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Jagdverband
Machtkampf beim Jagdverband: Wird der Jäger-Chef aus dem Amt gejagt?
BJV-Präsident Ernst Weidenbusch droht bei der Landesversammlung in Hof die Abwahl. Einige befürchten sogar schon eine Spaltung des Bayerischen Jagdverbands.
0002628356.jpg       -  Ernst Weidenbusch hat es als Präsident nicht geschafft, den Bayerischen Jagdverband zu befrieden.
Foto: Nicolas Armer, dpa | Ernst Weidenbusch hat es als Präsident nicht geschafft, den Bayerischen Jagdverband zu befrieden.
Uli Bachmeier
 |  aktualisiert: 11.03.2024 12:55 Uhr

Der jahrelange, erbittert geführte Dauerstreit um die Führung des traditionsreichen Bayerischen Jagdverbandes (BJV) steuert einem neuen Höhepunkt entgegen. Wird der heftig angefeindete Präsident, der Münchner Rechtsanwalt und Landtagsabgeordnete Ernst Weidenbusch (CSU), beim Landesjägertag am Samstag in Hof gestürzt oder kann er – wie vor einem Jahr in Augsburg– seine knappe Mehrheit verteidigen? Als Gegenkandidaten haben seine Kritiker den ehemaligen Landtagsabgeordneten und Waldbesitzer Ludwig Freiherr von Lerchenfeld (CSU) in Stellung gebracht. Vor einer Neuwahl freilich müsste eine Abwahl stehen. Ob es dazu kommt, weiß keiner. Schon die Tagesordnung ist umstritten.

Die Fronten sind völlig verhärtet. Beide Seiten werfen sich gegenseitig Fehlverhalten und vereinsschädigendes Verhalten vor. Es geht ums große Ganze. Welcher Grundsatz soll in Bayern gelten: „Wald vor Wild“, „Wild vor Wald“ oder irgendwas dazwischen? Es geht um ganz persönliche Animositäten und langsam, aber stetig gewachsene Feindschaften. Und es geht um eine höchst komplizierte Vorgeschichte, die mit dem Sturz von Weidenbuschs Vorgänger Jürgen Vocke begann, der den Verband 25 Jahre lang als Präsident geführt hatte.

Jagdverband: Ex-Chef soll nach Rücktritt Ehrenwürde erhalten

Zumindest die Causa Vocke könnte am Samstag in Hof ein versöhnliches Ende finden. Er hatte Mitte Oktober 2019 seinen Rücktritt erklärt, weil die Staatsanwaltschaft nach verbandsinternen Anschuldigungen gegen ihn Ermittlungen wegen des Verdachts der Untreue und der Unterschlagung eingeleitet hatte. Die strafrechtlich relevanten Vorwürfe erwiesen sich später ganz überwiegend als haltlos. Die Ermittlungen wurden eingestellt. Nun liegt der Antrag auf dem Tisch, Vocke zum Ehrenpräsidenten des BJV zu wählen.

Wer in Zukunft für die rund 50.000 bayerischen Jäger sprechen wird, die in den 159 Kreisgruppen des Jagdverbandes organisiert sind, ist allerdings völlig offen. Eine Reihe von Funktionären befürchtet sogar, dass der Verband auseinanderbrechen könnte, wenn der Streit nicht beigelegt wird.

Schon nach seiner Wahl gab es Widerstände und Vorwürfe gegen Weidenbusch

Weidenbusch war im Dezember 2020 zum Nachfolger Vockes gewählt worden. Schon damals gab es gegen ihn einige Widerstände. Ruhe allerdings kehrte bei den Jägern nach der Wahl nicht ein. Im Gegenteil. Auch gegen Weidenbusch wurden bald Vorwürfe laut– zum Teil anonym, zum Teil auf offener Bühne. Kritisiert wurden sein angeblich autoritärer Führungsstil und seine angeblich kompromisslose Haltung gegenüber Waldbesitzern, Landwirten und Naturschützern, die dazu geführt habe, dass der Verband weitgehend politisch isoliert sei.

Einer der Wortführer gegen Weidenbusch ist der Vorsitzende des Jagdschutz- und Jägervereins Dachau, Ernst-Ulrich Wittmann. Er trat im Frühling 2022 beim Jägertag in Augsburg gegen Weidenbusch an und unterlag, obwohl er seine Kandidatur erst wenige Tage vorher bekannt gegeben hatte, nur denkbar knapp.

Anonymes Schreiben: Misstrauen und Angst hätten um sich gegriffen

Die Kritik an Weidenbusch aber verstummte auch danach nicht. Mitarbeiter im „Haus der Jäger“ in Feldkirchen bei München kündigten. In einem anonymen Schreiben an die BJV-Kreisgruppen (Unterzeichner: „Eine Gruppe ehemaliger Mitarbeiter des BJV“) war von Wutausbrüchen, Beschimpfungen und respektlosem Umgang mit Angestellten die Rede. In der Geschäftsstelle hätten „Misstrauen und Angst um sich gegriffen“. Gleichzeitig behauptete Wittmann, Weidenbusch hätte ihn „mehrfach öffentlich als Psychopathen“ bezeichnet.

Bei einer Pressekonferenz im November wies Weidenbusch die Vorwürfe zurück. Er habe niemanden bedroht oder beleidigt, sagte der Jagdpräsident und ging seinerseits auf seine Kritiker los. Es handle sich, wie er sagte, um eine „planmäßige Diffamierung mittels einer Rufmordkampagne“. Es seien „immer wieder dieselben Personen, die mit erfundenen Beschuldigungen versuchen, die Vorherrschaft im Verband zu gewinnen“. Diese Gruppe sei bereits hinter dem „Absägen“ von Präsident Vocke gestanden.

Die beiden Kontrahenten im BJV bleiben zurückhaltend

Sein neuer Herausforderer Lerchenfeld, früher Abgeordnetenkollege Weidenbuschs in der Landtags-CSU, will mit der Vorgeschichte nichts zu tun haben. Er sei gefragt worden, ob er dem Verband in der „existenziellen Krise“ helfen wolle und habe seine Kandidatur zugesagt. Ob es überhaupt eine Ab- und Neuwahl geben wird, wie von Wittmann beantragt, ist allerdings noch offen. Darüber können nur die Delegierten beim Landesjägertag befinden.

Die beiden Kontrahenten gaben sich in Gesprächen mit unserer Redaktion zwar im Prinzip zuversichtlich, aber betont zurückhaltend. „So, wie die mehreren abstimmen, so wird es ausgehen“, sagte Weidenbusch. „Als Demokrat werde ich jedes Votum akzeptieren“, sagte Lerchenfeld.

 
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