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Krumbach
Wie Ermittler eine Fälscher- und Schleuserbande in Krumbach ausheben
Es geht um Geschäfte mit illegalen Arbeitskräften. Fünf Hauptbeschuldigte wurden bei einer großen Razzia gefasst. Eine der Verdächtigen arbeitete im Landratsamt.
Polizeieinsatz Krumbach.jpeg       -  Im Krumbacher Stadtsaal wurden am Mittwoch mutmaßlich illegal in Deutschland arbeitende Personen von Spezialisten erkennungsdienstlich behandelt.
Foto: Bernhard Weizenegger | Im Krumbacher Stadtsaal wurden am Mittwoch mutmaßlich illegal in Deutschland arbeitende Personen von Spezialisten erkennungsdienstlich behandelt.
Till Hofmann
 |  aktualisiert: 11.03.2024 12:15 Uhr

Konzerte, Theater und Kabarett – der StadtsaalKrumbach gibt jeder Veranstaltung ein besonderes Flair! So steht es im Internet der Stadt Krumbach. Und so war das auch am Mittwochmorgen mit dem besonderen Flair. Theater wurde allerdings nicht gespielt. Denn die Hauptdarsteller waren keine Schauspieler, sondern Einsatzkräfte von Polizei und Zoll. In einer konzertierten Aktion sind in den beiden Landkreisen Günzburg und Unterallgäu rund zwei Dutzend Privatwohnungen und Firmen durchsucht worden.

Die Ermittler holten zum Schlag gegen die Organisierte Kriminalität aus. Der Vorwurf lautet auf banden- und gewerbsmäßige Urkunden- und Dokumentenfälschung. Außerdem sollen Ausländer vorwiegend aus Osteuropa mithilfe falscher Pässe in Deutschland illegal gearbeitet haben. Die Länder, aus denen die Menschen stammen, gehören nicht der EU an. Arbeit kann deshalb hierzulande nicht einfach aufgenommen werden. Durch die falschen Dokumente wurden die Arbeiter so zu EU-Ausländern und Ukrainern, die sich angeblich vor Beginn des Krieges in "ihrem" Land aufgehalten haben. Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine können in Deutschland ohne größere Formalien arbeiten. 

Der Dreh- und Angelpunkt liegt in Krumbach

Das Polizeipräsidium Schwaben Süd/West spricht von "umfangreichen operativen Maßnahmen", aus denen sich der dringende Tatverdacht gegen eine fünfköpfige Gruppe (vier Männer, eine Frau) ergeben hat, mit falschen amtlichen Ausweisen Drittstaatenangehörige versorgt zu haben – gegen Bezahlung versteht sich. Dreh- und Angelpunkt war dabei dem Anschein nach ein Personalvermittlungsbüro in Krumbach. 

Die Polizei beschreibt ein "arbeitsteiliges" Vorgehen der fünf Hauptbeschuldigten. Drei von ihnen, zwei Männer im Alter von 43 und 27 Jahren aus der Ukraine und Rumänien sowie die 34-jährige Frau mit kasachischen Wurzeln, sollen die Arbeitskräfte rekrutiert haben und für die Beschaffung der gefälschten EU-Ausweise zuständig gewesen sein. Das "Pikante daran", wie es der Sprecher des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/West formuliert, "ist, dass die Frau im LandratsamtGünzburg gearbeitet hat". Sie habe ihre Anstellung ausgenutzt, um – salopp formuliert – ihr in Pässen bekannte, gefälschte Einreisestempel in die Ukraine (vor Kriegsbeginn) zu beglaubigen. 

Fast ein Jahr hat es von intensiven Ermittlungen bis zu den Razzien am Mittwoch gedauert. In den beiden Landkreisen waren um die 350 Beamtinnen und Beamten im Einsatz. Grundlage dafür waren die Ergebnisse der gemeinsamen Ermittlungsgruppe "Servizio". Zu dem achtköpfigen Team gehören Frauen und Männer der KripoMemmingen (Kommissariat "Grenze") und der Finanzkontrolle Schwarzarbeit des Hauptzollamts Augsburg. Eingebunden als Sachleitung ist die StaatsanwaltschaftMemmingen. 

Stück für Stück ergab sich ein Bild vom Ausmaß der Straftaten. Der Ausgangspunkt liegt im Dezember 2021, als in Nordrhein-Westfalen ein Ukrainer wegen unerlaubter Einreise vorläufig festgenommen worden ist. Dabei stellten die Polizeikräfte auch einen gefälschten rumänischen Pass sicher. Der Mann gab an, gegen die Bezahlung von 2000 Euro diesen Pass von einer Frau aus Krumbach erhalten zu haben. 

Die fünf Hauptbeschuldigten sind gefasst

Die Hauptbeschuldigten konnten am Mittwoch allesamt gefasst werden. Sie wurden – im Gegensatz zu den mutmaßlich illegal Beschäftigten – nicht im StadtsaalKrumbach, sondern in mehreren Polizeidienststellen vernommen. Sie wurde der Haftrichterin vorgeführt und sitzen inzwischen in verschiedenen Justizvollzugsanstalten in Untersuchungshaft. 

 
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