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München
Jeder vierte Katholik von der Kirche entfremdet
Überholtes Frauenbild, Skandale, Spaß-befreit: Vor allem junge Katholiken können laut einer Studie mit ihrer Kirche wenig anfangen - und sehen sie oft als Dienstleister.
Henry Stern       -  Obermeier/ Henry Stern
Henry Stern
 |  aktualisiert: 08.11.2019 20:24 Uhr

Mehr als jeder vierte Katholik in Deutschland hat sich von der Kirche entfernt, 41 Prozent denken mehr oder weniger intensiv über einen Kirchenaustritt nach: Zu diesen Erkenntnissen kommt eine repräsentative Studie, für die die kirchennahe Beratungsgesellschaft MDG und das Meinungsforschungsinstitut Sinus knapp 1400 der aktuell 23,3 Millionen Katholiken in Deutschland befragt haben.

Zu den laut Studie größten Kritikpunkten an der katholischen Kirche gehören das dort gepflegte Frauenbild sowie der Vorwurf, die Kirche handle nicht so, wie sie es selbst predige. Die Hälfte der befragten Katholiken hält die Kirche gar für eine "Spaßbremse". Und ein Viertel ist der Ansicht:"Die Kirche ist nur an meinem Geld interessiert."

Es gebe in der Studie aber auch positive Aspekte für die Kirchen-Verantwortlichen, findet Studienleiterin Jana Goetzke: So gaben 81 Prozent der Befragten an, sich der katholischen Kirche nach wie vor verbunden zu fühlen. "Diese recht hohe Zahl hat uns angesichts der teils massiven Kritik etwas überrascht", so Goetzke.

Der Glaube an Christus hält Kritiker in der Kirche

Zudem unterscheiden kritische Katholiken offenbar zwischen der Institution Kirche und dem christlichen Glauben: So erklären siebzig Prozent aller Befragten und immerhin vierzig Prozent der "Entfremdeten" ihre Kirchenmitgliedschaft mit dem "Glauben an Jesus Christus". Weitere wichtige Gründe waren die Tradition (72 Prozent), das soziale Engagement der Kirche (68 Prozent), sowie die Möglichkeit kirchlicher Trauungen, Bestattungen und Taufen. Zwei Drittel aller Befragten geben an, dass ihnen der Glauben im Alltag inneren Halt gibt.

Ebenfalls gut zwei Drittel loben, dass sich die katholische Kirche für Benachteiligte einsetzt. Gut die Hälfte glaubt, dass die Kirche soziale Einrichtungen besser betreibt als der Staat. Allerdings haben jüngere Katholiken eine deutlich größere Distanz: Nur 39 Prozent der 18- bis 29-Jährigen halten die Kirche in ihrem Alltag für wichtig, aber 73 Prozent der über 66-Jährigen. Zu einem ähnlichen Ergebnis war kürzlich auch eine Studie der evangelischen Kirche gekommen: Darin hatte sich nur ein knappes Viertel der jungen Protestanten als gläubig bezeichnet.

Die aktuelle MDG-Studie unterscheidet sieben "Katholiken-Typen": Demnach sind rund 13 Prozent als "Bekennende" im Glauben stark verwurzelt. 16 Prozent sind vor allem über ihre Kirchengemeinde vor Ort an die Kirche gebunden, sieben Prozent über das soziale Engagement der Kirche. 13 Prozent sind Traditionalisten, die die katholische Kirche als Bollwerk gegen Islamisierung und Werteverfall sehen, erklärte Studien-Leiterin Goetzke: "Diese Gruppe würde sich von der Kirche entfernen, wenn sie aus ihrer Sicht zu modern wird."

Junge Katholiken sehen Kirche oft als Dienstleister

Neun Prozent aller Katholiken - aber stolze 41 Prozent der unter 34-Jährigen - sind laut Studie dienstleistungsorientierte Christen: "Für diese Leute ist Kirche vor allem für Feste oder für Krisen da", so Goetzke. 16 Prozent seien "religiöse Freigeister", die ihre Spiritualität auch in anderen Religionen suchen. Diese Gruppe halte - wie die 26 Prozent der "Entfremdeten" - nicht zuletzt Tradition und Gewohnheit in der katholischen Kirche.

"Vor allem bei jungen Menschen ist die Entfremdung von der Kirche schon weit fortgeschritten", warnt MDG-Berater Thomas Nahrmann. Um diesem Trend entgegen zu wirken, müsse die katholische Kirche den punktuellen Zugang gerade junger Menschen etwa über soziales Engagement mehr wertschätzen: "Die Angebote müssen hier vielfältiger und offener für Neues werden", fordert er. Auch die hohe Bereitschaft junger Menschen über Glauben zu reden, könne man besser nutzen. Und die Kirche dürfe sich nicht zu schade sein, mit ihren Zeremonien Menschen begeistern zu wollen: "Eine tolle Hochzeit kann auch eine intensive Bindung mit der Kirche begründen."

 
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  • L. W.
    Diese Entfremdung

    liegt auch an der Verlogenheit im Spitzenpersonal dieser Organisation.

    Wenn im Pfarrhaus ein Mensch leben dürfte, der die Menschen in ihren Alltagssorgen verstehen könnte dann gäbe es auch nicht diese Abwendung des Durchschnittskatholiken von seiner angestammten Religion.

    Aber diese Abgehobenheit der Kirchenspitze verhindert glaubwürdige Pfarrer, die in den Gemeinden angenommen werden. Statt dessen wird mit importierten Personal, das unsere Lebenswirklichkeit nur begrenzt kennt und versteht, versucht Lücken zu stopfen. Das muss doch schief gehen.
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  • S. G.
    Viele treten aus, weil Sie diese Zwangsteuer nicht mehr bezahlen wollen. Bei jeder Sonderzahlung ( Urlaubsgeld / Weihnachtsgeld / und weitere) langt die Kirche zu. Deswegen ist das der Fall.
    Nur weil ich als Baby getauft wurde ( ich wurde oder viele werden gar nicht gefragt, was auch nicht geht) das man später in der Arbeits Welt, teuer bezahlen muss, ist eine Unverschämtheit.
    Nirgends in der Bibel steht : bist Du getauft dann zahle dafür.
    Es soll mir bloß jetzt keiner kommen mit dem Argument : zb. die haben ja Kindergärten!
    Und? Bezahle Kirchensteuer und muss diesen trotzdem bezahlen warum?
    Kirchensteuer ist eine Zwangsabgabe.
    Nun kommen gleich wieder : kannst austreten!
    Warum muss ich das tun? Würde doch auch nicht gefragt ob ich getauft werden möchte!
    Und fürs austreten verlangt die Stadt auch noch Geld.
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  • L. W.
    @ verwaltung

    Trotzdem ist das bewusste Austreten aus der Kirche der einzige Weg diese Zwangsabgabe an die katholischen Verharmloser von Kindesmissbrauch zu stoppen.

    Und wenn man ehrlich, diese Gebühr für die Erklärung bei Stadt und Gemeinde hat man doch bald wieder "eingespart".
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  • X. X.
    https://youtu.be/eW3gkeDORdk
    Bitte das Video anschauen.
    „Dein Beitrag macht den Unterschied.“
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  • M. B.
    Man kann übrigens auch an Christus glauben ohne Kirchensteuer. Nicht der Mensch hat sich von der Kirche entfremdet sondern die Kirche vom Menschen. Das wollen die katholischen und evangelischen Verantwortlichen jedoch nicht so gerne hören.
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