Kronach – die kleine Perle Oberfrankens – ist geprägt durch die mächtige Festung Rosenberg und Lucas Cranach, den berühmten Maler der Renaissance. Wer sich auf Spurensuche begibt und Werke von Cranach und dessen Werkstatt sucht, der muss nicht unbedingt nach New York, London oder Maastricht reisen. Die Entdeckungstour beginnt in der nordbayerischen Provinz, in Kronach.
In weiten Teilen wirkt die pittoreske Stadt noch heute so wie zu den Zeiten Cranachs. Die knapp 17 000 Einwohner gruppieren sich locker um den Berg herum und verteilen sich auf die Obere oder Untere Stadt sowie verschiedene Stadtteile. Die Zahl drei ist für Kronach besonders wichtig: Es gibt drei Flüsse, die Haßlach, die Kronach und die Rodach – „Und diese Flüsse haben von Anfang an eine wichtige Rolle gespielt“, sagt Tourismuschefin Kerstin Löw. Am Wasser gab es wohl Kraniche, daher stammt der Name Kronach. Die Stadt hat drei Rathäuser und drei berühmte Menschen stammen von dort: der Maler Lucas Cranach, der Barockbaumeister Johann Maximilian von Welsch und der Philologe Johann Kasper Zeuß.
Lucas Maler, später Cranach, wurde vermutlich 1472 in Kronach geboren. Urkundliche Belege zur Herkunft Cranachs und zu seinem Geburtsdatum gibt es nicht. „Aber es gibt Prozessakten, aus denen hervorgeht, dass Cranach hier seine Jugend verbracht hat“, erklärt Löw. Wo heute ein bronzenes Denkmal an den berühmten Maler erinnert, muss einst das Wohnhaus der Familie gestanden haben. „Cranach gilt als Vorreiter in Sachen Unternehmergeist, Massenproduktion und cross-medialer Kommunikation“, sagt Löw stolz. In diesem Jahr würde sein Sohn, Lucas Cranach der Jüngere (1515 bis 1586), seinen 500. Geburtstag feiern.
Um 1500 hat Cranach der Ältere Kronach verlassen und ist auf Wanderschaft nach Nürnberg und Wittenberg aufgebrochen. Auch diese Orte feiern in diesem Jahr die beiden erfolgreichen Maler. „Cranach hat der Reformation ein Gesicht gegeben“, sagt Kerstin Löw. „In seiner Werkstatt wurden Luther-Bildnisse in Serie und großer Zahl hergestellt.“ Im Cranach-Saal der Fränkischen Galerie auf der Festung Rosenberg erhält man darüber hinaus einen eindrucksvollen Überblick über die Bandbreite der Cranach-Werke.
Kronach entdeckt man am besten zu Fuß. In der Oberen Stadt wohnte schon früher das gehobene Bürgertum und auch heute noch bestechen die kleinen Gässchen mit den vielen Fachwerkhäusern mit ihrem Charme. Am Rathaus und am Marktplatz vorbei geht's hinauf auf die Festung Rosenberg. Sie wurde 1246 erstmals urkundlich erwähnt und bildete lange den nördlichen Eckpfeiler des Hochstifts Bamberg.
Die Gesamtanlage umfasst mehr als 21 Hektar. „Damit zählt unsere Festung zu den größten Befestigungsanlagen Deutschlands“, freut sich Löw. Seit 1888 gehört die Anlage der Stadt Kronach. Mit der Fränkischen Galerie, den Faust-Festspielen und den Sonderausstellungen hat sie sich inzwischen zu einem kulturellen Zentrum für die ganze Region entwickelt.
Bautechnisch ist diese Festung ein Meisterwerk: „Sie wurde nie zerstört. Sie war uneinnehmbar“, sagt Rosi Ross stolz. Die Kronacherin bietet Gästeführungen im historischen Gewand auf der Festung an. Schon das frühbarocke Eingangstor ist beeindruckend: „Der Entwurf stammt aus der Feder von Antonio Petrini, der auch die Festungsportale in Würzburg und Forchheim geschaffen hat.
“ Vom Bergfried aus, der noch aus dem 13. Jahrhundert stammt, wird einmal im Jahr ein Ehrensalut geschossen. Von dort oben hat man einen wunderschönen Blick über Kronach bis in den Frankenwald.
Repräsentative Räume gibt es wenige in dieser Festung, denn sie wurde ausschließlich zu militärischen Zwecken genutzt. „Ab und zu hat sich der Fürstbischof von Bamberg hier oben versteckt“, weiß die Gästeführerin. Ansonsten haben nur Soldaten in den wenig prunkvollen Räumen gewohnt. Heute befinden sich neben dem Museum „Fränkische Galerie“ eine Jugendherberge und das Freilichttheater dort oben.
An ihrem Schlüsselbund hat Rosi Ross Schlüssel für alle Türen und Tore. Sie zeigt den Besuchern kleine Turmzimmer, Ziehbrunnen und auch das ausgedehnte unterirdische Gangsystem. Kalt ist es dort unten. „Hier mussten Soldaten Wache schieben und die Festung verteidigen.“ Sogar im Film wurde die Festung verewigt: 1977 wurde dort der Kostüm- und Abenteuerfilm „Tod oder Freiheit“ mit Mario Adorf gedreht.
Nach dem Rundgang auf der Festung empfiehlt sich ein Besuch in der Fränkischen Galerie, einem Zweigmuseum des Bayerischen Nationalmuseums in München. Neben den Cranach-Werken wird dort fränkische Kunst des 13. bis 16. Jahrhunderts gezeigt.
Tipps für den Trip
Die Lucas-Cranach-Stadt Kronach ist die Kreisstadt des oberfränkischen Landkreises Kronach und ein Mittelzentrum in Bayern. Die Stadt liegt am Fuße des Frankenwaldes, wo die Flüsse Haßlach, Kronach und Rodach zusammenfließen.
Stadtführungen werden zentral über die Festung Rosenberg gebucht: Festung 1, 96317 Kronach, Tel. (0 92 61) 60 410, festung@stadt-kronach.de
Die Fränkische Galerie beherbergt auf 1000 Quadratmetern Ausstellungsfläche eine Sammlung mit Meisterwerken fränkischer Künstler. Das Museum ist geöffnet: Dienstag bis Sonntag von 9.30 bis 17.30 Uhr.
Noch bis zum 29. August laufen die Faust-Festspiele auf der Festung Rosenberg in Kronach. Gespielt wird Faust I, Der zerbrochene Krug und Der Florentinerhut.
Informationen: www.faust-festspiele.de
Übernachten: Die Kronacher Stadthotels,
Amtsgerichtsstraße 12, 96317 Kronach, Tel. (0 92 61) 50 4 59-0, info@stadthotel-pfarrhof.de, Internet: www.stadthotel-pfarrhof.de