
Ein Würzburger Uni-Professor will die weltweite Kooperation des Freistaats Bayern mit seinen Partnerregionen in den Weltraum bringen.
„Die Arbeit zwischen den Regionen lässt sich in den Orbit fortsetzen“, sagte Klaus Schilling, Professor für Robotik und Telematik an der Universität Würzburg, bei einem Treffen der Regierungschefs der Partnerregionen in München.
Gelingen soll der gemeinsame Sprung ins All durch ein ehrgeiziges Satelliten-Projekt, dessen Federführung in Würzburg liegt: Ein Schwarm von nur rund ein Kilogramm schweren Mini-Satelliten soll sich schon bald auf einer Umlaufbahn in 600 Kilometern Höhe über der Erdoberfläche selbst vernetzen.
Funktioniert die vom Boden unabhängige Selbstorganisation, sei „ein unendliches Maß an Anwendungen möglich“, sagte Prof. Schilling bei der Präsentation des Projekts vor den Regierungschefs aus Bayern, Quebec (Kanada), Sao Paulo (Brasilien), Westkap (Südafrika), Georgia (USA), Shandong (China) und Oberösterreich.
So könnten etwa Katastrophen wie Waldbrände und Vulkanausbrücke aus dem Orbit einfach und kostengünstig beobachtet werden. Abgelegene Regionen könnten über die Mini-Satelliten billig ans Internet angeschlossen werden, ohne auf der Erde teure Kabel verlegen zu müssen.
Große Firmen könnten über einen Mini-Satelliten von der Zentrale aus weit entfernte Fabriken steuern. Weltweite Geldströme könnten sicherer werden, weil die sensiblen Daten getrennt über Unterseekabel und Weltraum-Internet verschickt und erst am Zielort wieder zusammengeführt würden. „Die Vernetzung im Orbit öffnet viele Zukunftsperspektiven“, so der Wissenschaftler vom Zentrum für Telematik (ZfT).
Mehr als zehn Partner aus den sieben wirtschaftsstarken Regionen arbeiten bereits gemeinsam an dem Projekt, erklärte Schilling. Die Technik für die Mini-Satelliten sei denkbar simpel: „Die Bauteile dafür gibt es im Radiogeschäft um die Ecke“. Der Clou sei die Software, die vor allem den Datenaustausch zwischen den Satelliten steuern soll. Auch die Abschirmung der Technik vor der kosmischen Strahlung sei noch eine technische Herausforderung.
Aufgaben, die sich mit gemeinsamen Know-how besser und schneller lösen lassen, hofft Prof. Schilling: „Wir wollen jetzt im Orbit zeigen, dass es funktioniert“, sagte er in München. Der Würzburger Versuchs-Satellit „UWE-3“ funktioniere bereits seit zweieinhalb Jahren fehlerfrei auf seiner Umlaufbahn. Es sei zudem wichtig, die Mini-Satelliten schnell ins Weltall zu bringen, um mit den neuen Möglichkeiten auch Geld verdienen zu können.
Bei der Finanzierung der noch nötigen Forschung hoffen die Wissenschaftler deshalb auf gemeinsame Anstrengungen der Partnerregionen: Zwar gehe es bei dem Projekt nicht um Milliarden wie bei stationären Groß-Satelliten, sondern „nur“ um einige hundert Millionen Euro, sagte Schilling: „Die Finanzierung ist aber noch nicht endgültig fixiert.“
Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) zeigt sich begeistert von den Würzburger Forschern: Es gehe hier um den „Wettbewerb mit der Weltspitze“, lobte er: „Die Digitalisierung wird die Zukunft der Menschheit mit entscheiden.“ Und die Mini-Satelliten seien ein Beitrag in diesem Kampf um diese Zukunft.
Im Schlussdokument des Spitzentreffens in der Münchner Residenz fehlte allerdings eine klare Finanzierungszusage: Die Regierungschefs kündigten nur an, „die Fortsetzung oder Einwerbung der nötigen Finanzierung im Blick“ zu behalten.
Bayern hat seit 1987 ein weltweites Netz an Partnerregionen geknüpft. Das zweitägige Treffen in München war bereits die achte Regierungschef-Konferenz dieses globalen Verbundes.