Die deutsche Literaturszene trifft sich von diesem Donnerstag an wieder im fränkischen Erlangen. Zum 35. Poetenfest werden bis zum Sonntag mehr als 80 Schriftsteller, Literaturkritiker und Publizisten erwartet. Die Porträt-Abende stellen in diesem Jahr die Feministin Alice Schwarzer, 72, die Büchner-Preisträgerin Sibylle Lewitscharoff, 61, und den österreichischen Schriftsteller und Philosophen Robert Menasse, 61, in Lesung und Gespräch vor.
Das Erlanger Poetenfest gilt als wichtigstes deutsches Literaturfestival vor der Frankfurter Buchmesse. Die Veranstalter erwarten mehr als 10 000 Besucher. Viele Autoren nutzen das bei schönem Wetter im Schlosspark veranstaltete Treffen dazu, erste Einblicke in ihre Neuerscheinungen zu geben.
Der Publizist und Kulturpolitiker Hermann Glaser, 86, etwa stellt seine neue fränkische Literaturgeschichte vor. Und der Kulturwissenschaftler Klaus Theweleit beschäftigt sich seit langem mit Männerfantasien, die in Gewalt umschlagen. In seiner jüngsten Publikation geht es um das „Lachen der Täter“, die ihren Spaß am Töten öffentlich zeigen.
Gesprächsrunden drehen sich diesmal um die Folgen des Anschlags auf das Satire-Magazin „Charlie Hebdo“, mit Koran und Islam in Zeiten des Terrors sowie der Frage, was Europa noch zusammenhält. Auch die Literaturkritik als „elendes Kumpelsystem“ und 70 Jahre Kriegsende werden thematisiert. Zum Auftakt am Donnerstagabend (20 Uhr) überträgt Bayern 2 die „Nacht der Poesie“ live aus dem Markgrafentheater.