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München
Kommentar: Der Kampf gegen Antisemitismus geht jeden an
Judenfeindlichkeit wächst wieder, auch in Unterfranken. Warum jeder Bürger den Mumm haben sollte, antisemitische Sprüche nicht einfach unkommentiert zu lassen.
'Wem die eigene Freiheit am Herzen liegt, der muss immer auch bereit sein, die Freiheit von Minderheiten zu verteidigen.'
Foto: Christophe Gateau, dpa | "Wem die eigene Freiheit am Herzen liegt, der muss immer auch bereit sein, die Freiheit von Minderheiten zu verteidigen."
Henry Stern       -  Obermeier/ Henry Stern
Henry Stern
 |  aktualisiert: 18.07.2019 02:11 Uhr

Eine jüdische Frau bekommt per Post in einem Briefumschlag Asche zugeschickt. Eine jüdische Studentin wird gefragt, wieso sie als Israeli in Deutschland wählen darf. Dass die Frau Deutsche ist, kommt dem Mit-Studenten gar nicht in den Sinn. Eine Frau fliegt aus einer Arzt-Praxis, weil sie sich erkundigt, ob ein Medikament koscher ist.

"Wie ein Land mit Minderheiten umgeht, zeigt, wie gefestigt eine Demokratie ist", hat der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, kürzlich festgestellt. Recht hat er. Denn die Ausgrenzung und Herabwürdigung von Menschen, nur weil sie anders aussehen, woanders herkommen oder einen anderen Glauben haben, ist nicht nur eine schlimme Demütigung für die Betroffenen. Sie ist auch eine Attacke auf die Freiheit einer offenen Gesellschaft.

Hass, der im Verborgenen schlummerte, traut sich wieder ans Tageslicht

Doch das Übel des Antisemitismus wächst wieder. Antisemitismus hat viele Quellen: Rechtsextreme, Linksextreme, importierten Islamismus, selbst aus der Mitte der Gesellschaft kommt er. Es ist beschämend, dass nach wie vor Polizisten Synagogen und jüdische Einrichtungen bewachen müssen. Dass der Antisemitismus-Beauftragte der Bundesregierung Juden rät, an manchen Orten in Deutschland besser keine Kippa zu tragen. Die weit überwiegende Zahl der Tatverdächtigen sind übrigens nach wie vor Deutsche.

Ausgrenzung und sogar Gewalt betrifft längst nicht nur Juden. Das gesellschaftliche Klima ist rauer geworden, nicht nur in Deutschland: In vielen Ländern der Welt versuchen politische Gruppierungen und sogar Regierungen eigene Unzulänglichkeiten auf vermeintlich schwächere Gruppen in der Gesellschaft abzuwälzen – auf Zuwanderer, auf Andersgläubige, auf Homosexuelle. In Deutschland sind mithilfe von Pegida-Hetze oder dem AfD-Schwadronieren über den angeblichen "Vogelschiss" der Nazi-Zeit frühere Hemmschwellen gesenkt worden. Mancher Hass, der lange im Verborgenen schlummerte, traut sich deshalb wieder ans Tageslicht. Doch die Geschichte lehrt, dass aus rohen Worten schnell auch gewalttätige Taten werden können.

Ausgrenzung und Gewalt gegen Minderheiten sind immer verwerflich. Antisemitismus ist aber deshalb so beschämend, weil es an ein Wunder grenzt, dass es nach dem Holocaust überhaupt noch Juden gibt, die in Deutschland leben wollen. Und auch, wenn manche nicht-jüdische Deutsche diesen Teil der Vergangenheit gerne vergessen möchten, bleibt uns hieraus eine ganz besondere Verantwortung, der wir uns stellen müssen.

