
Nur knapp fünf Monate nach dem Einzug in den Landtag kracht es in der AfD-Fraktion bereits gewaltig: Zunächst hatte der Abgeordnete Raimund Swoboda nur seinen Austritt aus Partei und Fraktion erklärt. Nun rechnet der Mittelfranke auch noch schonungslos mit der Landtags-AfD ab.
„Leute im geistigen Gewand und Jargon eines neonational-revolutionären Extremismus“ hätten sich die Fraktion „unter den Nagel“ gerissen, teilte er in einer Presseerklärung mit, aus der zuerst die „FAZ“ zitiert hatte. Von „Kampfrhetorik“, „Polit-Clownerie“ und „aggressivem Gebrüll“ anderer AfD-Abgeordneter ist dort die Rede. Und vom „selbstherrlichen Verhalten“ der Fraktionschefin Katrin Ebner-Steiner, die sich mit einem „Hofstaat“ Getreuer umgebe, die allesamt zum ultrarechten „Flügel“ der Partei gehörten. AfD-Abgeordnete anderer „Lagerzugehörigkeit“ würden dagegen ausgegrenzt, klagt Swoboda – von der Posten-Besetzung bis zur Verteilung der Landtagsbüros.
Harter Tobak, den Ebner-Steiner am Freitag knapp als "nicht nachvollziehbar" bezeichnete. Zuvor hatte sie bereits versucht, den Austritt Swobodas mit „persönlichen Gründen“ klein zu reden: Der 68-jährige Ex-Polizeidirektor war im November als Landtags-Vizepräsident durchgefallen und von der Fraktion nicht in den Innenausschuss gewählt worden.

Dass Swoboda mit dem oft strammen Rechtskurs der Landtags-AfD größere Probleme hatte, war allerdings bis zuletzt nicht aufgefallen. Auch sein Scheitern als Landtags-Vizelag wohl weniger an der nun von ihm beklagten mangelnden Rückendeckung aus den eigenen Reihen. Vielmehr hatte er Politiker der anderen Parteien zuvor in die Nähe von „Schurken“ und „Kriminellen“ gerückt – was diese nicht mit ihrer Zustimmung honorieren wollten.
Fast keine Plenarwoche ohne AfD-Eklat
Dass es in der AfD-Fraktion zumindest zwei politische Lager gibt, ist jedoch offensichtlich. Die stärkere Rechtsaußen-Gruppe um Ebner-Steiner bestimmt dabei bislang den Ton: Politische Provokationen und eine demonstrative Opfer-Rolle prägten dabei vor allem die Außenwahrnehmung.
So blieb seit vergangenem Herbst fast keine Plenarwoche ohne AfD-Eklat. Gleich drei Mal wurden AfD-Abgeordnete sogar vom Landtagspräsidium für ihr Verhalten gerügt: Der Mittelfranke Ralph Müller hatte im Plenum Waffenkontrollen als „Elemente eines totalitären Staates“ bezeichnet, die gut „zu ihrer Stasi- und Schnüffelkanzlerin passen". Der Schwabe Ulrich Singer beschimpfte eine Grünen-Abgeordnete in einer Debatte über das Abtreibungs-Werbeverbot als „Kindsmörderin“ - entschuldigte sich allerdings später. Und der AfD-Mann Ferdinand Mang rückte die anderen Parteien gar in die Nähe des Nationalsozialismus, als er das Durchfallen der AfD-Kandidaten als Vizepräsidenten zu „Wegmarken des Faschismus“ erklärte. Die dafür erteilte Rüge bezeichnete sein AfD-Kollege Müller per Zwischenruf als „Ritterschlag“ und Einschränkung der Meinungsfreiheit.
