliert."
Zur Info: Der Eintritt für die Veranstaltung der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM) in Kooperation mit den Augsburger TV- und Hörfunksendern und der Stadt Augsburg ist kostenlos. Allerdings ist eine Anmeldung erforderlich unter www.blm.de/augsburger_mediengespraeche oder an: events@blm.de. Die "Augsburger Mediengespräche 2023" beginnen am 6. November um 18.30 Uhr im Rathaus Augsburg, Goldener Saal. Einlass ist um 18 Uhr.