
Sie nennen sich selber die "Laden-Hüter" und sehen es als ihre Aufgabe an, die Münchner Lach- und Schießgesellschaft zu retten. Die Schwabinger Kabarett-Institution, die zuletzt in eine beträchtliche finanzielle Schieflage geraten und zahlungsunfähig war, schien nach einem erbitterten Streit der bisherigen Gesellschafter Bruno Jonas und Laila Nöth auf der einen Seite und Stefan Hanitzsch auf der anderen am Ende.
Doch im Frühjahr scharte der frühere Münchner Oberbürgermeister Christian Ude einen Freundeskreis um sich. Er kündigte zusammen mit einigen bekannten Münchner Kulturschaffenden an, die Münchner Bühne retten zu wollen. Im Mai gab es bereits eine öffentliche Veranstaltung mit dem programmatischen Titel "Die Zukunft der Lach- und Schießgesellschaft". Mit dabei auch Nöth, Jonas und Ex-Kunstminister Wolfgang Heubisch (FDP).
Das Programm der Lach- und Schießgesellschaft soll breiter werden
Das zunächst von vielen eher skeptisch betrachtete Vorhaben scheint aber nun doch Fahrt aufzunehmen. Die Insolvenz der bisherigen Betreibergesellschaft machte nämlich den Weg frei für einen Neustart. Es soll also wider Erwarten doch weitergehen für die Lach- und Schießgesellschaft.
Am Mittwoch stellten auf einer Pressekonferenz in München die beiden Interimsgeschäftsführer Christian Schultz und Ulrich Spandau die neuen Pläne vor. Sie übernehmen die traditionsreiche Kabarettbühne. Als dritter Gesellschafter des neuen Unternehmens ist Christian Ude im Boot. Ziel ist der Insolvenzverwaltung zufolge, bis Ende des Jahres den Spielbetrieb wieder aufzunehmen. Schultz und Spandau wollen dabei ein neues wirtschaftliches und künstlerisches Konzept für die "Lach- und Schieß" einführen.
Sowohl die Räume in Schwabing als auch das Künstlerische will man neu aufstellen. Das eigene Ensemble – eine Besonderheit in der deutschen Kabarettlandschaft – soll bestehen bleiben, verspricht Schultz. Es werde auch die Wiedereröffnung bestreiten. Insgesamt soll der Spielbetrieb breit aufgestellt werden: Von Matineen über Lesungen, Musik, Poetry-Slams bis zur Comedy soll das Spektrum reichen – und natürlich soll es auch weiterhin Kabarett geben.
Auch den bisher engen muffigen Räumen steht ein Umbau bevor. Zudem soll ein Tagescafé mit normalem Gastronomiebetrieb, inklusive kleiner Außengastronomie am Straßenrand, betrieben werden. Für die Bewirtschaftung sei man mit einem Gastronomen in Verhandlungen, sagte Schultz. Wie bisher nur am Abend aufzusperren, habe sich als nicht wirtschaftlich tragbar erwiesen. Gleichzeitig betonte Schultz, dass das Haus "kein x-beliebiger Gastrobetrieb" werde. Oder, wie Spandau sagte: "Wir werden die Lach- und Schießgesellschaft nicht gentrifizieren." Stattdessen wolle man sie weiterentwickeln und zu einer "Humorschmiede" mit Talenten machen.
Wer sind nun die beiden Männer, die sich dieser schwierigen Aufgabe stellen? Schultz ist Redakteur, Autor sowie Entwickler und Produzent von Fernseh- und Streaming-Formaten. Spandau arbeitet als selbstständiger Unternehmensberater und Interimsmanager. Beide gehören auch zu den "Laden-Hütern". Insolvenzverwalter Rolf Pohlmann betonte, er sei "sehr froh, dass es gelungen ist, der Lach- und Schießgesellschaft als einer Münchner Kulturinstitution eine zweite Chance zu eröffnen. Das gilt umso mehr, als die Suche nach Investoren und nach einem Zukunftskonzept alles andere als einfach war – ungeachtet der vielen öffentlich geäußerten Solidaritätsbekundungen."
Die Lach- und Schießgesellschaft hatte im Februar einen Antrag auf Insolvenz gestellt, Ende März wurde das vorläufige Verfahren eröffnet. Für die Pleite machten sich zuletzt die drei Gesellschafter gegenseitig verantwortlich. Kabarettist Bruno Jonas sowie Laila Nöth, Tochter des verstorbenen Münchner "Hallenkönigs" Wolfgang Nöth, entließen Stefan Hanitzsch, Sohn des Karikaturisten Dieter Hanitzsch, als Geschäftsführer, nachdem die "Lach- und Schieß" unter seiner Führung in wirtschaftliche Nöte geraten war. Hanitzsch hatte den "Laden" vom bekannten Münchner Impresario Till Hofmann (Lustspielhaus) Ende 2021 übernommen. Er war nach nur einem Jahr per Mehrheitsbeschluss abgesetzt worden.
Die weit über die Grenzen Bayerns hinaus bekannte Bühne war Mitte der 50er Jahre mit Kabarett-Größen wie Dieter Hildebrandt, Klaus Havenstein oder Regisseur Sammy Drechsel gestartet. Trotz einiger Krisen und Wechsel im Team wurde die Bühne schnell überregional bekannt. Vor allem Hildebrandt sorgte mit umjubelten Auftritten dafür, dass der Laden lief. Nach seinem Tod 2013 wurde es dann zunehmend schwierig, den Raum zu füllen, in dem nur 80 Zuschauer Platz haben. Ansätze, das Programm auch digital zu vermarkten, sind bisher gescheitert. (mit dpa)