Das Landtags-Präsidium sei bei Rügen sehr zurückhaltend, erklärt dagegen der Landtags-Vize Thomas Gehring (Grüne): „Es geht nicht darum, Dinge zu ahnden, die uns politisch nicht gefallen.“ Die Diffamierung demokratischer Institutionen oder persönliche Beleidigungen könnten aber nicht hingenommen werden. „Zumal wir den Eindruck haben, dass es sich meist um bewusste Provokationen handelt.“ Die AfD habe „oft vorgefertigte Reden, die juristisch ausgeklügelt sind, um an die Grenze des Sagbaren zu gehen“, glaubt auch Freie-Wähler-Fraktionschef Florian Streibl: „Wenn man die Wortmeldungen der AfD hört, läuft es einem oft kalt den Buckel runter.“
Spekulationen um ideologische Strippenzieher im Hintergrund
Schreiben AfD-Abgeordnete also ihre Reden gar nicht selbst? Gibt es gar ideologische Strippenzieher im Hintergrund? Anlass für derartige Spekulationen gab vor allem eine Plenar-Rede von Fraktionschefin Ebner-Steiner am 11. Dezember: Die sonst deftig-bodenständig formulierende Frontfrau zitierte darin Nietzsche und Rousseau. Sie kündigte eine „Partizipationsrevolution“ an, warf dem „politisch-medialen Komplex“ vor, Bayern in eine „multiethnische Besiedelungszone“ umwandeln zu wollen und erklärte im Sinne identitärer Ideologie: „Um Völker miteinander versöhnen zu können, muss es Völker weiter geben.“
Ebner-Steiner selbst weist den Vorwurf, jemand anderes habe ihr die Feder geführt, weit von sich. „Vorgaben gibt es keine“, beteuert der zum gemäßigten Lager zählende Co-Fraktionschef Markus Plenk. Auch eine allzu große Nähe seiner Fraktion zu den Partei-Rechtsaußen um den Thüringer AfD-Landeschef Björn Höcke will Plenk nicht erkennen: Es gebe in der Partei Strömungen, die sich auch in der bayerischen Landtagsfraktion widerspiegelten. Von einer „Höcke-Fraktion“ könne aber keine Rede sein, sagte Plenk dieser Redaktion noch vor dem Swoboda-Austritt. Das Verhältnis der Strömungen sei aber „noch nicht ganz so ausgewogen, wie ich es mir wünsche“.
In den anderen Parteien ist man sich dagegen einig, dass rund zwei Drittel der Landtags-AfD dem Rechtsaußen-Lager zuzurechnen sind. Dazu passt, dass 13 von 17 anwesenden AfD-Landtagsabgeordneten bei einer Rede von Charlotte Knobloch, der früheren Präsidentin des Zentralrats der Juden, zum Holocaust-Gedenken im Januar den Plenarsaal verließen.
„Für mich war das der erste richtig böse Auftritt der AfD im Landtag“, findet Landtags-Vize Karl Freller (CSU). Viele AfD-Abgeordneten hätten aber nicht nur dabei „ein krudes Weltbild“ offenbart. Ähnlich sieht dies auch der Grüne Gehring: Die von der AfD provozierten Eklats hätten nichts mit politisch unerfahrenen Rechten zu tun, „die mal über das Ziel hinaus schießen“, findet der Allgäuer. „Da steht schon ein klares politisches Konzept dahinter.“
Wilde AfD-Verschwörungstheorien über Klimawandel und Atomkraft
Nach inhaltlichem Profil scheint die Landtags-AfD hingegen noch zu suchen. Wilde Verschwörungstheorien und undifferenzierte Attacken prägen stattdessen viele Wortmeldungen: Der Klimawandel sei eine Erfindung von „Globalisten“ mit dem Ziel, die deutsche Industrie zu zerstören, glaubt etwa AfD-Mann Christoph Maier. Atommüllfreie Kernkraftwerke seien im Kalten Krieg von den USA verhindert worden, „um Uranmunition herzustellen“, behauptet AfD-Mann Mang. Und der Unterfranke Christian Klingen warf Bayerns Medien pauschal „öffentlich-unrechtliche Gehirnwäsche“, „Moralfetischismus“ und „Staatspropaganda“ vor.
