Die Großmetzgerei Sieber aus dem oberbayerischen Geretsried hat ihre gesamte Ware aus dem Handel genommen, nachdem die bayerische Lebensmittelüberwachung in einigen Proben Listerien gefunden hat. Die Bakterien können besonders für Risikogruppen wie Schwangere, Kinder oder ältere Menschen gefährlich werden. Wir geben Antworten auf die wichtigsten Fragen.
Das Bayerische Verbraucherschutzministerium schließt nicht aus, dass einige Produkte der Großmetzgerei gesundheitsgefährdend sein können. Das Ministerium stützt sich auf Ergebnisse des Robert-Koch-Instituts in Berlin und des Bayerischen Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit. Die Berliner Forscher vermuten, dass ein Produkt der Metzgerei, das „Original Bayerische Wammerl“, mit „hoher Wahrscheinlichkeit“ in Zusammenhang mit Listeriose-Erkrankungen bei 70 bis 80 Menschen in Süddeutschland steht. Vier dieser Menschen starben infolge der Listeriose, ein Todesopfer stammt aus Bayern. Sieber hatte deshalb bereits im März einen Rückruf für das Wammerl, einen abgepackten Schweinebauch, gestartet. Nachdem die bayerische Lebensmittelüberwachung aber auch in fünf Produkten des aktuellen Sortiments Listerien fand, hat das zuständige Landratsamt am Freitag den Rückruf und einen Auslieferungsstopp für das gesamte Sortiment angeordnet.
Die Rückrufliste umfasst über 200 Produkte, darunter Würste, Aufschnitt und sogar vegetarische Waren.
Für gesunde Menschen stellen die Keime in der Regel kein Risiko dar, eine Erkrankung wird meist gar nicht bemerkt. Gefährlich kann eine Listeriose aber für Schwangere, Kinder oder ältere Menschen werden. Bei schwangeren Frauen könne eine Infektion sogar bis zur Totgeburt führen, erläutert Daniela Krehl von der bayerischen Verbraucherzentrale. Deshalb rate man Schwangeren generell davon ab, rohes Fleisch oder Rohmilchkäse zu essen. Denn darin kommen die Keime häufig vor.
Stellt ein Arzt eine Listeriose fest, muss er sie dem Robert-Koch-Institut melden. Zwischen 2012 und 2015 hat das Institut nach eigenen Angaben jährlich zwischen 430 und 662 Fälle registriert. Die Mehrzahl der Erkrankten war demnach über 50 Jahre alt. Auch die acht Todesopfer, die infolge des Listeriose-Ausbruchs in Süddeutschland gestorben sind, waren über 50 Jahre alt. Nach Berechnungen der Wissenschaftler endet im Schnitt jede 14. Erkrankung mit dem Tod.
Niemand brauche Panik zu haben, wenn er eines der betroffenen Produkte gegessen hat, betont Verbraucherschützerin Daniela Krehl. Wer zu einer Risikogruppe gehört oder wer Symptome wie Erbrechen oder Durchfall hat, sollte allerdings vorsorglich einen Arzt aufsuchen, rät sie. Aufgrund der langen Inkubationszeit könnten die Symptome auch noch bis zu zwei Monate nach dem Verzehr auftreten.
Sieber beliefert nach eigenen Angaben Großküchen, Kantinen und Supermärkte in ganz Deutschland. Die Wurstwaren lagen bis zum Wochenende unter anderem in den Regalen von Rewe und Tengelmann, außerdem bei allen Discountern außer Aldi. Bei Rewe sind unter anderem einige Produkte der Eigenmarke „Wilhelm Brandenburg“ betroffen, bei Tengelmann die „Kalbslunge gebeizt“. Die Großmetzgerei listet alle betroffenen Produkte auf ihrer Internetseite auf. Alle Supermärkte haben die Produkte nach eigenen Angaben mittlerweile aus dem Sortiment genommen. Verbraucherschützerin Krehl geht davon aus, dass auch alle Kantinen die betroffenen Produkte weggeworfen hätten.
Die Metzgerei weist auf ihrer Internetseite darauf hin, dass Kunden bereits gekaufte Produkte wegwerfen sollten. Verbraucherschützerin Daniela Krehl rät allerdings, die ungeöffneten oder leeren Verpackungen zurück in den Supermarkt zu bringen. Sieber habe zugesichert, dass die Kunden dann ihr Geld zurückbekommen. Seit gestern ist außerdem der Werksverkauf des Unternehmens in Geretsried wieder geöffnet, damit Kunden ihre Produkte zurückbringen können.
Informationen zum Rückruf:
Auf ihrer Internetseite www.sieber-wurst.de listet das Unternehmen alle betroffenen Waren auf. Die Firma beantwortet auch unter Tel. 08171/98210 Kundenfragen.