Es gibt diesen einen Abend, der das Leben der Ausnahmegitarristin Yasi Hofer verändert hat: Gitarrengott Steve Vai holte die damals 14-Jährige bei einem Konzert in Ulm zu sich auf die Bühne. Von da an wollte die Teenagerin nur noch eins: so spielen wie ihr Idol. Sie schmiss das Gymnasium, übte von da an wie besessen und studierte Musik. Aktuell spielt Yasi Hofer in der Liveband von Helene Fischer.
Von kleinen Clubkonzerten auf die ganz große Bühne mit Helene Fischer: Müssen Sie sich manchmal kneifen, ob das alles wahr ist?
Yasi Hofer: Oh ja, das ist schon alles etwas surreal und ging sehr schnell. Ich sitze ganz oft mittags vor dem Soundcheck in der Arena auf der Bühne und nehme den Moment wahr und bin sehr dankbar.
Wie sind Sie an diesen Job gekommen?
Hofer: Ich wurde vom Musical Director angefragt. Diese Position stellt sich meist eine Wunschbesetzung zusammen, die dann dem Künstler oder der Künstlerin präsentiert wird. Er oder sie trifft dann die finale Entscheidung, wer in die Band kommt.
Rock-Gitarristin und Schlagerstar: Wie geht das zusammen?
Hofer: Es sind definitiv zwei komplett unterschiedliche Welten. Ich muss aber auch sagen, dass Helene mit der Show und den Songs, die sie momentan live präsentiert, weit weg von Schlager ist. Für mich ist es Pop. Natürlich trägt auch die neue Bandbesetzung einen großen Teil zu diesem neuen Sound bei, weshalb es vielleicht auch so gut passt, eine Rockgitarristin dazu zu holen.
Wie ist es, mit so einem Star wie Helene Fischer zu touren?
Hofer: Großartig in jeglicher Hinsicht! Wir haben alle so super viel Spaß zusammen und ich liebe die Energie, die Helene auf die Bühne bringt. Drum herum sind wir natürlich bestens versorgt mit tollem, vielseitigen – auch veganem – Catering, Sportprogramm und auch Dingen wie einer Physiotherapeutin, die uns auf der ganzen Tour begleitet. Bei fünf Shows pro Woche sind solche Dinge sehr wichtig, damit wir gesund und fit bleiben.
Dürfen Sie überhaupt offen darüber reden oder müssen Sie vorher mit Helenes Management absprechen, was Sie sagen?
Hofer: Natürlich muss man etwas aufpassen, über welche Dinge man in der Öffentlichkeit spricht. Aber für mich ist es eh selbstverständlich, dass Helenes Privatleben für die Presse tabu ist.
Helene Fischer legt großen Wert auf ihre Outfits und die ganze Ausstattung ihrer Mega-Shows, gibt es auch einen Dresscode für die Band?
Hofer: Ja, uns wurden vom Circque du Soleil Outfits zusammengestellt, die wir auch zum Großteil tragen. Helene selbst ist da aber total entspannt und lässt uns tragen, womit wir uns wohlfühlen.
Diese Bühnenshow ist so ziemlich das Gegenteil von Ihren eigenen Club-Auftritten. Was gefällt Ihnen daran und welche Performance mögen Sie am liebsten?
Hofer: Wie schon gesagt, sind es wirklich zwei ganz unterschiedliche Welten und beides hat etwas. Es macht natürlich super viel Spaß, jeden Abend in Arenen zu spielen mit diesem großartigen Cast und die Energie von durchschnittlich 15.000 Menschen jeden Abend zu spüren. Die Nähe in den kleinen Clubs hat da eine ganz andere, total schöne und brodelnde Energie. Und natürlich ist es für mich das Größte, mit meiner eigenen Musik vor Publikum zu spielen, das wegen mir und meiner Musik da ist.
Was läuft hinter den Kulissen ab, wie groß ist der Staff, wohnen Sie alle im gleichen Hotel?
Hofer: Auf dieser Tour sind wir insgesamt 140 Menschen, was richtig groß ist. Im besten Fall sind wir alle im selben Hotel, was natürlich schön und wichtig für das Gemeinschaftsgefühl ist. Aber wir verbringen alle eh sehr viel Zeit zusammen, da wir meist ab Mittag in der Arena sind und uns zum Essen und dann Sport treffen, bevor es danach zum Soundcheck und an das Make-up geht.
