Man muss nicht fünf Jahre Mathematik studiert haben, um beim Blick auf die Finanzlage der Sozialsysteme eine mehr als schiefe Gleichung festzustellen. In Sachen Rente, Krankenkassen und Co. driften Einnahmen und Ausgaben immer weiter auseinander. Es ist deshalb nicht nur richtig, sondern sogar unausweichlich, über Wege zu diskutieren, wie Beschäftigte auch angesichts einer höheren Lebenserwartung länger im Beruf bleiben können.
Allerdings wäre es ein Trugschluss zu glauben, man streicht mal schnell die Rente mit 63 und alles ist gut. Solche Einschnitte machen nur Sinn, wenn damit ein Sinneswandel in der Gesellschaft einhergeht.
Firmen dürfen nicht Bewerbern jenseits der 50 von Haus aus die Tür vor der Nase zuschlagen
Will die Wirtschaft in ihren Betrieben flexiblere Job-Modelle auch für Arbeitskräfte im Rentenalter, dürfen die Firmen nicht gleichzeitig Bewerbern jenseits der 50 von Haus aus die Tür vor der Nase zuschlagen. Was ist mit den vielen Lehrern, die per Attest frühzeitig aussteigen, weil die Kräfte flöten gehen? Und wie wichtig älteren Beschäftigten "weiche Faktoren" sind – Wertschätzung, Gesundheitsförderung, das Mitnehmen im Zeitalter der digitalen Revolution –, dürfte den Firmen auch nicht fremd sein.
Länger arbeiten? Ja, warum nicht. Aber der Rahmen muss stimmen.