Christian Koppübernimmt eine schwierige Aufgabe angesichts der gegenwärtigen Krise der evangelischen Kirche und der historisch-schwierigen Wahl, die ihn ins Amt brachte. Nur mit relativ knapper Mehrheit wurde er Landesbischof. Ist er deshalb schwach? Ist seine Mitbewerberin Nina Lubomierski beschädigt? Gar er selbst? Das muss nicht sein, doch klar ist: Für Kopp bedeutet es keinen leichten Start.
Seine Wahl wirft ein Schlaglicht auf eine Kirche, die sich auf einem steinigen Weg in eine ungewisse Zukunft befindet. Mit seiner Wahl wurde deren bisheriger Kurs bestätigt. Vor kurzem sagte Kopp: "Wir brauchen noch viel mehr Mut und Profil und Konzentration." Er sagte das in Anspielung auf den "Profil und Konzentration" genannten "Zukunftsprozess" der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern. Ebenso warb er für eine demütige Kirche und betonte die Wichtigkeit von Glaubwürdigkeit. Diese stelle er "ganz nach oben". Das alles klingt vielversprechend, bedeutet aber einen hohen Anspruch – an ihn und an die Kirche. Kopp wird seine Worte schnell mit Leben erfüllen müssen. Dass er das kann, ist ihm zuzutrauen.
Kopp ist weniger bekannt als Bedford-Strohm - noch
Über seinen Vorgänger Heinrich Bedford-Strohm sagte man, er sei das Gesicht der Kirche. Kopp ist ungleich unbekannter und wird auch das rasch zu ändern haben. Denn so sehr er nach innen wirken muss, so sehr präsentiert er seine Kirche nach außen. Das ist von besonderem Gewicht, in Zeiten, in denen diese ungezählten Menschen egal ist.
Gleich zum Start im Herbst wird er mit einem Problem konfrontiert sein, bei dem die evangelische Kirche öffentlich bislang im Schatten der katholischen stand. Eine umfassende wissenschaftliche Studie zu sexualisierter Gewalt wird endlich einen belastbaren Überblick über Ausmaß und Versagen geben. Auch hier geht es um die Zukunft der Kirche.