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Bamberg
Debatte um Winnetou-Bücher: Bamberger Verleger will nicht einknicken
Bernhard Schmid vom Karl-May-Verlag aus Bamberg verkauft sein „Winnetou“-Buch weiter. Wie sieht er die Vorwürfe um kulturelle Aneignung, stereotype Figurenzeichnung und Rassismus?
Karl May-3       -  Bernhard Schmid vom Karl May Verlag in Bamberg will sein Winnetou-Buch nicht zurückziehen.
Foto: Matthias Hoch | Bernhard Schmid vom Karl May Verlag in Bamberg will sein Winnetou-Buch nicht zurückziehen.
Das Gespräch führte Christoph Hägele
 |  aktualisiert: 15.07.2024 10:15 Uhr

Seit Mitte August läuft in den deutschen Kinos der Film „Der junge Häuptling Winnetou“. Begleitend dazu veröffentlichte der Ravensburger Verlag die „Winnetou“-Kinderbücher „Das Buch zum Film“ und „Das Erstlesebuch zum Film“. „Der junge Häuptling Winnetou“ bedient sich literarischer Motive von Karl May. Jetzt hat der Verlag die Bücher schon wieder vom Markt genommen. Zuvor war in Sozialen Netzwerken der Vorwurf des Rassismus, der stereotypen Figurenzeichnung und der kulturellen Aneignung gegen Film und Bücher erhoben worden. Auch der in Bamberg beheimatete Karl-May-Verlag begleitet den Kinofilm mit einer Publikation: „Der junge Häuptling Winnetou. Das große Fanbuch“ (96 Seiten, 135 Abbildungen, 15 Euro). Geleitet wird der Karl-May-Verlag von Geschäftsführer Bernhard Schmid.

Frage: Auf öffentlichen Druck hin hat der Ravensburger Verlag seine Begleitbücher zum Kinderfilm „Der junge Häuptling Winnetou“ zurückgezogen. Tut es der Bamberger Karl-May-Verlag mit seinem „Großen Fanbuch“ zum Film gleich?

Bernhard Schmid: Im Gegenteil. Wir haben ein schönes Buch gemacht. Wir werden unser Buch deshalb weiter bewerben und verkaufen. Jetzt erst recht.

Profitiert Ihr Verlag von der Aufregung?

Schmid: Ich würde mir das wünschen. Im Moment jedenfalls bestellen Menschen unser Buch bei uns mit der Bitte, doch standhaft zu bleiben.

Wird der Karl-May-Verlag in einen Kulturkampf verwickelt?

Schmid: Daran haben wir nicht das geringste Interesse. Wir möchten, dass die Menschen auch in Zukunft Karl May lesen. Denn das würde auch bedeuten, dass sich die Menschen weiterhin für die Indianer interessieren und diese nicht wie andere indigene Völker wenig Beachtung finden.

Der Entscheidung des Ravensburger Verlags war ein sogenannter Shitstorm im Internet vorausgegangen. Braut sich über dem Karl-May-Verlag etwas Vergleichbares zusammen?

Schmid: Bis jetzt überhaupt nicht. Wir sind eher darin bestärkt worden, uns von einer kleinen Minderheit nicht beeindrucken zu lassen. Außerdem: Was heißt schon Shitstorm? Zu den jetzt vom Markt genommenen Produkten des Ravensburger Verlags haben sich im Internet gerade einmal etwa 200 Menschen negativ geäußert. Wenn wir als Reaktion darauf sofort unsere Überzeugungen über Bord werfen, macht das unsere Welt zu keinem besseren Ort.

Sind Sie enttäuscht von Ravensburger?

Schmid: Ich schätze die Kollegen. Im konkreten Fall aber bin ich tatsächlich enttäuscht. Das Verhalten halte ich für schwach und die Entscheidung für einen Riesenfehler. Der Verlag ist vor einer lautstarken Minderheit, die noch dazu mit falschen und unhistorischen Argumenten hantiert, eingeknickt.

Hat sich der Ravensburger Verlag bei Ihnen gemeldet?

Schmid: Ich hätte mir das gewünscht. Aber leider nein. Vielleicht ist den Kollegen die ganze Sache auch etwas peinlich.

Was müsste dem Ravensburger Verlag peinlich sein?

