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Augsburg
Der Bio-Ausbau in Bayern gerät ins Stocken
Bis 2030 sollen in Bayern 30 Prozent der Agrarfläche ökologisch bewirtschaftet werden. Aktuell ist es nicht einmal die Hälfte. Anbauverbände fordern eine verpflichtende Bio-Quote in Kantinen.
Bio-Gemüse.jpeg       -  Die Nachfrage nach Bio-Lebensmitteln ist zuletzt wieder gestiegen.
Foto: Bernd Settnik, dpa | Die Nachfrage nach Bio-Lebensmitteln ist zuletzt wieder gestiegen.
Sonja Dürr
 |  aktualisiert: 19.04.2024 02:47 Uhr

Der Ausbau der ökologischen Landwirtschaft kommt in Bayern nur langsam voran. Zwar entfallen 13 Prozent aller Bio-Höfe und fast ein Viertel der Öko-Fläche, die in Deutschland bewirtschaftet wird, auf den Freistaat, wie aus den Zahlen der Agrarstrukturerhebung hervorgeht. Trotzdem ist Bayern weit von den selbst gesteckten Bio-Plänen entfernt.

Vor fünf Jahren hatte sich die Staatsregierung nach dem erfolgreichen Volksbegehren "Rettet die Bienen" per Gesetz verpflichtet, dass 30 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen bis zum Jahr 2030 ökologisch bewirtschaftet werden. 2023 waren es nur knapp 14 Prozent. Nach den Daten der Landesanstalt für Landwirtschaft ist die Öko-Anbaufläche nur um ein Prozent gegenüber dem Vorjahr gewachsen.

Landwirtschaftsexperten bezweifeln seit Längerem, dass Bayerns 30-Prozent-Ziel überhaupt erreichbar ist. "Das ist unrealistisch", sagte etwa Agrarökonom Achim Spiller vor einem Jahr im Agrarausschuss des Bayerischen Landtags. Schließlich müssten die Wachstumsraten bei Bio binnen weniger Jahre verdoppelt werden. 

Der Bio-Anteil macht beim Einkauf bislang nur sechs Prozent aus

Die bayerischen Grünen wollen zwar das Ziel nicht infrage stellen, fordern aber, den Öko-Ausbau endlich zur Chefsache zu machen. Ein klares Bekenntnis zu Bio sei nötig. Die agrarpolitische Sprecherin Mia Goller findet: "Wer mit großen Versprechungen von 30 Prozent Bio nach draußen geht, muss auch dafür kämpfen, wenn es mal schwierig wird." 

Bayerns Agrarministerin Michaela Kaniber (CSU) betont gegenüber unserer Redaktion, man habe das Ziel fest vor Augen. "Wir sind auf einem guten Weg. Diejenigen landwirtschaftlichen Betriebe, die umstellen wollen, unterstützt der Freistaat nach Kräften." 120 Millionen Euro gibt Bayern jährlich für die Förderung des Öko-Landbaus aus. Kaniber sagt, die 30-Prozent-Marke sei nur erreichbar, wenn die Verbraucher an der Ladentheke auch Bio kauften: "Den Öko-Landbau am Markt vorbei zu entwickeln, hätte fatale Folgen." Nach einem Absatzrückgang 2022, bedingt vor allem durch die hohe Inflation, ist Bio bei den Deutschen wieder stärker gefragt. Der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft rechnet 2024 mit steigenden Umsätzen. Allerdings macht der Anteil der Bio-Lebensmittel beim Einkauf bislang nur sechs Prozent aus.

Die Anbauverbände fordern einen verbindlichen Bio-Anteil in öffentlichen Kantinen

Thomas Lang, Vorsitzender der Landesvereinigung für den ökologischen Landbau, kritisiert: "Das jetzige Tempo reicht nicht aus. Wir brauchen einen Wumms vonseiten der Staatsregierung." Lang fordert einen deutlichen Bürokratieabbau für Bio-Betriebe, die zum Teil den gleichen Dokumentationsaufwand hätten wie konventionelle. Darüber hinaus müsste deutlich mehr Bio in staatlichen Kantinen, Kitas, Schulen und Krankenhäusern angeboten werden. "Es braucht ein klares Bekenntnis zu Bio in den öffentlichen Kantinen. Wir fordern einen verbindlichen Anteil von 50 Prozent." 

Der Markt, der sich Bio-Bauern dadurch eröffnen würde, sei riesig, betont Lang. Täglich essen bundesweit mehr als 16 Millionen Menschen in Kantinen oder Mensen, der Bio-Anteil wird dabei auf ein Prozent geschätzt. Lang verweist auf Österreich, wo seit 2023 mindestens 25 Prozent der Lebensmittel in öffentlichen Kantinen aus ökologischer Produktion stammen müssen, bis 2030 soll dieser Anteil auf mindestens 55 Prozent steigen. 

In Bayern fordern die Grünen ein kostenloses Mittagessen aus biologischen und regionalen Produkten für Schülerinnen und Schüler. Allein durch das Recht auf Ganztagsbetreuung ab 2026 eröffne sich ein gewaltiger Markt, betont Fraktionschefin Katharina Schulze gegenüber unserer Redaktion. "Mit unserem Vorschlag hätten alle Kinder eine gesunde Mahlzeit – und die Landwirtschaft hätte einen verlässlichen Absatzmarkt.“

 
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