Alternative politische Konzepte bleiben dagegen bislang ebenso rar, wie konstruktive Mitarbeit in den Fachausschüssen. Fraktionschef Plenk räumt offen ein, dass inhaltlich für seine Partei noch Luft nach oben ist: „Wir müssen mit Argumenten überzeugen“, fordert der Biobauer aus dem Chiemgau. Provokationen genügten nicht als politisches Konzept: „Wenn einer immer nur schreit, hört irgendwann keiner mehr zu.“
soll es ja hinter verschlossenen Türen in der Fraktion der AfD recht laut geworden sein.
Bin mal gespannt, wie die Tragikomödie AfD Landtagsfraktion weiter geht.
wachsenden Antisemitismus durch Migration zugegeben hat ?
Aprospos "Realität (en) :
Vermurkste Energiewende
Griechenland u.Südländerrettung
Migrationschaos
Bankenrettung
Eurokrise, Entwertung dt.Vermögen,Verschuldung
usw. und so fort.
Die AfD spricht als einzige Partei ständig die Realität(en) an und legt
den Finger in die Wunde. Realitätsverweigerung findet woanders statt.
Sollte als Antwort auf "Fischers Fritz" unten hin. Sorry
Dass Sie jetzt wieder plötzlich das Thema wechseln, um schnellstmöglich ablenken zu können, dafür kann hier keiner etwas ...
(Die Leser kapieren sehr wohl w e r hier ablenkt , statt mit Antworten
den Dialog konstruktiv weiter führen zu wollen. Lieber Mitforist.)
40 % der AfD extremistischen Ideen anhängen dann ist die Fraktion im bayrischen Landtag deutlich extremistischer als der Parteidurchschnitt. Denn hier scheinen 13 Abgeordnete auf diesem Weg der Fraktionsführung zu folgen und damit deutlich mehr als die halbe Fraktion.
Liegt das jetzt am Bundesland Bayern?
FJS stand im Gegensatz zu vielen AfD - Anhängern immer auf der Seite des Grundgesetzes.
Außerdem hätte FJS nie und nimmer eine Frau Knobloch und damit die jüdische Gemeinde beleidigt und boykottiert.
Diese Fraktionsvorsitzende und ihre Kumpanen stehen deutlich weiter rechts als einst FJS.
Frau Knobloch spricht doch - im Gegensatz zu Herrn Schuster- die Probleme
(Antisemitismus gewisser Importe) im Sinne der AfD punktgenau an.
Nun,da bin ich, da sind die Leser doch mal gespannt auf ihre Antwort.
Sie haben wohl den Auszug von 13 der 17 anwesenden Abgeordneten bei der Holocaust - Gedenkstunde vergessen. Nur weil Fr. Knobloch die Wahrheit über diese Nazi - Verharmlosen ausgesprochen hat.
Ich reite das schon als Beleidigung der Holocaust - Überlebenden.
Ablenkung nützt niemandem.
Knobloch hat das Problem angesprochen.
Wieso weichen Sie aus ?
Ist das keine Beleidigung für Sie bei einer Rede im Landtag demonstrativ den Plenarsaal zu verlassen?
Für mich fällt das definitiv unter persönliche Beleidigung – und es deckt sich so überhaupt nicht mit Ihrer Schutzbehauptung, Frau Knobloch würde „im Sinne der AfD“ sprechen.
Zudem wurde Frau Knobloch auch persönlich bedroht: (Zitat) „Seitdem erreichen mich beinahe im Minutentakt wüste Beschimpfungen, Drohungen und Beleidigungen per E-Mail und Telefon“.
Das zeigt eindrücklich, dass die AfD ein GROSSES Problem damit hat, die Realität der Deutschen Geschichte anzuerkennen und auch zumindest vor der Androhung von Straftaten nicht zurückschreckt.
Das scheint insgesamt etwas zu sein, was der AfD irgendwie ständig im Weg steht: die Realität.