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Medien
CSU-Lokalpolitiker macht als ARD-Kritiker mit Blog Schlagzeilen
Kritik an den öffentlich-rechtlichen Sendern kommt aus vielen Richtungen. Ein Blog betreibt sie besonders erfolgreich. Dessen Mitbetreiber ist ein junger oberfränkischer CSU-Mann.
Daniel Wirsching
 |  aktualisiert: 11.03.2024 13:16 Uhr

Es kommt nicht oft vor, dass ein Lokalpolitiker bundesweit Schlagzeilen macht, erst recht nicht ein junger CSU-Mann aus Oberfranken, stellvertretender Ortsvorsitzender der Partei, Ortsverband Weilersbach. Weilersbach hat rund 2000 Einwohnerinnen und Einwohner – und mit Jonas Müller einen ausdauernden Kritiker von ARD, ZDF und Deutschlandradio. Seinem Twitter-Account @Notausgang25 folgt unter anderem der stellvertretende Chefredakteur der Welt.

Weitaus mehr Follower hat gleichwohl das "ÖRR-Blog", auf Twitter sind es mehr als 45.000. Das arbeitet sich regelmäßig an den beitragsfinanzierten öffentlich-rechtlichen Sendern ab, will deren "Verkleinerung und Kostenreduzierung". Als kürzlich ein Journalist des RNDüber das Blog kritisch berichtete, war so einiges los auf dem Kurzbotschaftendienst Twitter– und @Notausgang25 schrieb: "Würden sich Journalisten so mit dem ÖRR (öffentlich-rechtlichem Rundfunk, die Red.) beschäftigen, wie grade mit mir, wäre der ÖRRBlog absolut überflüssig." 

Medienkritik im ÖRR-Blog: Umstritten und erfolgreich

CSU-Lokalpolitiker Jonas Müller nämlich ist Mitbetreiber und "Orga-Chef" des Blogs. Dessen "politische Positionierung" komme daher nicht ganz überraschend, auch wenn sie auf den ersten Blick kaum erkennbar sei, heißt es im Bericht des Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND), das dutzende Zeitungen mit Inhalten beliefert.

Die Vorwürfe in Kürze: Das ÖRR-Blog wirke unabhängig und medienkritisch, verfolge aber eine "ganz eigene politische Agenda". Es sei ein "Kampagnenblog" und problematisch, weil es Begebenheiten mit Screenshots oder abgeschnittenen Videobeiträgen aus dem Zusammenhang reiße oder den Sendern und Redaktionen häufig Dinge andichte. Neben berechtigter Kritik, die auch schon zu Korrekturen führte, verbreite es "halbgares Geraune".

In der Tat gibt es wesentlich schärfere und polemischere Kritikerinnen und Kritiker der Öffentlich-Rechtlichen, darunter nicht wenige Unionspolitiker. Dem ÖRR-Blog genügt es dagegen häufig, bei Andeutungen zu bleiben – Internetnutzern genügt das in vielen Fällen ebenfalls bereits; sie haben neues Material für ihre Fundamentalkritik an ARD, ZDF und Deutschlandradio.

Für das ÖRR-Blog ist klar: "Anja Reschke hat den Wahlkampf zur Landtagswahl in Bayern eröffnet"

Wenn also das ÖRR-Blog lediglich feststellt, dass "Hart aber fair"-Moderator Louis Klamroth Aimée van Baalen eingeladen hat – "FridaysforFuture Aktivistin wie seine Lebensgefährtin" –, dann liegt in diesem Umfeld der Schluss nahe, Klamroth könne wegen seiner privaten Beziehung befangen sein. Wenn sich die ohnehin als "linksgrün" geschmähte Moderatorin Anja Reschke in ihrer Show "ReschkeFernsehen" satirisch der CSU annimmt, ist für das ÖRR-Blog klar: "Anja Reschke hat den Wahlkampf zur Landtagswahl in Bayern eröffnet."

Auf Kritik, besonders im RND-Bericht, angesprochen, antwortet nicht CSU-Mann Müller, sondern das "ÖRRBlog-Team": "Dass die Kritik Ihres Kollegen sehr überspitzt und etwas polarisierend war, hat uns nicht überrascht. Insbesondere die zynische Anmerkung auf die Parteimitgliedschaft eines unserer Team-Mitglieder in der CSU, zumal der größte Anteilseigner des RND das Medienbeteiligungsunternehmen der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) ist." Zuvor hatte man betont, dass eine "Involvierung der CSU oder anderer CSU-Mitglieder zu unserem privaten Projekt" nicht bestehe.

 
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