Deutsche Juden können auf 1700 Jahre Geschichte zurückblicken

Antisemitismus zeigt sich längst nicht immer in Form von Straftaten. Oft ist es gerade die Alltagsdiskriminierung, die besonders schmerzt. Dazu gehört etwa auch, Deutsche jüdischen Glaubens pauschal für die Politik der israelischen Regierung in Mithaftung nehmen zu wollen. Denn abgesehen davon, dass es selbst in Israel sehr unterschiedliche Meinungen dazu gibt: Deutsche mit jüdischem Glauben können auf eine fast 1700 Jahre alte jüdische Geschichte in Deutschland zurückblicken. Viele Leistungen in Kultur oder Wissenschaft gehen auf Juden zurück, die ganz selbstverständlich Deutsche waren. Ihnen zu unterstellen, dass sie vielleicht einen deutschen Pass haben, aber nie wirklich dazu gehören können, erinnert an die dunkelsten Kapitel deutscher Geschichte.

Politik und Justiz in Bayern tun viel, um dem Antisemitismus im Land entgegenzuwirken – von eigenen Schwerpunkt-Staatsanwaltschaften bis hin zur Lehrerfortbildung. Das ist gut so, es reicht aber nicht: Jeder einzelne Bürger ist gefordert, den Mumm aufzubringen, blöde Sprüche nicht einfach unkommentiert zu lassen – am Arbeitsplatz, im Sportverein, in der Kneipe. Denn wem die eigene Freiheit am Herzen liegt, der muss immer auch bereit sein, die Freiheit von Minderheiten zu verteidigen.

 
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    Ganz sicher ist die AfD nicht am Antisemitismus beteiligt.
    Sie kooperiert nur mit den antisemitischen Identitären.
    Sie marschiert nur gemeinsam mit NPD, Die Rechte und Der 3. Weg auf Demos.
    Alles ganz harmlos.
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  • H. F.
    Ich wohne in Würzburg nur 200 Meter entfernt vom Shalom Europa Haus und komme täglich teilweise mehrmals dort vorbei. Seit wenigen Jahren steht häufig in der Grünwaldstraße Polizei, um dieses Haus offensichtlich zu bewachen.
    Als Anwohner kann ich nur feststellen: Ich habe in dieser Nachbarschaft noch nie Nazis, Skinheads, Rechtsradikale oder ähnliches gesehen. Deshalb frage ich mich immer: Wegen welcher Bedrohung wird dieses Haus so stark bewacht ?
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  • G. L.
    Darf man in Deutschland noch nicht sagen.
    (Die Zeit dafür wird kommen)
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  • J. S.
    Die Polizei ist zum Beispiel meist dort, wenn im Shalom Europa eine Veranstaltung ist.
    Aber das wissen Anwohner, die täglich dort vorbei gehen.

    Warum steht ausgerechnet dort „häufig“ ein Polizeifahrzeug?
    „Wegen welcher Bedrohung wird dieses Haus so stark bewacht ?“
    ...
    ?!
    ...

    ... Watt issen Dampfmaschin?
    „Da stelle mir uns mal janz dumm, und sagen ...“
    https://www.youtube.com/watch?v=HkB4c0nv3qk

    ...

    Zurück ... warum steht ausgerechnet dort „häufig“ ...
    Weil unsere Republik - vom Rand her - bekanntermaßen ein krasses Problem hat.

    https://www.mainpost.de/regional/wuerzburg/Antisemitismus-Zahlen-in-Bayern-und-Unterfranken-gestiegen;art736,10260262

    https://www.br.de/nachrichten/bayern/faktenfuchs-wer-sind-die-antisemiten-in-bayern,RMU57Z7

    Das Problem sind 219 Fälle in Bayern 2018.
    Und die 82 - 96% deutschen Täter*innen.

    Deutschland.
    Jetzt.

    Aber natürlich hoffe ich gerne mit allen hier, dass die Zeit kommen wird, da wir dieses vermeidbare Problem endgültig überwunden haben werden.
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  • M. G.
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  • T. M.
    Übrigens die Polizei steht in ganz Deutschland vor jüdischen Einrichtungen wenn dort etwas stattfindet.
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  • P. K.
    Woran würden sie Nazis oder Rechtsradikale denn erkennen?
    Am Hakenkreuztattoo auf der Glatze?
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