Schmid: Der Film ist sehr gelungen und kommt vor allem bei Kindern gut an. Ich habe das bei einer Aufführung mit eigenen Augen erlebt. Er ist auch dafür geeignet, Kinder neugierig auf die Geschichten von Karl May zu machen. Entscheidender ist aber etwas anderes: Der Film vermittelt eher das Gegenteil dessen, was ihm vorgeworfen wird. „Der junge Häuptling Winnetou“ und auch die Karl-May-Bücher stehen in meinem Verständnis für Antirassismus und Völkerverständigung.

Die Kritiker sehen das bekanntlich anders.

Schmid: Dann haben sie in ihrem Leben keine einzige Zeile Karl May gelesen. Oder sie haben Karl May nicht verstanden. Eine andere Erklärung gibt es nicht. Karl May steht am Ende immer für das Gute und für Toleranz.

Kulturelle Aneignung, stereotype Figurenzeichnung, Rassismus: Sind sämtliche Vorwürfe unbegründet?

Schmid: Natürlich ist die Darstellung von Indianern in den Büchern von Karl May teilweise klischeehaft. Mit demselben Recht können aber auch seine Darstellungen von Weißen als Klischees bezeichnet werden. Denn die Bücher von Karl May sind keine Sachbücher, sondern Romane. Am besten wäre es, die Kritiker lesen erst einmal „Winnetou I“, dann beantworten sich ihnen viele Fragen von selbst. Und genauso ist „Der junge Häuptling Winnetou“ ein Spielfilm für Kinder und kein Dokumentarfilm. Karl May zeichnet in seinen Büchern ein Idealbild von Indianern. Er war schließlich selbst erst am Ende seines Lebens in den Vereinigten Staaten.

Benutzt Ihr Verlag in seinen Büchern noch das Wort „Indianer“?

Schmid: Wenn ich „Indianer“ nicht mehr verwenden dürfte, würde ich damit aufhören, Bücher zu verlegen. Sofort. Ich kenne kein positiveres Wort für eine Bevölkerungsgruppe. Es ist im Übrigen auch eine Bezeichnung, die zwar nicht alle, aber die meisten indigenen Völker Nordamerikas für sich in Anspruch nehmen. Wenn alle „American Indians“ diesen Begriff ablehnen, dann können wir auch in Deutschland darüber nachdenken. Aber wirklich erst dann.

 
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  • H. H.
    Da fragt man sich doch

    wann die Bücherverbrennungen wieder aufgenommen werden...
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  • M. R.
    Schlimm! Schlimm!
    Hoffentlich wird er ausgebürgert!
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  • G. R.
    Begonnen hat der Protest in den USA. Viele "schwarze Musiker" haben Musik und Musiktrends entwickelt und gefördert, habe aber dafür nie Anerkennung bekommen. Der Vorwurf war zurecht, dass die Gesellschaft immer "weisse Männer" hervorgehoben hat. Elvis, der King of Rock 'n Roll.
    Jetzt kulturelle Aneignung anzuprangern ist kulturelle Aneignung in reinform!
    Warum dürfen nur auf Jamaika lebende Personen Dreadlocks tragen und Raggae spielen?
    Kulturen entwickeln sich weiter, sie vermischen sich und werden in anderen Kulturen integriert. Es entstehen neue Kulturen.
    Das Rufen nach der reinen Kultur (Verbot der kulturellen Aneignung), war das nicht Propaganda im dritten Reich?
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Ich habe den Eindruck, dass so manche "Gutmenschen" ihr Hirn unterdrücken!
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  • H. M.
    Das sind keine Gutmenschen! Das sind dumme Menschen!
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  • R. B.
    Damit man vielleicht einmal eine Vorstellung bekommt, welche Leute hinter diesen absurden Forderungen stehen: Wegen ihrer Dreadlocks wird ein Konzertauftritt der Musikerin Ronja Maltzahn von Fridays for Future abgesagt. Die Begründung der Initiative: Dreadlocks bei weißen Menschen seien ein Zeichen der Unterdrückung schwarzer Menschen. Die Forderung der "Aktivisten" an die Musikerin war, sie solle sich vor dem Auftritt die Haare abschneiden, andernfalls könne sie nicht auftreten. Solche Leute sind es, welche ein ganzes Land seit Jahren in Moralhaft nimmt. Kritik wird im Keim erstickt und nicht selten erhält derjenige den Stempel eines Rassisten, der Weg zum Nazi ist dann nicht mehr weit. Aus dieser Angst heraus hat sich eine breite schweigende Mehrheit entwickelt, welche beinahe machtlos zuschaut, wie ein paar Wenige Verblendete ein ganzes Land zum Volldeppen macht.
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  • H. M.
    @Albatros: Absolute Zustimmung! Dreatlocks sind nach meiner Auffassung Ausdruck eines Lebensgefühls. Warum soll man als "Weißer" so ein Lebensgefühl nicht teilen dürfen? Das Argument dieser einfältigen Minderheit der kulurellen Aneignung ist einfach nur lächerlich. Dann dürften "weiße" Musiker auch keinen Raggae spielen. Coverbands eignen sich doch auch nicht die Musik der Originalmusiker an.
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  • I. E.
    Gegenfrage - was mache ich, wenn ich ins Theater gehe, ein klassisches Opernstück oder ein Musical anschaue, das von der Hintergrundstory sich eindeutig im europäischen Bürgertum des 19. Jahrhunderts abspielt (oder gar in "Mozart" in Wien - Ende des 18. Jahrhunderts - und eine Gräfin, die als Förderin Mozarts historisch nachgewiesen ist, plötzlich (in exzellenter Weise übrigens) von einer Schauspielerin mit schwarzer Hautfarbe gespielt wird. Ist das auch kulturelle Aneignung?
    Sorry, sowas ist doch einfach affig!
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  • R. B.
    Natürlich habe auch ich die Bücher von Karl May verschlungen. Und die dort transportierten Moralvorstellungen und Toleranzgedanken haben mich vermutlich auch mitgeprägt. Diese Bücher sind alles andere als rassistisch im Gegenteil, hier wird dem Leser sehr transparent der Unterschied zwischen Gut und Böse erklärt. Und insbesondere die Indianer waren bei Karl May die Guten und Heldenhaften. Viel bemerkenswerter ist aber doch eigentlich, dass wir überhaupt derartige Diskussionen führen, angefacht von einer verwirrten klitzekleinen Minderheit, welche seit Jahren vorgibt, die Mehrheit zu repräsentieren. Wie lange wollen wir noch über deren Stöckchen springen. Ich kann nur hoffen, dass die normalen und vernünftigen Menschen künftig den Ravensburger Verlag boykotieren.
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  • U. A.
    @Albatros: Zwei gewohnt sehr gute Kommentare.

