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München
Kultur notwendig! Bayerns Museen drängen auf schnelle Öffnung
In der Debatte um Corona-Lockerungen spielte die Wiedereröffnung von Museen bisher keine Rolle. Nicht nur Museumsleiter aus der Region halten das für einen Fehler.
Muss derzeit wie alle Museen in Bayern auf Besucher verzichten: das Museum Georg Schäfer in Schweinfurt. Museumsdirektoren drängen nun auf eine Öffnung ihrer Häuser.
Foto: Gerd Landgraf | Muss derzeit wie alle Museen in Bayern auf Besucher verzichten: das Museum Georg Schäfer in Schweinfurt. Museumsdirektoren drängen nun auf eine Öffnung ihrer Häuser.
Henry Stern       -  Obermeier/ Henry Stern
Henry Stern
 |  aktualisiert: 27.04.2023 09:49 Uhr

Wolf Eiermann kann sich noch gut an den 16. März erinnern. An diesem Tag verfügte die Bayerische Staatsregierung die Schließung "sämtlicher Einrichtungen, die nicht notwendigen Verrichtungen des täglichen Lebens dienen". Die Liste war lang, doch es ist die Reihenfolge, die den Direktor des Museum Georg Schäfer in Schweinfurt bis heute bewegt: "Museen wurden in dieser Liste sogar noch hinter Bordell-Betrieben genannt", schimpft Eiermann.

Auf der Liste geschlossener Einrichtungen sogar noch hinter Bordellen

Die Reihenfolge mag Zufall gewesen sein. Doch Eiermann steht bei weitem nicht alleine mit der Meinung, dass die Bedeutung der Kultur gerade in schwieriger Zeit in der aktuellen Debatte um Corona-Lockerungen politisch unterschätzt wird: "Kultur ist doch ein Stückchen Weltorientierung", sagt Marlene Lauter, Direktorin des Museums im Kulturspeicher Würzburg. Und Museen könnten durch den Blick in die Vergangenheit wichtige Perspektiven öffnen, "wie man in solch einer Zeit Halt gewinnt", findet Erich Schneider, Direktor im Museum für Franken auf der Festung Marienberg.

"Das Bedürfnis der Menschen nach Kultur ist gerade jetzt sehr groß."
Wolf Eiermann, Direktor des Museums Georg Schäfer in Schweinfurt

"Das Bedürfnis der Menschen nach Kultur ist gerade jetzt sehr groß", ist Wolf Eiermann überzeugt. Dringend notwendig sei es deshalb, die Museen in Bayern umgehend wieder zu öffnen. Wenn man auf Gruppenführungen verzichte, sei dies gut möglich: "Die Bevölkerung weiß doch inzwischen um Hygiene- und Abstandsregeln." Eine Begrenzung auf eine maximale Besucherzahl im Museum sei kein Problem: "Die Menschen können sich bei uns gut bewegen, ohne sich zu Nahe zu kommen", sagt Kulturspeicher-Chefin Marlene Lauter. 

Ruf nach Lockerung für die Kultur auch aus der Landespolitik

Auch in der Landespolitik wird der Ruf nach einer Lockerung für Museen lauter: "Ich wüsste nichts, was für eine Öffnung besser geeignet ist", findet etwa der frühere Kunstminister Wolfgang Heubisch (FDP). Und kritisiert die Söder-Regierung: "Die Kultur wird völlig unterschätzt in der Frage des seelischen Gleichgewichts der Menschen." Eine Öffnung der Museen sei "auch ein wichtiges Zeichen, dass die Kultur in Bayern noch lebt".

"Die Kultur wird völlig unterschätzt in der Frage des seelischen Gleichgewichts der Menschen."
Wolfgang Heubisch (FDP), früherer  Kunstminister in Bayern

"Mit vernünftigen Regeln ist eine behutsame Öffnung der Museen machbar", findet auch Volkmar Halbleib. Etwa mit angepasster Besucherführung oder der Vorbuchung der Tickets übers Internet sei eine Öffnung "gut zu verantworten", sagt der unterfränkische SPD-Landtagsabgeordnete. Offene Museen seien "ein wichtiges Signal dafür, dass Kultur und Kunst wieder den Stellenwert bekommen, der manchen in der Politik leider aus dem Blick geraten ist".

Museum für Franken hat sogar schon Schutzmasken für Besucher

Im Museum für Franken sieht man sich für einen schnellen Neustart gut gerüstet: "Wir haben auch Schutzmasken für Besucher, die keine eigenen dabei haben", sagt Direktor Erich Schneider. Vorbereitet sei man auch darauf, keine Touristen, sondern das lokale Publikum anzusprechen: "Wir können viele Themen anbieten, die Menschen derzeit sehr beschäftigen", wirbt Schneider.

"Wir sehen keine grundsätzlichen Probleme für eine schnelle Öffnung", erklärt auch Kulturspeicher-Chefin Lauter. Die aktuelle Gurlitt-Ausstellung sei bereits bis 19. Juli verlängert. Auch noch so gute virtuelle Angebote der Museen könnten eben einen echten Museums-Besuch auf Dauer nicht ersetzen, wirbt Lauter für die Lockerung – und zitiert den früheren Bundespräsidenten Johannes Rau: "Kultur ist nicht das Sahnehäubchen, sie ist die Hefe im Teig unserer Gesellschaft."

 
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Kommentare
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  • Lebenhan1965
    Wenn ich mich so an meine früheren Museumsbesuche

    erinnere, dann ist es eindeutig gefährlicher in die Innenstadt zum Einkaufen zu gehen, als ins Museum.

    Wenn nicht gerade irgendwelche besonderen Ausstellungen laufen kann man sich in einem Museum doch perfekt aus dem Weg gehen.

    Noch viel mehr gilt das natürlich für Freilandmuseen oder Tiergärten. Da gibt es, bei einer Beschränkung der Besucherzahlen an Sonn- und Feiertagen, ebenfalls weniger Gefahren sich den Virus einzufangen als in der Fußgängerzone in der Innenstadt. Darüber hinaus haben diese schönen Einrichtungen nur die warme Jahreszeit zur Besichtigung offen.
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  • al-holler@t-online.de
    ... wo se recht ham..... solle se 's a krieg!!
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  • tommy33
    Keine Angst ihr beiden! Die Gefahr sich in Würzburg anzustecken ist auch sehr gering.
    Siehe hier:
    https://www.mainpost.de/regional/wuerzburg/Corona-Die-Lage-in-Unterfranken-am-Montagmittag;art735,10417409

    Auch dieser Virus springt nicht mal kurz im vorbeigehen auf andere....
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