Öffentlich äußert sich Siegfried Naser zum Debakel der BayernLB derzeit nicht: SPD und Freie Wähler im Landtag hätten schließlich Strafanzeige gegen ihn erstattet, teilt er auf Anfrage mit. Zudem seien alle fraglichen Entscheidungen in vertraulichen Sitzungen diskutiert und getroffen worden, sodass er dazu gar nichts sagen dürfe: „Ich bitte hier um Verständnis.“
Klar ist allerdings trotz Nasers Schweigsamkeit, dass er nicht gewillt ist, sein prestigeträchtiges Amt als Bayerns Sparkassen-Präsident wegen des neuerlichen Milliardendebakels der BayernLB bei der Kärntner Hypo Group Alpe Adria (HGAA) freiwillig zur Verfügung zu stellen. Bereits vor Jahresfrist hatte Naser, damals wegen der drohenden Milliardenausfälle der Landesbank mit schwindligen US-Immobilienpapieren schon einmal stark unter Druck, einen Rücktritt abgelehnt.
An der Begründung von damals dürfte sich wenig geändert haben: Das „operative Geschäft“ sei stets Sache des Bank-Vorstands gewesen, der deshalb auch die Hauptverantwortung für das Scheitern trage. Der Verwaltungsrat, dem Naser von 2000 bis zum Sommer 2009 an führender Stelle angehörte, habe zudem immer sorgfältig und nach bestem Wissen und Gewissen gearbeitet.
Eben diese Sorgfalt hatte die Sonderprüferin Corinna Linner in einem internen Bericht zum Kauf der HGAA im Jahr 2007 angezweifelt, diesen Schluss aber nicht zuletzt auf massiven Druck von Naser wieder zurückgezogen. Bei der Prüfung der Bücher der HGAA habe sich der Verwaltungsrat auf den Vorstand der BayernLB verlassen müssen, hielt Naser der Prüferin in einer turbulenten Sitzung des Verwaltungsrates am 21. Juli 2009 entgegen. „Strategisch aber erschien die Übernahme der HGAA als genialer Schachzug“, so der Sparkassen-Präsident damals laut dem dieser Zeitung vorliegenden Sitzungsprotokoll.
In der Tat wurde der Einstieg bei der HGAA damals auch außerhalb der BayernLB positiv bewertet: Die Strategie, sich in Südosteuropa neue Geschäftsfelder zu erschließen wurde etwa von Rating-Agenturen oder Teilen der Wirtschaftspresse gelobt. Im Landtag erklärte die SPD kurz nach dem Kauf, die HGAA sei „günstig zu erwerben“ gewesen, sodass es sich angeboten habe, „das Geschäft zu machen“.
Trotz dieser Grundstimmung sei Naser aufgrund seiner herausgehobenen Position und deutlicher Hinweise auf massive Risiken bei der HGAA aber verpflichtet gewesen, vor dem Kauf näher hinzusehen, findet der Landesbank-Experte der Grünen, Eike Hallitzky: „Naser war aber einer der treibenden Kräfte bei dieser Sache.“ Deshalb sei er bei dem Milliardendeal seiner Sorgfaltspflicht „überhaupt nicht gerecht geworden“, kritisiert Hallitzky. Dass Naser dennoch keine Konsequenzen ziehen wolle, sei schlicht „verantwortungslos“.
Die anderen Parteien im Landtag sehen dies ähnlich. Bei der CSU mischt sich auch noch der Zorn hinzu, vom früheren Parteifreund Naser im Feuer alleine gelassen zu werden: Durch die Totalverweigerung des Sparkassenlagers, ihren Teil der Verantwortung für das Bankdebakel zu tragen „fliegen alle Pfeile auf uns“, ärgert sich ein Ex-Minister.
Wenn Bayerns Sparkassen an Glaubwürdigkeit gelegen sei, wären sie gut beraten, sich einen neuen Präsidenten zu suchen, findet Hallitzky. Ob es tatsächlich dazu kommen wird, ist aber offen. Zumal Nasers Sturz den Sparkassen viel Geld kosten könnte: Der Sommeracher hat sich seinen Vertrag rechtzeitig bis 2015 verlängern lassen und dürfte bei einer vorzeitigen Entlassung auf eine üppige Abfindung in Millionenhöhe pochen.