Was soll nun werden aus dem bayerischen Gymnasium? Jetzt, nachdem das Volksbegehren der Freien Wähler gescheitert ist. Wer derzeit in München Landespolitikern oder Verbandsfunktionären diese Frage stellt, stößt vor allem auf Schulterzucken. „Die Lage ist aussichtslos, aber nicht ernst“, beschreibt ein Verbandsvertreter seine Gefühlslage und lächelt müde.
Der „Dialogprozess“, den Schulminister Ludwig Spaenle (CSU) im Frühjahr begonnen hat, könnte eine Lösung näher bringen. Vordergründig soll damit ja die so genannte „Schulfamilie“ an der Debatte um die Zukunft des Gymnasiums beteiligt werden. Tatsächlich ging es aber doch wohl eher darum, dem damals noch laufenden Volksbegehren politisch das Wasser abzugraben.
Zwei „Dialogforen“ haben bislang stattgefunden und drei „Werkstattgespräche“. Die Landtags-Opposition war daran ebenso beteiligt, wie die relevanten Verbände von Lehrern, Eltern und Schülern. Die Ergebnisse, die Spaenle am Montagabend vor Schulexperten präsentieren ließ, sind allerdings äußerst bescheiden.
So gebe es etwa viel Konsens, dass die Lehrerfortbildung wichtig sei, auch Begabte individuell gefördert werden müssten oder es künftig in den Gymnasien um „Lernen statt Lehren“ gehen müsse, berichtete Walter Gremm, Leiter der Gymnasialabteilung im Kultusministerium. Die entscheidende Frage, die auch Spaenle in seiner Begrüßung noch einmal aufgeworfen hatte, blieb dagegen weitgehend undiskutiert: „Wie kann man mehr Lernzeit für die Schüler organisieren, die mehr Lernzeit brauchen?“
Braucht man dafür ein neunjähriges Gymnasium mit einer Überholspur für schnelle Schüler? Oder ein flexibleres G8 mit einer Art Parkbucht für die Langsamen? Und wo könnte so eine Parkbucht sein – in der Mittelstufe, wo die meisten Schüler den Anschluss verlieren? Oder in der Oberstufe, um auf dem Weg zum Abitur bei Bedarf Wissenslücken zu schließen? Braucht es generell mehr Lernzeit für alle Schüler? Oder individuell, je nach Bedarf?
Viele Fragen, keine Antworten – was nach Meinung mancher Experten auch die von Spaenle beförderte Debatte über pädagogische oder inhaltliche Fragen unmöglich macht: „Wir wissen doch immer noch nicht, von welchem System aus wir denken sollen“, beschwert sich etwa Max Schmidt, Präsident des Philologenverbandes und G 9-Befürworter.
Die an sich wichtige Debatte über generelle Verbesserungen des Gymnasiums finde deshalb „auf einem sehr allgemeinen Niveau“ statt, findet Schmidt. Für Zufall hält der Lehrerverbandschef dies nicht: „Wir erleben im Augenblick eine gewisse Hinhaltetaktik“, klagt Schmidt.
Unklar scheint derzeit nämlich, wer in der CSU-Regierungsmehrheit den Reformkurs am Ende bestimmen wird: Ressortchef Spaenle macht jedenfalls nach wie vor nicht den Eindruck, das Heft des Handelns in der Hand zu haben. Spaenle habe sich zudem „im Geflecht der Verbände verfangen“, findet der Freie Wähler Günther Felbinger: „Es gibt aber einen sicheren Weg zum Misserfolg: Es allen Recht machen zu wollen.“
In der Landtags-CSU gibt es derweil laute Stimmen, die am liebsten überhaupt keine Schulreformen mehr wollen: Aus sehr grundsätzlichen Erwägungen, weil Reformen immer Geld kosten – oder auch nur mit dem diffusen Bauchgefühl, es würden ohnehin schon viel zu viele Schüler aufs Gymnasium wechseln.
Ministerpräsident Horst Seehofer hatte dagegen noch im Frühjahr zumindest hinter verschlossenen Türen wenig Zweifel an seiner Vorliebe für das G 9 gelassen. Doch ob er sich nach internen Querelen nach der verlorenen Europawahl deshalb noch mit den eigenen Leuten anlegen will? Er sehe nach wie vor „Handlungsbedarf“ an den Gymnasien, beteuerte Seehofer zwar kürzlich. Inhaltliche Festlegungen werde es aber erst im Herbst geben.
„Ich hoffe sehr, dass sich der Ministerpräsident am Ende durchsetzt“, sagt SPD-Fraktionschef Markus Rinderspacher. Seehofer habe „immer in Richtung G 9 entschleunigen wollen“. Mit kosmetischen Korrekturen am G 8 sei es jedenfalls nicht getan, warnt der SPD-Mann die CSU: „Eine Minimallösung wird keinen Schulfrieden herbeiführen.“
Das sollten alle Oppositionellen und Medienvertreter akzeptieren. Punkt.
Es bleibt Gott sei Dank beim G 8. Wenn Lehrer vom Lobbyverband der Philologen nicht umdenken wollen, ist das Arbeitsverweigerung. Herr Spaenle sollte sie als Vorgesetzter abmahnen. Es ist doch ein Unding inzwischen, daß man auch in D anfängt demokratische Entscheidungen nicht zu akzeptieren und nachzukarten. Ein ganz mieser Stil.
Was sollen diese ganzen Egotrips einer kleinen Minderheit? Es gibt das Gymnasium und andere Schulformen. Wer die eine Schule nicht schafft, geht auf eine andere. Da braucht man keine Parkbuchten und ähnlichen Schwachsinn. Es ist an der Zeit, daß bestimmte Gutmenschen endlich kapieren, jeder Mensch ist anders. Es gibt keine zwei gleichen Menschen, außer eineiige Zwillinge! Darauf ist die Forensik wg den DNS Ermittlungen sogar stolz. Nur in der Schule soll der Mensch gleich sein? Blödsinn! Wir leben nicht im Wolkenkuckucksheim.
Deshalb wird bei der Debatte auch nicht bedacht, was Eltern am wichtigsten ist: nicht die Zahl der Jahre bis zum Abitur, sondern die Art, wie im Gymnasium gelernt wird. leistungsorientiert, aber ohne schädlichen Lerndruck. Das geht, man muss es nur wollen. Insbesondere Philologen müssten dazu aber gewaltig umdenken.
Nach dem nicht unterstützten Volksbegehren ließ der Herr Vorsitzende verlauten, es werde sich jetzt zeigen, dass Seehofer sich nicht gegen seine Fraktion durchsetzen könne. Jetzt setzt er wieder alle Hoffnung in ihn. Der SPD-Vorsitzende! Der aus unerfindlichen Gründen GLAUBT, Seehofer habe schon immer ein G9 gewollt...
Kann man eine Oppositionspartei eigentlich noch lächerlicher führen?