Ladenschluss: Dieser Begriff kommt harmlos daher, doch er hat das Potenzial für heftige Auseinandersetzungen. Das war schon vor Jahrzehnten so, als den Bäckereien erlaubt wurde, ihre Semmeln auch sonntags zu verkaufen. Heute redet fast niemand mehr darüber. Auch vor der Entscheidung, dass Läden bis 20 Uhr öffnen dürfen, gab es viel Gesprächsbedarf und konträre Sichtweisen. Meist stehen große Händler auf der einen und Kirchen sowie Gewerkschaften auf der anderen Seite. Jetzt wird wieder über den Ladenschluss diskutiert – und das ist auch gut so.
Lange Einkaufsnächte könnten Frequenz in die Innenstädte bringen
Die bayerische CSU-Arbeitsministerin Ulrike Scharf hat die Debatte angestoßen. Sie will beispielsweise dafür sorgen, dass mehr lange Einkaufsnächte stattfinden dürfen. Diese Angebote gibt es vor allem in der umsatzstarken Vorweihnachtszeit. Zu mehr Einkaufsnächten sollte sich die Politik durchringen können – gerade in Zeiten, in denen Internet-Händler ihre Waren rund um die Uhr anbieten. Wer will schon verwaiste Innenstädte?
Nun sind lange Einkaufsnächte logischerweise kein Allheilmittel für den Einzelhandel, aber sie bringen Frequenz in die Stadtzentren. Warum beispielsweise den Kommunen nicht erlauben, drei oder vier Mal pro Jahr eine solche Einkaufsnacht anzubieten? Bislang ist das nur einmal möglich. Das ist zu wenig.
Auch verkaufsoffene Sonntage sorgen meist für viel Leben in den Stadtzentren. Doch hier gibt es recht hohe Hürden. Bislang braucht es einen besonderen Anlass in der betreffenden Kommune, um die Läden auch an einem Sonntag aufsperren zu dürfen – beispielsweise einen Jahrmarkt. Im Handel gibt es Stimmen, denen diese Regel zu restriktiv ist. Und tatsächlich kann man die Frage stellen, warum man unbedingt Events konstruieren muss, um maximal vier mal pro Jahr sonntags die Läden öffnen zu dürfen. Das muss auch ohne Anlass möglich sein. Eine solche Regel wäre zumutbar – auch im Hinblick auf die Interessen der Beschäftigten. Und sollten die Menschen ohne begleitendes Ereignis nicht in die Städte strömen, hat sich die Sache ohnehin bald wieder erledigt.
Längere Öffnungszeiten weckten lange Ängste vor einer "24-Stunden-Gesellschaft"
Wer über den Ladenschluss diskutiert, kommt auch schnell zu der Frage, ob Öffnungszeiten bis 20 Uhr in einer immer flexibleren Arbeitswelt noch zeitgemäß sind. Solche Gedanken haben in der Vergangenheit Ängste ausgelöst und führten zu Warnungen vor einer „24-Stunden-Gesellschaft“. Doch diese Debatte hat sich inzwischen erledigt. Denn auch zahlreiche Händler haben mit einem gravierenden Arbeitskräfte-Mangel zu kämpfen. Da ist es absolut kontraproduktiv, wenn die Jobs unattraktiver werden, weil die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Tag für Tag beispielsweise bis 22 Uhr hinter der Theke stehen müssen. Dann wird es noch deutlich schwieriger, freie Stellen zu besetzen. Eine Diskussion über längere Öffnungszeiten kann man sich also getrost sparen. Die Realität sieht einfach anders aus.