Wie viele Auftritte stehen noch an?
Hofer: Stand heute haben wir mit dieser Show noch 23 Konzerte vor uns. Das wird leider schneller vorbei gehen, als wir alle wollen!
Nun aber zur Yasi Hofer außerhalb des Helene-Fischer-Kosmos: Wohnen Sie noch bei ihren Eltern in Illerbeuren, wenn Sie nicht auf Tour sind?
Hofer: Nein, ich habe ein Haus, das ganz ländlich gelegen ist und für mich dadurch ein sehr wertvoller und wichtiger Rückzugsort ist. Ich bin mittlerweile so viel unterwegs und unter Menschen, dass nach Hause kommen heißt, ganz viel Zeit für mich und Ruhe zu haben.
Wie entspannen Sie sich dort?
Hofer: Ich gehe super viel und gerne mit meinem Hund in den Wald, das entspannt immer sehr. Ansonsten hilft mir Joggen und viel Zeit im Garten oder auch einfach gemütlich zu Hause sein mit Kaffee und einer Gitarre in der Hand.
Gerade ist Ihr viertes Album „Between the Lines“ erschienen, für das Sie sich vier Jahre Zeit genommen haben und das Sie als „erwachsenstes“ und „persönlichstes“ bezeichnen: Was erfahren wir darauf über Sie?
Hofer: Ich habe mich noch nie so persönlich geöffnet in meinen Songs und Texten. Diesmal hört man da ganz viel darüber, womit ich mich in den letzten Jahren beschäftigt habe und auseinandersetzen musste. Da war auch viel Unschönes dabei und das kommt in Songs wie „Devil on the Rise“ oder „We can’t go back“ zur Sprache. Insgesamt hört man mir auch einfach meine menschliche und musikalische Entwicklung an in der Art und Weise wie ich schreibe. Auch die Produktion ist sehr gewachsen. Ich habe meine Hündin Ronja verloren kurz vor der Fertigstellung des Albums. Sie ist in vielerlei Hinsicht auf dem Album verewigt, dafür muss man genau hinschauen und hinhören.
Engagieren Sie sich noch bei der „Soko Tierschutz“, die den Allgäuer Tierskandal mit verstecken Kameras aufgedeckt und die Prozesse gegen Unterallgäuer Landwirte ins Rollen gebracht hat?
Hofer: In den letzten zwei Jahren war da leider gar keine Zeit und Energie dafür. Die Arbeit mit Soko erfordert sehr viel Kraft, da ganz viel Arbeit nachts passiert und über lange Zeiträume, da musste ich mich leider zurücknehmen. Es ist mir aber weiterhin ein ganz großes Anliegen und ich hoffe, nächstes Jahr wieder aktiv werden zu können. Es ist so wichtig, dass es Menschen gibt, die Missstände wie in dem Betrieb in Bad Grönenbach aufdecken und dadurch das Leid stoppen können. Darüber hinaus sollen solche Aufdeckungen die Menschen sensibilisieren und ihnen auch zeigen, dass es keine Einzelfälle sind und man eigentlich jeden Tag so einen Betrieb aufzeigen kann – und dass hinter dem Konsum von tierischen Produkten einfach ganz viel Leid steckt.
Bleibt bei all dem noch Zeit für eine Beziehung?
Hofer: Ja, aber es ist natürlich nicht leicht. Es braucht da ganz viel Verständnis, Vertrauen und Anpassungsfähigkeit. Dieses Jahr bin ich fast 300 Tage unterwegs, da muss man mit der restlichen Zeit echt gut planen.
Am 27. Oktober kommen Sie mit Ihrem neuen Album ins Memmingen Kaminwerk: Was gibt Ihnen so ein Clubkonzert „daheim“?
Hofer: Ganz viel Vorfreude. Ich habe dieses Jahr so wenig Shows mit meiner Band und dem neuen Programm gespielt, dass es mir in den Fingern brennt, endlich auf Tour zu gehen. Ich freue mich einfach auf viele bekannte und auch unbekannte Gesichter im Publikum und auf einen energiegeladenen Konzertabend!