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Allgäu
Hochland gibt Standorte auf: Was wird aus Käsealternative Simply V?
Bei zwei Tochterunternehmen der Hochlandgruppe gibt es massive Veränderungen im Westallgäu. Was bedeutet das für die Zukunft von veganen Produkte?
Peter Mittermeier
 |  aktualisiert: 11.05.2024 02:43 Uhr

Wie geht es weiter mit der E.V.A. GmbH in Oberreute und Hergatz? Warum gibt Hochland sein jüngstes Tochterunternehmen Beetgold ab und was läuft am Stammsitz in Heimenkirch? Das waren unter anderem Themen der Bilanzpressekonferenz des führenden Käseherstellers in Heimenkirch. Ein Überblick.

  • Simply V. Hochland hat 2015 die E.V.A. GmbH gegründet. Sie stellt unter der Marke Simply V. auf Mandelbasis vegane Alternativen für Käse her und ist in dem Bereich Marktführer. Die GmbH beschäftigt 170 Mitarbeiter und unterhält zwei Standorte in Oberreute und Hergatz. Beide gibt Hochland auf. In Hergatz wird das Anfang 2025 der Fall sein, wie Vorstand Josef Stitzl erklärte. Für Oberreute laufen die Planungen noch. Die Produktion der veganen Produkte verlegt Hochland an andere Standorte des Unternehmens, auch nach Heimenkirch. Die Produktionsmitarbeiter sollen Teil von Hochland Deutschland werden. Schon im vergangenen Jahr hatte Hochland Pläne begraben, in der Marktgemeinde Weiler-Simmerberg einen großen Firmensitz für die E.V.A. GmbH zu errichten.

Markt für vegane Produkte für Hochland langfristig sehr wichtig

Im Moment spielen die veganen Produkte umsatzmäßig noch eine untergeordnete Rolle. Langfristig sei der Markt für Hochland aber „sehr wichtig“, so Sebastian Schaffer. Gerade jüngere Verbraucher aus dem urbanen Umfeld hat Hochland dabei im Blick. Aktuell führt das Unternehmen Simply V. auch auf dem US-amerikanischen Markt ein. Sie werden vor Ort hergestellt. Mit dem Patros auf pflanzlicher Basis hat Hochland eine weitere vegane Alternative zu Käse auf den Markt gebracht. Allerdings nicht unter der Marke Simply V.

  • Gemüse-StartUp Beetgold Das 2019 gegründete Unternehmen ist aus einem internen Ideenwettbewerb bei Hochland hervorgegangen. Die GmbH produziert Tortillas, Pizzaböden und Aufstriche aus Trester. Der fällt bei der Herstellung von Fruchtsäften als Nebenprodukt an und wird oft entsorgt. 230.000 Kilogramm Trester hat Beetgold so nach eigenen Angaben bislang „gerettet“. Jetzt hat Hochland Beetgold an die neu gegründete Irodima GmbH abgegeben. „Es war klar, dass wir es in andere Hände geben müssen, um es weiter wachsen lassen zu können“, erklärt Vorstand Sebastian Schaeffer die Entscheidung.

Gründer der Irodima GmbH ist Friedrich Büse. Er gilt als Wegbereiter für pflanzliche Lebensmittel und hat über 40 Jahre Erfahrung im Bereich der Lebensmittelindustrie. Bei Beetgold stehe Gemüse im absoluten Fokus – deshalb sei die Ansiedlung unter dem Dach der Irodima GmbH der richtige Schritt, so Schaeffer. Aktuell befindet sich Beetgold noch in Heimenkirch. Allerdings wird das Unternehmen umziehen. Irodima plant den Aufbau einer Produktion in Bamberg.

Was tut sich sonst noch bei Allgäuer Käsehersteller Hochland?

  • Arbeitskräfte Circa 6200 Beschäftigte hat Hochland weltweit. Davon arbeiten 1500 am Stammsitz in Heimenkirch. Dort befindet sich nach wie vor das größte Werk des Unternehmens. Während Arbeitskräftemangel die Tochter in den USA bremst, sei das in Deutschland abgesehen von Spezialisten etwa im Bereich der IT „kein großes Thema“, so Vorstand Hubert Staub. Allerdings stehen bei Hochland starke Mitarbeiterjahrgänge vor der Verrentung. „Wir werden mehr Stellen nachbesetzen müssen als früher“, sagt der Vorstandsvorsitzende Peter Stahl. Das werde anspruchsvoll. Ein Segen ist aus Sicht seines Vorstandskollegen Josef Stitzl das duale System der Ausbildung in Deutschland, das es so andernorts nicht gibt. In den USA würden große Unternehmen die Ausbildung aber intern übernehmen.
  • Stammwerk Heimenkirch Dort investiert Heimenkirch seit Jahren kräftig. Im vergangenen Jahr hat der Käsehersteller ein neues Parkhaus mit 700 Plätzen für Mitarbeiter in Betrieb genommen. Es komme bei den Mitarbeitern „extrem gut an“, so Vorstand Hubert Staub. Freuen können sich auch die Anwohner, in deren Straßen in der Vergangenheit viele Hochländer ihr Auto abgestellt haben. Ausgebaut hat der Käsehersteller in Heimenkirch den Versandbereich. Lkw können jetzt zentral an einer Stelle be- und entladen werden. Bislang mussten sie dazu um das Gebäude herumfahren. Die Lösung spare eine Menge Werksverkehr, sagt Stahl. In zwei Geschossen des neuen Versandgebäudes erweitert Hochland auch die Produktion.
  • Umsatz und Gewinn Hochland hat im vergangenen Jahr einen Umsatz von 2,25 Milliarden Euro erzielt, ein Plus von 50 Millionen. Damit sei das Unternehmen auf Kurs als führender Käsehersteller geblieben. Noch nicht ganz zufrieden ist der Vorstand damit, was unter dem Strich als Betriebsergebnis (vor Steuern) übrig geblieben ist: Es waren 109,5 Millionen Euro. Das entspricht einer Umsatzrendite von 4,8 Prozent. Das Unternehmen peilt fünf Prozent an.
 
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