    Auch wenn es wohl wieder zensiert wird: Bei anderen Diktaturen wie den Nazis oder den russischen oder zahlreichen asiatischen Kommunisten, oder in Kuba oder Venezuela fing die Unterdrückung der Bevölkerung immer durch ein paar wenige an.
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  • H. M.
    @Alfisti: Was heißt hier "Bei anderen Diktaturen"? Wir sind keine Diktatur! Falls Sie meinen, dass wir in einer Diktatur leben, sollten Sie dringend einen Nachhilfekurs in Politik- und Staatswesen besuchen!
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  • H. S.
    Wer den Blick von Quentin Tarantino beherrscht knickt nicht ein!
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  • H. M.
    Wann gibt es endlich eine Demo der großen schweigenden Mehrheit gegen diese Minderheiten, die uns ihre Meinung aufzwingen wollen, sei es Winnetou-Gegner, Gender-Abslolutisten oder Verschwörungstheoretiker ?
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  • P. B.
    Diese Gedanken habe ich auch schon länger. Warum die große Mehrheit sich von denen auf der Nase herumtanzen lassen. Für mich bedeutet Indianer überhaupt nichts schlechtes. Ich bin selber in der Fasnacht Zeit oft als Indianer verkleidet gegangen. Und heute wollen wir irgendwelche Neun mal Klugen erzählen, dass dies schlecht war. Außerdem mit den ganzen scheiß mit Gentern.
    Die scheiß Verschwörungstheoretiker sind noch mal das Sahnehäubchen überhaupt. Da könnt ich sowas von Kotzen.
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  • R. B.
    @ Petsch06120702, derb aber ehrlich.
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  • H. E.
    Bitte bleiben Sie standhaft! Lassen Sie sich nicht von den Medien und "Gutmenschen " unter Druck setzen!

    Das Buch ist wunderbar und nicht annähernd in eine Ecke zu stellen! Sogar Menschen mit indigenen Wurzeln finden nichts negatives daran!
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  • A. H.
    Gutmenschen wirds als laute Minderheit immer geben, aber dass die offensichtlich in den Medien so stark vertreten sind bzw. dort ein "williges Ohr" finden, das kanns doch auch nicht sein.
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  • H. E.
    Leider verstößt Ihr Kommentar gegen die Kommentarregeln (Wortwahl) auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
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  • T. E.
    Sachlicher und sehr nachvollziehbarer Standpunkt
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