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Interview
Wie wollen Sie Hubert Aiwanger künftig spielen, Herr Krebs?
Kabarettist Wolfgang Krebs ist berühmt für seine Darstellung des bayerischen Wirtschaftsministers. Wie er nach dem Flugblatt-Skandal seine Figur sieht und wie sehr ihn der Fall persönlich umtreibt.
Klaus-Peter Mayr
 |  aktualisiert: 11.03.2024 10:33 Uhr

Herr Krebs, Sie parodieren jede Woche Hubert Aiwanger bei „quer“ im Bayerischen Fernsehen. Lassen Sie ihn jetzt, nach dem Skandal um das Flugblatt, weiterhin unbeschwert an dem kleinen Tisch sitzen und mit Markus Söder palavern?

Wolfgang Krebs: Die Entwicklung im Fall Aiwanger wirft so grundsätzliche Fragen auf, dass wir auch in der quer-Schlussnummer nicht einfach alles so lassen wollen, wie es bisher war. Wie das am Donnerstagabend um 20.15 Uhr genau aussieht, kann ich nicht sagen. Wir arbeiten noch daran. 

Können Sie zumindest andeuten, was sich ändern wird?

Krebs: Es wird noch wichtiger, die satirische Kritik hinter der Parodie deutlich zu machen. Bei der Selbstinszenierung als „Mann des Volkes“ arbeitet Hubert Aiwanger nicht zuletzt seit seinem Auftritt in Erding für Monika Gruber eben auch sehr erfolgreich mit der populistischen Erzählung der angeblichen Elite von Medien und Politik, die das Volk verrät. Diese Erzählung hat einen demagogischen Kern. Den wollen wir in der Figur erkennbar machen. 

Werden sich die zweifelhafte Vergangenheit des stellvertretenden Ministerpräsidenten und sein viel kritisierter Umgang mit den aktuellen Vorwürfen darin spiegeln?

Krebs: Aiwangers Vergangenheit soll jeder selbst beurteilen; da finde ich es legitim, wenn die Leute das unterschiedlich bewerten. Deshalb wird es auch nicht in erster Linie um seine Vergangenheit gehen. Die Parodie richtet sich ja nach dem Original, deshalb entscheidet eigentlich Hubert Aiwanger darüber, wie ich die Figur in Zukunft spiele. Wenn er die aktuelle Debatte zum Anlass nehmen sollte, noch mehr auf die Opferrolle zu setzen und die Demokratie infrage zu stellen, dann greifen wir das in der quer-Parodie auf jeden Fall auf. 

Und wie stellen Sie künftig das Verhältnis von Aiwanger zu Ministerpräsident Söder dar? Wird sich auch da etwas ändern?

Krebs: Die Frage stellt sich Markus Söder wahrscheinlich grad auch. Und für die quer-Parodie ist das natürlich spannend. Söder hat sich lange mit Aiwanger einen Wettlauf geliefert, vor allem beim Ampel-Bashing, und die Ampel hat ja auch viele Vorlagen dafür geliefert. Jetzt stellt Söder aber fest: Egal, wie du gegen die Grünen lederst, ein Aiwanger setzt immer noch einen drauf. Den will Markus Söder nicht zum Gegner haben. Also lieber mit ihm zusammenarbeiten, aber unter Schmerzen. 

Entscheiden Sie alleine, wie Söder und Aiwanger in der Sendung aufs Korn genommen werden? Oder spricht die Redaktion mit?

Krebs: Wir entwickeln das gemeinsam, die Redaktion, Christoph Süß und ich. 

Sie stehen auch als Kabarettist dauernd auf Bühnen und greifen satirisch die bayerische Politik auf. Haben Sie auf die Flugblatt-Affäre rund um Aiwanger aktuell reagiert und sie gleich in Ihr Programm eingebaut?

Krebs: Ich habe meine Auftritte seit Aiwangers Auftritt in Erding verändert. Spätestens da ist mir der richtige Umgang als Parodist mit Aiwanger klar geworden. 

Was genau ist Ihnen da klar geworden?

Krebs: Früher habe ich die Rhetorik von Aiwanger satirisch noch verstärkt und verschärft. Das ließ sich aber nach seiner Rede in Erding nicht mehr steigern. Jetzt spiele ich einen Aiwanger, der versucht, seine Kampf-Rhetorik zu erläutern, indem er sich dafür rechtfertigt - weil er siegreich aus Bierzelt-Auftritten hervorgehen möchte. Solche Erklärungen sind natürlich zum Scheitern verurteilt. 

Wie reagiert das Publikum darauf?

Krebs: Die Zuschauer in meinen Live-Programmen finden es sehr gut. Sie lachen, es gibt viel Applaus. Und die Rückmeldungen nach meinen Auftritten sind erfreulich. 

Wie sehr treibt Sie der Fall Aiwanger persönlich um?

Krebs: Meine Einschätzungen dazu soll man vor allem in meinen künstlerischen Beiträgen sehen und hören können. Meine täglichen Beiträge bei Bayern 1 pausieren in Absprache mit der Redaktion bis zur Landtagswahl allerdings erst mal. So etwas ist immer ein Einschnitt. Ich habe eine Woche lang alles über den Fall gelesen und viele Gespräche mit Politikern und Journalisten geführt. Aiwanger bleibt Parteivorsitzender, deshalb sehe ich auch weiterhin die Möglichkeit, ihn gut in meine Programme unterzubringen. 

Was müsste die Politik aus der Affäre lernen? Und was die Gesellschaft?

Krebs: Ich sehe durchaus Parallelen zu den USA: die selbst ernannte Stimme des Volkes, Hubert Aiwanger, der alle Aufmerksamkeit von Freund und Feind auf sich zieht und dazu beiträgt, dass die Gesellschaft sich immer weiter spaltet und die Debatte immer unversöhnlicher wird. Was man daraus lernen kann? Möglichst gelassen bleiben und einander zuhören. Um Gelassenheit zu lernen, ist ein Besuch im Kabarett immer gut. Da gibt’s wenigstens was zu lachen.

Zur Person: Wolfgang Krebs, 57, parodiert gerne bayerische Politiker wie Markus Söder, Hubert Aiwanger oder Edmund Stoiber. Aktuell ist er mit seinem Kabarett-Programm "Vergelt's Gott" unterwegs. 

 
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