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Kabarett
Die legendäre Münchner Lach- und Schießgesellschaft steht vor dem Aus
Die Münchner Lach- und Schießgesellschaft ist wirtschaftlich ins Taumeln geraten. Die Führungsriege kommuniziert über Anwälte. Jetzt äußert sich Kabarettist Bruno Jonas.
DSC_0168.jpg       -  Die Lach- und Schießgesellschaft in Alt-Schwabing hat bundesweit einen legendären Ruf.
Foto: Marcus Merk | Die Lach- und Schießgesellschaft in Alt-Schwabing hat bundesweit einen legendären Ruf.
Josef Karg
 |  aktualisiert: 11.03.2024 13:15 Uhr

Deutschlands bekannteste Kabarettbühne ist höchst gefährdet. Medienberichten zufolge steht die Münchner Lach- und Schießgesellschaft vor dem wirtschaftlichen Aus. Der Spielbetrieb in Alt-Schwabing ist seit Anfang der Woche eingestellt. Die drei Gesellschafter sind heillos zerstritten. Und eine Lösung scheint kurzfristig nicht in Sicht.

Noch am Freitag hatte das Kabarett-Ensemble vor ausverkauftem Haus gespielt. Aber vor allem aufgrund der Pandemie ist die Bühne wirtschaftlich ins Taumeln geraten. Wie Mitgesellschafter Bruno Jonas unserer Redaktion am Dienstag mitteilte, wird derzeit geprüft, ob die liebevoll „Lach und Schieß“ abgekürzte Bühne einen Insolvenzantrag stellen muss. Auf die Frage, wie es nun weitergeht, sagte der renommierte Kabarettist: „Ich weiß es doch selbst nicht.“ Er habe jedoch die Hoffnung nicht aufgegeben, dass noch nicht alles verloren ist.

Die Lach- und Schießgesellschaft litt unter Corona

Wo seit den Fünfzigern eine Sternstunde des Kabaretts auf die andere folgte, knirscht es schon länger unter den Gesellschaftern. Jonas, bekanntestes Gesicht und starker Mann bei der Lach und Schieß, entließ zuletzt mit Zustimmung der zweiten Mitgesellschafterin Leila Nöth den dritten Mitgesellschafter Stefan Hanitzsch als Geschäftsführer. Zudem sollen dem Sohn des bekannten Karikaturisten Dieter Hanitzsch seine Anteile an der Institution entzogen werden. Der Fall liegt vor Gericht. Jetzt scheint die Lage zu eskalieren, denn der Streit schwappt in die Öffentlichkeit.

Bruno Jonas macht gegenüber unserer Redaktion für die wirtschaftlichen Probleme vor allem die Corona-Pandemie verantwortlich. Dadurch sei die Bühne mit ihren nur 80 Plätzen finanziell in eine Schieflage geraten, sagt er. Man sei allerdings auf der Suche nach Sponsoren und weiterer finanzieller Unterstützung.

Das wiederum scheint auch Teil der Auseinandersetzungen sein. Gerüchteweise hieß es, der frühere Focus-Herausgeber Helmut Markwort würde bei der Lach und Schieß einsteigen. Mitgesellschafter Hanitzsch lehnt dies ab. „Nur über meine Leiche“, sagte er unserer Redaktion. Jonas wiederum erklärte, dass ein Einstieg von Markwort nie ein Thema gewesen sei. Der Journalist sei von Nöth nur als einer von mehreren möglichen finanziellen Unterstützern angefragt worden.

Lach- und Schießgesellschaft: Jonas bleibt optimistisch

Trotz aller Streitereien und Geldprobleme bleibt Jonas optimistisch: „Es ist nicht das erste Mal, dass die Lach- und Schießgesellschaft in Turbulenzen gerät.“ Tatsächlich ist Ärger in der nun weit über sechs Jahrzehnte währenden Historie der Bühne, die einst von Kabarett-Urgestein Dieter Hildebrandt gegründet worden war, nichts Neues. Immer wieder stand die Einrichtung – ihr Name ist eine Verballhornung der Nachtwächterfirma Münchner Wach- und Schließgesellschaft – auf der Kippe. Immer wieder war fraglich, ob es weitergeht mit der Bühne, die sich wegen der wenigen Plätze wirtschaftlich nie richtig rechnete, selbst wenn alle Vorstellungen ausverkauft waren. Vor rund 20 Jahren soll die „Lach und Schieß“ schon einmal vor der Pleite gestanden haben. Doch für die Besucherinnen und Besucher lebt der Mythos, sobald auf der nur wenige Quadratmeter großen Bühne die Scheinwerfer angehen.

Begonnen hatte alles 1956. Kabarett-Stars wie Ursula Herking, Klaus Havenstein, Hans Jürgen Diedrich und Bühnengründer Dieter Hildebrandt spielten damals das Programm „Denn sie müssen nicht, was sie tun“. Es war der Anfang einer Kult-Institution. Folgt jetzt wirklich das Ende?

 
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