Der Strukturwandel in der bayerischen Landwirtschaft lief zuletzt langsamer als in den Jahren zuvor. Die Zahl der Agrarbetriebe nahm 2015 um insgesamt 1,1 Prozent auf 109 200 Betriebe ab. Im Vergleich dazu waren es im Vorjahr noch 1,5 Prozent. Das ist eines der Ergebnisse des Agrarberichts, den Landwirtschaftsminister Helmut Brunner (CSU) im Agrarausschuss des Landtags vorstellte. Der Bericht wird alle zwei Jahre erstellt. Ein Problem: Da die Zahlen aus dem Jahr 2015 stammen, bildet der Bericht die Folgen der aktuellen Milchpreis-Krise noch nicht vollständig ab.
Überdurchschnittlich oft waren Tierhalter von den Betriebsschließungen betroffen. Zwischen 2013 und 2015 haben jährlich durchschnittlich vier Prozent der Milchkuhbetriebe und sieben Prozent der Ferkelerzeuger aufgegeben. Das sei Ausdruck der ungünstigen Preissituation und der immer höheren Anforderungen an die Produktion, wie zum Beispiel Auflagen bei der Tierhaltung, sagte Brunner.
Erfreulicher Trend
Trotz dieser Zahlen sehe er einen erfreulichen Trend, sagte der Landwirtschaftsminister. Der geringe Strukturwandel in der Landwirtschaft sei das Ergebnis der Agrarpolitik, die kleineren Betrieben eine Perspektive biete. Mit Förderprogrammen, Investitionsanreizen und Beratungen sollen Familienbetriebe gestärkt werden. Denn gerade was die Struktur der landwirtschaftlichen Betriebe betreffe, habe Bayern eine Vorreiterrolle inne, sagte Brunner. Bäuerliche Betriebe seien flexibler und konkurrenzfähiger als Großbetriebe.
„Kleine Höfe schaffen außerdem gesellschaftliche Akzeptanz für die Landwirtschaft“, sagt auch der CSU-Landtagsabgeordnete Eric Beißwenger. Der Anteil der Agrarbetriebe, die im Nebenerwerb betrieben werden, ist mit 59 Prozent in den vergangenen Jahren ebenfalls konstant geblieben. SPD-Landwirtschaftsexperte Horst Arnold forderte, dieses Modell solle gestärkt werden.
Trotzdem sind die Gewinne der Haupterwerbsbetriebe im Wirtschaftsjahr 2014/15 um fast 19 Prozent gesunken – 2015 betrug er durchschnittlich nur noch 43 100 Euro, statt wie in den vorangegangenen Jahren jeweils 50 000 Euro. Auch im Ackerbau zeichne sich ein niedrigeres Ertragsniveau ab. Leopold Herz (Freie Wähler) warnte ebenfalls vor einer Welle der Betriebsaufgaben.
Gisela Sengl (Grüne) plädierte dafür, die Ökolandwirtschaft (6,8 Prozent) noch zu verdoppeln. Denn Ökobetriebe seien im Vergleich zu den konventionellen Betrieben weniger abhängig von Steuergeld, da die Preise für Bioprodukte höher sind.
Zahl der Berufsanfänger stabil
Mit rund 8100 Ökobetrieben spielt Bayern laut dem Agrarbericht in der biologischen Landwirtschaft eine bedeutende Rolle. „Mehr als die Hälfte der deutschen Ökomilch stammt aus Bayern“, sagte Brunner.
Trotz aller Probleme belegt Bayern immer noch den ersten Platz als Agrar- und Forststandort. „Unsere Bauern trotzen der Krise auf den Agrarmärkten“, sagte der Landwirtschaftsminister. Mit ungefähr 156 Milliarden Euro erzielte die Land- und Forstwirtschaft rund 14 Prozent der Umsätze in Bayern. Damit hänge indirekt oder direkt jeder siebte Arbeitsplatz im Freistaat zusammen.
So könne man sich – trotz der aktuellen Lage – auch darüber freuen, dass die Zahl der Berufsanfänger stabil sei. Fast 5000 junge Menschen starteten 2015 eine Ausbildung an den 27 Lehreinrichtungen in Bayern. Um langfristig Arbeitsplätze in der Landwirtschaft zu sichern, setzt das Landwirtschaftsministerium außerdem auf die „Marke Bayern“. So soll die Wertschätzung der Verbraucher für bayerische Produkte gestärkt werden.