Die Sprüche der legendären TV-Serie „Monaco Franze“ kennt in Bayern so gut wie jeder. Sie sind über die Jahrzehnte zu geflügelten Worte und sozusagen allgemeines Volkswortgut geworden: „Geh Spatzl, schau wie ich schau“ oder „A bissl was geht immer“. „Monaco Franze“, „Münchner Geschichten“ oder „Kir Royal“ hießen die Highlights des verstorbenen Regisseurs Helmut Dietl. Und sie haben weit über die Grenzen des Freistaats hinaus Kultstatus erreicht.
Vor 40 Jahren wurde die vielleicht bekannteste dieser Fernsehserien ausgestrahlt. Dietl, Patrick Süskind sowie Franz Geiger hießen die Autoren der TV-Produktion rund um die amourösen Begebenheiten des Kriminalbeamten Franz Münchinger.
Heute würde dem Aufreißer ein digitaler Shitstorm drohen
Dietl halten viele bis heute, auch wegen der mitreißenden Dialoge und auch der präzisen Bildsprache, für genial. Vielleicht aber würde so eine Serie heute gar nicht mehr in den Programmkonsens des öffentlich-rechtlichen Fernsehens passen. Denn die Erzählperspektive war damals massiv männlich geprägt, der Held unterm Strich nichts anderes als ein notorischer Fremdgeher, Ehebrecher und Aufreißer, wenngleich ein charmanter. Wer solche Typen verherrlicht, dem könnte heute im Handumdrehen der digitale Shitstorm drohen. Denn die Rollen von Mann und Frau und ihre Beziehungen zueinander haben sich spätestens seit der MeToo-Debatte spürbar verändert. In diesem Fall mündet das Ganze in die Frage: Darf der Stenz heute noch Stenz sein?
Caro Matzko, die die Jubiläumssendung im dritten Programm zum Auftakt der Wiederholung der Serie moderiert, bleibt lässig: „Der Monaco Franze ist nie gefährlich gewesen“, sagt die 43-Jährige. Die Welt sei aber tatsächlich komplizierter geworden. „Es gehe bei der Serie vor allem um das Thema leben und leben lassen. „Und wir tun uns immer schwerer damit, uns gegenseitig zu tolerieren“, mutmaßt die gebürtige Ulmerin. Heute würde viel schneller geurteilt und verurteilt als in den 80er Jahren.
Moderatorin Caro Matzko: Was gibt es Schöneres als Flirten?
Zurück zur Frage: Darf ein Hallodri wie Franz Münchinger mit Bundfaltenhose, Segelschuhen ohne Socken und Polohemd heutzutage noch mit Glotzaugen freiend durch Münchens Straßen laufen? Oder wäre „der ewige Stenz“ nur mehr ein abgeschmacktes Melodram um einen aufdringlichen alten weißen Mann?
Matzko sieht das nicht so eng: „Was gibt es denn Schöneres als Flirten?“, fragt sie, weist aber sicherheitshalber darauf hin, dass einer wie der Monaco Franze so schwer vorstellbar wäre: „Die Leichtigkeit dieser Zeit ist verloren gegangen“, sagt sie. Es könne folglich so einen Hallodri inzwischen gar nicht mehr geben, „weil wir alle nicht mehr so sind“.
In Schwabing hat der Monaco Franze ein Denkmal bekommen
Damals war der charmante Monaco Franze Sinnbild für bayerische Lebensart und bayerischen Humor. Als Sohn einer Änderungsschneiderin und eines Vorstadt-Strizzis ist Münchinger nämlich mit der eleganten Antiquitätenhändlerin Annette von Soettingen (hinreißend gespielt von Ruth Maria Kubitschek) verheiratet, aber trotzdem oder gerade deswegen immer auf der Suche nach einem Abenteuer.
Helmut Fischers Wiedergänger als Monaco Franze haben es heute wohl deutlich schwerer, wenn sie mit großen Augen den jungen Frauen hinterherschauen mit dem Mantra im Kopf: A bissl was geht immer. Allein dieser Gedanke strahlt aus heutiger Sicht schon eine übergriffige Absicht aus. Helmut Dietl und seinem Hauptdarsteller Helmut Fischer dagegen wurden Denkmäler in Schwabing errichtet.
Info: Ab Dienstag, 25. Juli, werden alle zehn Folgen noch einmal im BRFernsehen gezeigt; und in dem Geburtstags-Spezial "Und ewig lockt der Stenz" geht Moderatorin Caro Matzko ab 20.15 Uhr der Frage auf den Grund, was die Faszination von "Monaco Franze" bis heute ausmacht.